Der HSV-Trainer will in Zukunft auf den Serben verzichten. Der bei der Schlägerei mit Son unfreiwillig verletzte Arslan kann wieder spielen.

Hamburg. Abwehrspieler Slobodan Rajkovic vom Fußball-Bundesligisten Hamburger SV hat nach der Auseinandersetzung mit seinem Mannschaftskollegen Son Heung-Min keine Zukunft mehr bei den Hanseaten. "Für mich ist klar, dass er nicht mehr zurückkehrt. So etwas geht nicht. Man muss untereinander Respekt haben“, sagte Trainer Thorsten Fink der "Bild"-Zeitung.

Die Handgreiflichkeiten hatten zu einer Platzwunde bei Tolgay Arslan geführt, der Son und Rajkovic trennen wollte. "Ich habe Blut gesehen, war geschockt. Dann wurde mir schwindelig“, sagte Arslan. Die Wunde über dem linken Auge wurde mit vier Stichen genäht. "Son hat sich bei mir in der Kabine entschuldigt“, sagte Arslan, "Rajkovic habe ich bisher nicht mehr gesehen. Ich bin keinem böse.“

Son erhält eine Geldstrafe, Rajkovic darf nur noch bei der U23 trainieren. Der 23 Jahre alte Serbe war im August 2011 für eine Ablöse von zwei Millionen Euro vom FC Chelsea zum HSV gewechselt und besitzt einen Vertrag bis 2015.

Fehlen wird Rajkovic damit auch auf der Südkorea-Tour, die der HSV am Montag startet. Während des einwöchigen Aufenthaltes nehmen die Hamburger unter anderem am "Peace Cup", zu deutsch "Friedenspokal", teil.

Son versuchte sich als Kung-Fu-Kämpfer

Am Freitag hatte sich die Übungseinheit schon dem Ende entgegengeneigt, als Nachwuchsstürmer Son im Trainingsspiel eine gute Chance vergab. Seinem Teamkollegen Rajkovic gefiel das gar nicht, er ging Son verbal an. Der Südkoreaner schnauzte zurück, ein Wort ergab das andere. Bis hierhin eine normale Meinungsverschiedenheit, wie sie immer mal wieder auf dem Fußballplatz ausgetragen wird. Doch was dann folgte, war alles andere als alltäglich.

Der aufgebrachte Rajkovic versuchte, Son ins Gesicht zu schlagen. Dieser wich zurück und traf mit seinem Hinterkopf unabsichtlich Arslan, der mit einer blutenden Platzwunde umfiel und benommen liegen blieb. Der sonst so zurückhaltende Son ließ sich das nicht gefallen und holte in Kung-Fu-Manier zu einigen Tritten auf Kopfhöhe aus, die Rajkovic jedoch verfehlten. Das alles passierte innerhalb von Sekunden, ehe die Streithähne von den restliche Mannschaftskameraden getrennt werden konnten.

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Rajkovic wurde daraufhin sofort zum Duschen geschickt, der immer noch blutende Arslan zusammen mit Son fünf Minuten später per Golfcart in die Kabine gefahren. "Wenn man etwas Positives festhalten möchte, kann man sagen, dass Leben in der Mannschaft ist", sagte Trainer Thorsten Fink, machte dann aber deutlich, dass er solche Aktionen nicht duldet. "Das geht nicht. Die Jungs müssen untereinander Respekt bewahren."

Die drastische Strafe der Suspendierung folgte nach kurzer Absprache mit Klubboss Carl Jarchow und Sportdirektor Frank Arnesen auf dem Fuße. Rajkovic, der in der vergangenen Saison nach seinem Ellenbogencheck gegen Kaiserslauterns Christian Tiffert bereits eine dreiwöchige Sperre absitzen musste und danach kaum noch eine Rolle spielte, wird beim HSV nun wohl keine Zukunft mehr haben. Immerhin sah der 23-Jährige laut Jarchow ein, einen Fehler gemacht zu haben. Son wird mit einer Geldstrafe davonkommen - die Südkorea-Reise ohne das südkoreanische Aushängeschild im Team anzugehen, käme der Vermarktung des Klubs nicht wirklich entgegen.

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Es gab an diesem Freitag, den 13., aber auch noch gute Nachrichten: Arslans Platzwunde wurde am Nachmittag mit vier Stichen genäht, für das Testspiel am Sonnabend bei Holstein Kiel stand er damit zur Verfügung. Beim enttäuschenden 1:1 gegen den Regionalligisten wurde der Deutsch-Türke in der 70. Minute eingewechselt. Son durfte die erste Halbzeit spielen.

Ivo Ilicevic ist nach vielen Verletzungen indes wieder schmerzfrei und nach eigenen Angaben "voll belastbar", und auch Tomas Rincon soll nach seiner Schienbeinreizung künftig wieder mitmischen. Sogar Gojko Kacar tauchte nach seinem im April erlittenen Knöchelbruch erstmals wieder beim Training auf. Er absolvierte Koordinationsübungen.

Und zu guter Letzt verließ Torwart Tom Mickel das zweite Training fluchtartig - nicht aus Angst vor aufgebrachten Teamkollegen, sondern um seine Frau bei der Geburt des ersten gemeinsamen Kindes zu unterstützen.

(fhe/sid)