Der HSV verliert in Frankfurt auch mit Hoffnungsträger Rafael van der Vaart. Das Problem bleibt die Defensive. Erste Kritik an Trainer Thorsten Fink.

Frankfurt. Thorsten Fink blickte schon wieder nach vorne: "Warum sollten wir die Wende nicht gegen Borussia Dortmund schaffen?“, fragte der HSV-Trainer nach der 2:3 (1:2)-Niederlage bei Aufsteiger Eintracht Frankfurt. Fink hat sich seinen manchmal geradezu trotzig anmutenden Optimismus immer noch bewahrt, obwohl seine Bilanz beim HSV seit seinem Amtsantritt verheerend ist: 28 Spiele, sechs Siege, 29 Punkte. Werte eines Absteigers.

+++ Van der Vaart: "Es ist noch ein langer Weg" +++

Da konnte in Frankfurt auch "Messias“ Rafael van der Vaart noch nichts ändern. Wenn die Abwehr unorganisiert ist und vorne klare Chancen nicht genutzt werden, wenn die Anfangsphase verschlafen wird und dann noch eine harte Rote Karte dazukommt, dann werden Spiele verloren. Wie so oft in den letzten Monaten. Noch ganz leise, aber zunehmend hörbar, regt sich in der Hansestadt substanzielle Kritik an dem Trainer.

In den Fanforen wird der Trainer von vielen HSV-Beobachtern ernsthaft in Frage gestellt. "Man muss zu Fink sagen, dass nur wenig System erkennbar ist. Man muss zu Fink sagen, dass einzelne Spieler erheblich schlechter geworden sind“, kommentiert beispielsweise "der Meller“ im Abendblatt-Blog "Matz ab“. Er ist bei Weitem nicht der einzige.

Van der Vaart überzeugt bei Debüt

In der ausverkauften und stimmungsvollen Arena in Frankfurt gerieten die Hamburger nach schlimmen Abwehrpatzern durch Tore von Takashi Inui (13.) und Olivier Occean (18.) schnell mit 0:2 in Rückstand. Angeführt vom starken van der Vaart kämpften sie sich zurück und erzielten durch Kapitän Heiko Westermann (45.) den Anschlusstreffer.

Die Hanseaten gaben sich nicht auf – selbst nach der Roten Karte für Petr Jiracek (45.) und dem 1:3 durch Stefan Aigner (52.). So kamen sie durch einen Treffer von Heung-Min Son (63.) wieder auf 2:3 heran. Selbst Eintracht-Trainer Armin Veh lobte nach Spielende die "starke Moral, die der Gegner heute gezeigt hat.“ Weil aber Artjoms Rudnevs und Dennis Diekmeier ihre Großchancen vergaben, blieb es beim 2:3.

Schnell kam der 44 Jahre alte Fink in der Analyse zum Lichtblick der Partie. "Die Frage kommt ja sowieso“, begründete er die sich anschließende Lobeshymne auf Zugang van der Vaart. Ihm bescheinigte Fink "einen guten Einstand. Er war an fast allen Offensivaktionen beteiligt.“ Tatsächlich zeigte sich der 29 Jahre alte Niederländer beim ersten Spiel seit seiner Rückkehr in sehr guter Verfassung.

Viel Arbeit in der Defensive

Der Niederländer haderte nach dem Spielende mit den ersten 20 Minuten. "Danach haben wir gedacht, jetzt ist sowieso alles egal“, sagte van der Vaart nach Spielende. "Wenn das Selbstvertrauen fehlt, trifft man die falschen Entscheidungen“, erklärte er die mangelnde Chancenverwertung in der Folgezeit, lobte aber wie sein Trainer die "Einstellung, die wir mit zehn Mann gezeigt haben.“

Während die von vom neuen Spielmacher beflügelte Offensive der Mannschaft und den Fans des Traditionsvereins in den kommenden Wochen des Abstiegskampfes Mut machen darf, bleibt die Defensive das Hamburger Sorgenkind. Die Hamburger Abwehr offenbarte bei vielen Chancen eklatante Abstimmungsfehler. Nun fehlt auch noch für mindestens ein Spiel Jiracek im defensiven Mittelfeld. Und Sonnabend kommt der Meister. Dann geht es nach Mönchengladbach, bevor zum 125. Vereinsjubiläum Hannover 96 beim HSV antritt. Keine guten Aussichten auf eine rauschende Feier.