HSV-Stürmer Mladen Petric droht am Sonntag gegen Kaiserslautern auszufallen. Der angeschlagene Rincon soll dagegen auflaufen können.

Hamburg. Entweder war es das goldene Herbstwetter oder schlichtweg die sagenumwobene Aura des Thorsten Fink, die in der HSV-Mannschaft beim Training für sichtbar gute Laune sorgte. Ein Utensil tat zudem sein Übriges: Der HSV-Trainer verordnete zum Aufwärmen ein Spiel mit dem Gymnastikball, Tore mussten per Kopf erzielt werden. Doch Mladen Petric war der Einzige, der sich einen Kopfball mit dem übergroßen Spielgerät zutraute - und wurde vom Rückstoß prompt auf den Boden geworfen. Unter dem Gelächter seiner Mitspieler erholte sich der Angreifer schnell von diesem Niederschlag - kurz vor dem Ende der Einheit blieb er jedoch ernsthaft verletzt liegen. Ohne Fremdeinwirkung hatte sich Petric eine Muskelverletzung in der Wade zugezogen und musste per Golfcart in die Kabine chauffiert werden. "Das wird sehr eng für Sonntag", sagte Fink.

Bitter für die Hamburger, denn zum Abschluss des 11. Bundesliga-Spieltags kommt mit dem 1. FC Kaiserslautern (17.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) ein Gegner in den Volkspark, gegen den der HSV laut Fink vornehmlich eines ausstrahlen muss: Torgefahr. Und auch wenn Petric nur sehr behäbig in die Saison gestartet ist - vor dem Tor agiert er kaltschnäuzig wie kaum ein anderer. Das bewies der Kroate zuletzt im Heimspiel gegen Wolfsburg, als er den Ball technisch perfekt über Torwart Diego Benaglio hinweg ins Tor chippte. Mit fünf Pflichtspieltreffern ist Petric zudem erfolgreichster HSV-Torschütze der jungen Saison.

Berg, Mancienne, Tesche - Vertrauen verspielt

Die Alternativen sind begrenzt: Paolo Guerrero (noch ohne Tor) ist unter Fink gesetzt, als zweiter Stürmer kommen nur Heung Min Son (drei Tore) oder Marcus Berg (ein Tor) infrage. Beide drängten sich durch ihre Leistungen bis jetzt nicht gerade auf. Doch der Coach will am System mit zwei Spitzen festhalten. "Einer von beiden wird spielen, ich warte die weiteren Trainingseinheiten ab. Am Ende entscheiden Kleinigkeiten und mein Bauchgefühl", sagt Fink, der Berg im Pokalspiel gegen Trier erstaunlicherweise eine "ordentliche Leistung" bescheinigte.

Auch zu den anderen Mannschaftsteilen äußerte sich der neue Hoffnungsträger ungewohnt offen. So deutete Fink an, dass Gojko Kacar und Tomas Rincon erneut das defensive Mittelfeld bilden werden, sofern der Venezolaner nach seiner Oberschenkelverletzung wie geplant heute ins Training einsteigen kann. "Sie haben gegen Wolfsburg beide überzeugt." Auch Per Skjelbred sei "ans Team rangerückt" und stehe auf jeden Fall im Kader. So droht entweder Robert Tesche oder sogar dem ehemaligen Kapitän David Jarolim ein Platz auf der Tribüne - denn fünf defensive Mittelfeldspieler sind wohl einer zu viel. Auf die Nachfrage, welche Rolle Jarolim denn zukünftig einnehmen werde, gestattete sich Fink eine kleine Denkpause und antwortete dann mit Bedacht: "Er kann sicherlich besser spielen als gegen Trier. Doch mit seiner Erfahrung wird er uns noch weiterhelfen."

Sofort weiterhelfen soll dem HSV dagegen Dennis Diekmeier, der aufgrund seiner offensiven Qualitäten gegen Kaiserslautern wohl beginnen darf. Ob im rechten Mittelfeld oder in der Viererkette, ist dem 22-Jährigen egal. "Ich habe in der Jugend jahrelang im Mittelfeld gespielt und zum Teil auch in Nürnberg. Ich spiele da, wo der Trainer mich benötigt", sagt Diekmeier. Und obwohl Fink den Flügelflitzer schon im Mittelfeld hat auflaufen lassen, sieht er seinen Schützling eher als Rechtsverteidiger. Das hätte zur Folge, dass Heiko Westermann wieder in die Zentrale rückt und Slobodan Rajkovic auf der Bank Platz nehmen muss.

Wie auch immer sich der Coach personell entscheidet, der Mannschaft droht gegen die Pfälzer am Sonntag ein ähnliches Geduldsspiel wie gegen Trier. Fink hatte sich bisher mit allzu negativen Kommentaren zum Pokalspiel zurückgehalten. Gestern gab er immerhin zu, dass der Auftritt "kein Schmankerl" war. Dennoch diene auch dieser Erfolg dazu, weiter Selbstvertrauen aufzubauen. Immerhin habe sein Team die Nerven bewahrt.

Immer das Positive in den Mittelpunkt stellen, von den eigenen Stärken reden. So lange, bis es sich auf die Spieler überträgt und sie selbst von sich überzeugt sind. Finks Philosophie ist offensichtlich und eindeutig. Und bei einem Sieg gegen Kaiserslautern wird sie niemand infrage stellen.