Der Bosnier ist enttäuscht, dass Reinhardt als Sportchef vorgezogen wurde. Torwart Frank Rost darf sich dagegen neue Hoffnungen machen.
Hamburg. Der HSV sortiert sich neu. Armin Veh ist neuer Trainer. Zuvor war Urs Siegenthaler bereits als Sportchef präsentiert worden. Anschließend kam Bastian Reinhardt als neuer Vorstand Sport hinzu. Neubesetzungen, denen weitere folgen sollen. "Wir werden detailliert analysieren, welcher Weg mit welchen Personen richtig für uns ist", so Reinhardt, der unbewusst einen Rücktritt auslöste. Gestern trat Sergej Barbarez mit sofortiger Wirkung aus dem Aufsichtsrat zurück.
Hintergrund: Der Bosnier, der vom Aufsichtsrat für Reinhardts Rolle angeworben und kurz danach im Gremium als "nicht mehrheitsfähig" fallen gelassen wurde, sieht sich nach eigener Aussage nicht mehr in der Lage, vertrauensvoll mit dem Aufsichtsrat zusammenzuarbeiten. "Ich wurde von drei Aufsichtsräten (Gerd Krug, Bernd Enge, Horst Becker, d. Red. ) angesprochen. Mir wurde gesagt, ich sei wohl der neue Sportchef - und plötzlich sind die dagegen, die mich eben noch angeworben haben", sagte Barbarez dem Abendblatt.
Barbarez weiter: "Das spricht nach eineinhalb Jahren Zusammenarbeit nicht für Vertrauen. Zumal man mir das nicht mal persönlich mitteilen konnte." Schließlich habe man ihm keine fünf Minuten vor der Sitzung, in der er sich allen Räten präsentieren sollte, gesagt, dass er besser nicht kandidiere. Ein Vorwurf, den Aufsichtsratschef Horst Becker so nicht stehen lassen mag: "Ich wollte Sergej vor einer Abstimmungsniederlage bewahren", erklärt Becker, der die Übermittlung dieser Nachricht seinem Ratskollegen Jörg F. Debatin anvertraut hatte. "Dabei scheint die Botschaft nicht so angekommen zu sein, wie es gedacht war", räumt Becker ein.
Während Barbarez unter Reinhardts Nominierung zu leiden hat, könnte einer davon profitieren, dessen Ende beim HSV klar skizziert war: Frank Rost. Von dem beurlaubten Trainer Bruno Labbadia gab es bei der Vertragsverlängerung im Januar 2010 die Zusatzinformation, Rost würde 2011 in Hamburg keinen neuen Vertrag erhalten. Eine Äußerung, die Labbadia schnell bereute - aber nicht zurücknahm. Er relativierte lediglich, dass mit Rost besprochen sei, dessen Nachfolger für 2011 bereits suchen zu wollen. Ein Vorhaben, das der HSV weiterführte; bis Reinhardt jetzt erklärte, Geradlinigkeit und Vereinsloyalität hätten künftig Priorität. Werte, die zu den Vorzügen des Torwarts gehören. "Frank zählt ganz sicher zu den Spielern, die immer alles geben", lobt Reinhardt. Ob er die Meinung seines ehemaligen Trainers teile, dass Rost gehen müsse? Reinhardt überlegt bei dieser Frage und gibt sich zurückhaltend. "Es wird von mir keine Alleingänge geben", sagt er: "Ich werde mich diesbezüglich mit Urs Siegenthaler erst absprechen."
Für Unruhe beim HSV sorgte am Freitag die Meldung, der spanische Spitzenklub FC Valencia wolle einen Teil der 47 Millionen Euro Einnahmen aus den Verkäufen von David Villa (FC Barcelona) und Nikola Zigic (Birmingham City) in die Verpflichtung von Ruud van Nistelrooys reinvestieren. Der Niederländer hat beim HSV einen Vertrag bis zum 30. Juni 2011. Vom angeblichen Interesse der Spanier ist beim HSV bisher nichts bekannt. Ein Verkauf des Torjägers sei aber ohnehin kein Thema, hieß es.