Der HSV stand nur am eigenen Strafraum und war hoffnungslos unterlegen. HSV-Idol Seeler reagierte empört auf die deutliche 0:5-Niederlage.

München. Bayern München kommt dank des «Aufbaugegners» Hamburger SV nach einem holprigen Bundesligastart immer besser in Schwung. Der deutsche Fußball-Rekordmeister führte den völlig überforderten HSV phasenweise vor und gewann völlig verdient mit 5:0 (3:0). Während bei den diesmal überzeugenden Bayern die Leistungskurve deutlich nach oben zeigt, schlittert Hamburg immer tiefer in die Krise. Das Team von Trainer Michael Oenning holte erst einen Punkt aus drei Spielen und ist saisonübergreifend seit zehn Spielen sieglos.

"Es ist schwer etwas zu sagen nach so einem Spiel. WIr waren überhaupt nicht da, waren zu ängstlich", sagte David Jarolim. "Man kann hier verlieren, doch die Art und Weise geht nicht."

Auch Oenning war enttäuscht: "In dieser Verfassung können wir uns mit München nicht messen. Mit jedem Tor, das wir bekommen haben, haben wir ein Stück Selbstvertrauen verloren. Wir haben dann die einfachsten Dinge nicht hinbekommen, das war erschreckend und darf nicht vorkommen. Das war eine derbe Niederlage, die richtig weh tut."

Die aktuelle Tabelle

Die Bayern, die sich für das Play-off-Rückspiel zur Champions League am Dienstag (20.45 Uhr/Sat.1 und Sky) beim FC Zürich (Hinspiel 2:0) warmschossen, hatten gegen die desolat auftretenden Norddeutschen von Beginn an leichtes Spiel. Daniel van Buyten war bereits in der 13. Minute das 1:0 gelungen, ehe vor dem Wechsel die Münchner Superstars zuschlugen.

Erst traf Franck Ribery (17.) mit einem Schuss aus spitzem Winkel, dann sorgte Arjen Robben in der 34. Minute vor 69.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena für ein Highlight: Mit einem traumhaften Heber über Jaroslav Drobny erzielte der Niederländer das 3:0. In der 56. Minute beendete dann Mario Gomez mit einem Flachschuss seine Torflaute, danach durfte sich auch Ivica Olic nach einjähriger Verletzungspause in die Torschützenliste eintragen (80.).

Heynckes, der die leicht angeschlagenen Gomez und Robben einsetzen konnte, hatte sein Team nach dem Sieg gegen Zürich auf drei Positionen verändert: Überraschend ersetzte dabei van Buyten in der Innenverteidigung den zuletzt überzeugenden Ex-Hamburger Jerome Boateng. Zudem kam Thomas Müller für den gegen die Schweizer schwachen Toni Kroos, Anatoli Timoschtschuk spielte für Luiz Gustavo neben Bastian Schweinsteiger in der Mittelfeldzentrale.

Die Rotation brachte den gewünschten Effekt, nicht nur weil van Buyten nach Freistoß von Robben per Kopf die beruhigende Münchner Führung erzielte. Im Gegensatz zu den bisherigen Auftritten zeigten sich die Bayern wesentlich zielstrebiger, spielfreudig und erspielten sich wie schon in der zweiten Hälfte gegen Zürich viele gute Möglichkeiten. Doch vor allem Müller hatte ein Einsehen mit den bemitleidenswerten Hamburgern. Bei einem Pfostenschuss (43.) hatte der EM-Torschützenkönig noch Pech, dann übersah er den besser postierten Gomez (44.) und verfehlte freistehend das Ziel (64.) Zudem hatten Gomez (59./72.), Robben und Timoschtschuk weitere Treffer auf dem Fuß oder dem Kopf.

DAS SPIEL IM LIVETICKER

Die junge HSV-Elf verzeichnete dagegen nur einen gefährlichen Torschuss durch Dennis Diekmeier (28.), Manuel Neuer war jedoch auf dem Posten. Ansonsten konnten sich die Gäste kaum aus der Umklammerung befreien und waren ein Spielball des Rekordmeisters. Heynckes konnte sich in der Schlussphase sogar den Luxus erlauben, Robben und Ribery für die wichtige Partie in Zürich zu schonen.

Während bei den Bayern Ribery, Robben und auch der agile Müller trotz der vergebenen Chancen überzeugten, fand beim HSV kein Spieler zu Normalform.

Fußball-Idol Uwe Seeler hat danach mit seinem geliebten Hamburger SV abgerechnet. „Die Jungs haben sich kampflos ergeben. So kann man kein Spiel gewinnen. Da muss sich schnell was ändern! Die Argumente für Oenning muss ich schnell hören“, sagte der ehemalige HSV-Präsident dem Express nach dem 0:5 der Hanseaten beim Rekordmeister Bayern München. Dem 74-Jährigen ging vor allem die Art und Weise der Niederlage an die Nieren. „Ich muss das erst mal verdauen und dieses 0:5 runtertrinken. Das war bestimmt nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Ich wusste ja vor der Partie, dass unsere Mannschaft in München nicht hoch gewinnen würde. Aber dieser Auftritt geht nicht!“, sagte der Ehrenspielführer der Nationalmannschaft.

HSV-Sportchef Frank Arnesen beruhigte die Gemüter: „Bayern hat eine Weltklassemannschaft, das haben sie gegen uns gezeigt. Wir wissen, dass wir noch nicht auf dem Niveau sind, das wir haben müssten. Es ist ein Fakt, dass die Mannschaft und Michael Oenning noch Zeit brauchen. Und die Zeit geben wir ihnen auch."

(sid/abendblatt.de)

Die Statistik

München: 1 Neuer - 13 Rafinha, 5 van Buyten, 28 Badstuber, 21 Lahm - 31 Schweinsteiger, 44 Timoschtschuk - 10 Robben (ab 66. Alaba), 25 Thomas Müller, 7 Ribery (ab 71. Olic) - 33 Gomez (ab 76. Petersen). - Trainer: Heynckes

Hamburg: 1 Drobny - 2 Diekmeier (ab 68. Tesche), 5 Bruma, 3 Mancienne, 6 Aogo - 8 Rincon, 14 Jarolim, 4 Westermann, 7 Jansen - 15 Son (ab 87. Elia), 17 Töre (ab 68. Kacar). - Trainer: Oenning

Schiedsrichter: Michael Weiner (Giesen)

Zuschauer: 69.000 (ausverkauft)

Tore: 1:0 van Buyten (13.) , 2:0 Ribery (17.) , 3:0 Robben (34.) , 4:0 Gomez (56.) , 5:0 Olic (80.)