Der Hamburger SV hat Rafael van der Vaart verpflichtet. Noch heute soll er einen Vertrag beim HSV unterschreiben. Er kostet 13 Millionen Euro.
Hamburg. Der Hamburger SV hat Rafael van der Vaart verpflichtet. „Der Aufsichtsrat hat eine positive Entscheidung getroffen. Damit steht vonseiten des Aufsichtsrates dem Transfer nichts mehr im Wege“, sagte Alexander Otto, Vorsitzender des Kontrollgremiums, am Freitag.
Der 29 Jahre alte Niederländer, der bereits zwischen 2005 und 2008 für den HSV spielte, kommt für eine Ablösesumme von 13 Millionen Euro vom englischen Premier-League-Verein Tottenham Hotspur nach Hamburg. Er erhält einen Dreijahresvertrag bis 2015. Ursprünglich wollte Tottenham 14 Millionen Pfund (17,656 Millionen Euro) für den Mittelfeldspieler haben. Das Geld stellt größtenteils Milliardär und HSV-Investor Klaus-Michael Kühne als zinsloses Darlehen zur Verfügung.
Der Mittelfeldspieler ist mit einem Privatflieger gekommen und schon in der Hansestadt eingetroffen. Jetzt soll er die übliche medizinische Untersuchung absolvieren.
Schlechte Nachrichten gab es hingegen aus der Heimat: Der neue niederländische Fußball-Nationaltrainer Louis van Gaal hat gleich zum Auftakt der WM-Qualifikation eine harte Hand bewiesen. Im Kader für die beiden Partien gegen die Türkei am Freitag und vier Tage später in Ungarn fehlen in Rafael van der Vaart, Ibrahim Afellay, Nigel de Jong und Gregory van der Wiel gleich vier Hochkaräter. „Sie haben zuletzt wenig gespielt und sind gerade alle mit neuen Klubs beschäftigt“, begründete van Gaal seinen Verzicht auf das prominente Quartett.
Spekulationen am Donnerstag
Schon gestern war es mehrfach so weit: Rafael van der Vaart landete auf dem Hamburger Flughafen - und das gleich zehnmal. So viele Direktflüge gab es trotz angekündigten Flugpersonalstreiks von London-Heathrow nach Hamburg Fuhlsbüttel, und genauso oft meinte irgendein Fan, den Niederländer am Rollfeld, Gepäckband oder auch Taxistand gesichtet zu haben. Den etwas vorschnellen Augenzeugenberichten in den Internetforen folgte meist wenig später ein kleinlautes Dementi.
+++ "Chancen für einen Abschluss bei 30 zu 70 Prozent" +++
Zwölf Millionen Euro soll am Donnerstag das letzte Gebot gewesen sein, das Hamburgs Verantwortliche Tottenhams exzentrischen Klubpräsidenten Daniel Levy übermittelt haben. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass die von Milliardär Klaus-Michael Kühne in Aussicht gestellte Finanzhilfe - anders als zuletzt immer angenommen - lediglich in Form eines kostengünstigen Kredits bestehen soll. "Der Beitrag von Herrn Kühne kann nur in Form eines Darlehens liegen, das uns in die Situation versetzen würde, diesen Deal zu machen", gab HSV-Chef Carl Jarchow im Abendblatt-Interview offen zu.
+++ Der HSV zog die Notbremse +++
So soll Kühne dem HSV ein Kredit von fünf Millionen Euro gewähren - wobei offenbleibt, ob der Verein die gesamte Summe tatsächlich zurückzahlen muss. Zudem soll der Milliardär bereit sein, seine Anteile von jeweils einem Drittel des Transferwerts der fünf "Kühne-Spieler" (Westermann, Diekmeier, Sowah, Aogo und Jansen), die 2010 mit zehn Millionen Euro veranschlagt wurden, abzugeben, um einen prozentualen Anteil am Transferwert van der Vaarts zu erhalten.
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All das bedeutet eines: Der Verein verlässt seinen bisherigen Kurs der finanziellen Konsolidierung - zumindest für den Moment. Denn neben dem Kühne-Darlehen soll auch ein Großteil der acht Millionen Euro, die aus der Fristverlängerung der Stadionfinanzierung freiwurden, für das millionenschwere van-der-Vaart-Paket genutzt werden. Und obwohl der 29-jährige Mittelfeldregisseur genau wie Wolfsburgs Petr Jiracek in Raten abgezahlt werden soll, ist bereits klar, dass die für diese Saison angekündigte "schwarze Null" nicht mehr zu halten sein wird. Im Abendblatt-Interview hatte Jarchow bereits angekündigt, eine "finanzielle Wendemarke" erst in drei Jahren zu schaffen. Und obwohl ein Großteil der Fans die neue finanzielle Risikobereitschaft des Vereins aufgrund der sportlich angespannten Situation begrüßt, muss sich der HSV-Vorstand auch heftige Kritik gefallen lassen. "Was in Hamburg passiert ist, ist ein Skandal", erklärte Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger gestern bei einer Pressekonferenz in Frankfurt am Main. Es könne nicht sein, dass "ein Klub im Männerfußball die Millionen verbrennt und dann die Frauen dafür bestraft". Zur Erinnerung: Der HSV hatte seine Frauenmannschaft aus der Bundesliga zurückgezogen und dies mit finanziellen Schwierigkeiten begründet.
Was Zwanziger allerdings nicht wusste, ist, dass van der Vaart für eine Rückkehr nach Hamburg auf rund die Hälfte seines Gehalts verzichten und sich mit einem Verdienst von knapp 3,5 Millionen Euro brutto bereit erklären würde. Allerdings soll van der Vaarts niederländischer Anwalt Robert Geerlings in den Verhandlungen mit HSV-Vorstand Joachim Hilke auf eine zusätzliche Vertragsklausel bestanden haben, nach der seinem Mandanten im Anschluss an seine aktive Fußballerkarriere eine Anstellung im Verein garantiert werden würde.
Mit Material von dpa und sid