Die ersehnte Rückkehr von Rafael van der Vaart verlief enttäuschend. Zwar macht der Niederländer den Hamburger SV definitiv besser, alle Probleme kann aber auch er nicht lösen. Immerhin die Moral ist bei den Hanseaten intakt.
Hamburg. Rafael van Vaart redete nicht lange drum herum. „Es ist noch ein langer Weg“, sagte der große Hoffnungsträger des Hamburger SV nach der 2:3-Niederlage bei Eintracht Frankfurt. Der beim Bundesliga-Dino wie ein Heilsbringer empfangene Niederländer ist endlich da, doch die Probleme bei den Hanseaten bleiben auch mit dem Publikumsliebling: eine wackelige Abwehr, kein torgefährlicher Stürmer und ein latenter Hang zur Schönfärberei.
„Der Abstiegskampf ist nur eine Momentaufnahme“, sagte Sportchef Frank Arnesen – wenn er sich da mal nicht täuscht. Zwar zeigten die Hamburger am Sonntagabend nach der umstrittenen Roten Karte für Mittelfeldspieler Petr Jiracek (45.+1 Minute), für die der Tscheche am Montag vom DFB-Sportgericht für zwei Spiele gesperrt wurde, eine „unglaubliche Moral“, wie Arnesen lobte. Doch besonders in der Anfangsphase ließen sie gut 20 Minuten lang auch jegliche Bundesliga-Tauglichkeit vermissen. „Der Start war ein Alptraum“, gestand auch van der Vaart.
Dass es nicht einfach werden würde, den taumelnden HSV wieder in die Spur zu bringen, war van der Vaart zuvor bewusst. Doch in seinen ersten Bundesliga-Minuten seit dem 17. Mai 2008 wurde auch dem 29-Jährigen klar, wie schwer die Aufgabe für ihn tatsächlich wird. „Wenn wir gegen Dortmund genauso spielen wie in den ersten 20 Minuten, bekommen wir gleich drei Gegentore“, sagte van der Vaart mit Blick auf das kommende Wochenende ernüchtert.
Doch dann besann er sich auf seine Rolle als neuer Stimmungsmacher beim Tabellenvorletzten und versuchte, Zuversicht zu verbreiten. „In Unterzahl haben wir einen anderen HSV gesehen“, sagte der Mittelfeldstratege, der unermüdlich rackerte und den Treffer des Südkoreaners Son Heung-Min zum 2:3-Endstand mustergültig vorbereitete. „Rafa war sicherlich der beste Spieler auf dem Platz“, meinte Arnesen – und übertrieb damit erneut ein wenig.
Denn die auffälligsten Akteure in dieser abwechslungsreichen Partie trugen das Trikot von Eintracht Frankfurt. Der Japaner Takashi Inui zum Beispiel, der die anfangs wie entfesselt auftrumpfenden Gastgeber in Führung brachte und seinen Coach Armin Veh, einst beim HSV vom Hof gejagt, damit zu einem Extralob verleitete. „Wie er den Ball in der Luft annimmt und gleich weiter verarbeitet, das habe ich in dieser Art noch nie gesehen“, sagte Veh, der mit den Hessen den besten Saisonstart seit 46 Jahren hinlegte.
Oder Torhüter Kevin Trapp, der dreimal im Duell mit allein auf ihn zulaufenden Hamburgern die Oberhand behielt und den dritten Saisonsieg damit festhielt. „Trapp war sensationell“, meinte auch Vorstandsboss Heribert Bruchhagen.
Die Großchancen von Son, Artjoms Rudnevs und Dennis Diekmeier waren es auch, die im Lager der Gäste als Lichtblick herhalten mussten. „Wir haben uns endlich wieder Möglichkeiten erspielt. Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen“, sagte Arnesen. „Es sind noch 14 Partien bis Weihnachten, in denen zählt es.“ Mit Dortmund, Gladbach und Hannover hält der Spielplan aber zunächst drei schwierige Aufgaben parat. „Warum sollen wir gegen den BVB nicht für eine Überraschung sorgen?“, fragte der die zweite Halbzeit auf die Tribüne verbannte Trainer Thorsten Fink keck. Doch ein van der Vaart alleine wird dafür nicht reichen.