HSV-Torwart René Adler war von der Nominierung für das letzte Länderspiel des Jahres gegen die Niederlande selbst überrascht.

München/Hamburg. Mit Rückkehrer Rene Adler und Neuling Roman Neustädter: Bundestrainer Joachim Löw hat vier Wochen nach dem historischen 4:4 gegen Schweden vor dem Prestigeduell am Mittwoch (20.30 Uhr/ARD) in Amsterdam gegen die Niederlande bei der Nominierung seines Kaders für zwei Überraschungen gesorgt. Der 52-Jährige berief Torwart Adler (27) vom Hamburger SV erstmals nach zwei Jahren wieder in den Kreis der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, der Schalker Neustädter (24) war noch nie dabei.

„Rene hat im letzten halben Jahr großartige Leistungen gezeigt. Wir freuen uns, dass er nach langer Verletzungspause wieder an seine alte Stärke anknüpfen konnte. In der Form gehört er momentan in das Aufgebot“, sagte Löw und lobte den Keeper vor dem letzten Länderspiel des Jahres. Mit Blick auf Debütant Neustädter fügte er an: „Ich habe seine Leistungen schon letztes Jahr sehr positiv gesehen. Er hat sich bei Schalke ganz souverän präsentiert. Seine Auftritte international waren auch gut. Er ist ein Spieler mit hohen technischen Fähigkeiten. Er hat sich eine Berufung verdient.“

Für Adler ging ein Traum in Erfüllung. „Ich freue mich riesig. Wenn ich daran denke, wo ich vor einem halben Jahr stand, kommt es mir fast vor wie im Märchen. Die Nominierung ist eine schöne Belohnung für die harte Zeit“, sagte der HSV-Keeper, nachdem er am Freitagmorgen von Bundestorwarttrainer Andreas Köpke informiert worden war. Er werde die Tage „genießen“. Auch Neustädter reagierte euphorisch: „Die Berufung in die Nationalmannschaft war eine große Überraschung für mich. Ich bin sehr gespannt auf die nächste Woche.“

Ansonsten setzt Löw abgesehen von Youngster Julian Draxler (19/Schalke), der jedoch bereits zwei Länderspiele absolviert hat, auf seine bewährten Kräfte um die beiden Kapitäne Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger sowie Torjäger Miroslav Klose. Der 34-Jährige ist im brisanten Spiel gegen den Erzrivalen erneut der einzige echte Angreifer im 22-köpfigen Aufgebot. Stefan Kießling von Bayer Leverkusen muss sich weiter in Geduld üben.

Das Warten von Adler hat nach starken Leistungen beim HSV in dieser Saison dagegen ein Ende. Zuletzt stand der Keeper, der für die WM 2010 eigentlich als Nummer eins vorgesehen war, damals jedoch verletzt absagen musste, am 17. November 2010 beim Spiel gegen Schweden (0:0) im DFB-Tor. Bisher hat Adler zehn Länderspiele bestritten.

Der Bundestrainer gab dem Ex-Leverkusener den Vorzug vor Ron-Robert Zieler (23) von Hannover 96 und dem Gladbacher Marc-Andre ter Stegen (20), die zuletzt hinter Stammkeeper Manuel Neuer die Nummer zwei und drei gewesen waren. „Das ist eine Entscheidung für dieses Spiel, aber keine Entscheidung gegen Ron-Robert Zieler oder Marc-Andre ter Stegen. Die stehen natürlich weiter bei uns im Fokus“, sagte Löw dazu.

Am Münchner Neuer führt derzeit aber auch für Adler kein Weg vorbei. „Manuel Neuer war bei uns in den letzten zweieinhalb Jahren die Nummer eins. Da gibt es keinen Grund, etwas zu verändern“, unterstrich der Bundestrainer. Dass Adler jedoch am Mittwoch in Amsterdam eine Chance erhält, wollte Löw zumindest nicht ausschließen: „Das werden wir am Montag in Ruhe besprechen, wie wir es machen.

Verzichten muss der DFB-Coach auf die derzeit angeschlagenen Sami Khedira (Real Madrid) und Holger Badstuber (Bayern München). Dafür stehen ihm die Dortmunder Mats Hummels und Ilkay Gündogan sowie Lars Bender (Leverkusen), die zuletzt bei den Qualifikationsspielen in Irland (6:1) und gegen Schweden ausgefallen waren, wieder zur Verfügung.

Mit dem peinlichen 4:4 gegen Schweden, bei dem die DFB-Auswahl einen 4:0-Vorsprung leichtfertig verspielt hatte, will sich Löw in Amsterdam nicht lange aufhalten. “Pädagogisch wäre es ein falscher Ansatz, wenn man jetzt ein oder zwei Stunden über das Schweden-Spiel reden würde. Wir lassen sicher das ein oder andere einfließen in die Vorbeitung: Was wollen wir? Was wollen wir nicht? Ich möchte aber nicht mehr zu lange zurückschauen„, sagte Löw, dessen Vorgabe für die Partie gegen das Team von Louis van Gaal eindeutig ist: “Da geht es auch um viel Prestige. Wir werden ein hochintensives Spiel von unserer Seite abliefern.„

Die Nationalmannschaft trifft sich am Montagnachmittag in Amsterdam. Bis zum Spiel am Mittwochabend sind zwei Trainingseinheiten geplant.

Der Kader der deutschen Nationamlmannschaft:

Tor: Manuel Neuer (Bayern München), Rene Adler (Hamburger SV)

Abwehr: Jerome Boateng (Bayern München), Benedikt Höwedes (Schalke 04), Mats Hummels (Borussia Dortmund), Philipp Lahm (Bayern München), Per Mertesacker (FC Arsenal), Marcel Schmelzer (Borussia Dortmund), Heiko Westermann (Hamburger SV)

Mittelfeld und Angriff: Lars Bender (Bayer Leverkusen), Julian Draxler (Schalke 04), Mario Götze, Ilkay Gündogan (beide Borussia Dortmund), Miroslav Klose (Lazio Rom), Toni Kroos, Thomas Müller (beide Bayern München), Roman Neustädter (Schalke 04), Mesut Özil (Real Madrid), Lukas Podolski (FC Arsenal), Marco Reus (Borussia Dortmund), Andre Schürrle (Bayer Leverkusen), Bastian Schweinsteiger (Bayern München)

Der Kader der Niederlande:

Tor: Tim Krul (Newcastle United), Kenneth Vermeer (Ajax Amsterdam)

Abwehr: John Heitinga (FC Everton), Joris Mathijsen (Feyenoord Rotterdam), Bruno Martins Indi (Feyenoord Rotterdam), Ron Vlaar (Aston Villa), Jetro Willems (PSV Eindhoven), Ricardo van Rhijn (Ajax Amsterdam), Daryl Janmaat (Feyenoord Rotterdam)

Mittelfeld und Angriff: Ibrahim Afellay (Schalke 04), Urby Emanuelson (AC Mailand), Eljero Elia (Werder Bremen), Klaas Jan Huntelaar (Schalke 04), Nigel de Jong (AC Mailand), Dirk Kuyt (Fenerbahce Istanbul), Robin van Persie (Manchester United), Arjen Robben (Bayern München), Rafael van der Vaart (Hamburger SV), Marco van Ginkel (Vitesse Arnheim)