Im 123 Kilometer entfernten Marschwegstadion startet der HSV in die Pflichtspielsaison. Trainer Oenning geht gegen den VfB Oldenburg kein Risiko.

Hamburg. Die erste Hauptrunde des DFB-Pokals galt oftmals als nicht mehr als eine bessere Generalprobe vor dem Bundesliga-Start. Für den HSV ist das in dieser Saison jedoch gänzlich anders. Am Sonnabend in Oldenburg (15.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) ist das Nordderby gegen den Oberligaklub gleich ein Endspiel. Nach dem Umbruch im Team sind die Hoffnungen auf das Erreichen eines internationalen Wettbewerbs über die Bundesliga eher gering, im Pokal jedoch fährt der Zug gen Europa im Eiltempo. Nur maximal sechs Siege bräuchten die Hamburger, um 2012 wieder Flutlichtspiele gegen europäische Topklubs bestreiten zu dürfen.

Dennoch ist der Weg dorthin weit – und führt nur über die Station VfB Oldenburg. Trainer Michael Oenning weiß um die Bedeutung: "Wir kommen als klarer Favorit nach Oldenburg und wollen dieser Rolle auch gerecht werden." Deshalb wird der Coach im 123 Kilometer entfernten Marschwegstadion keine großen Experimente wagen.

So wird Jaroslav Drobny nach überstandenen Knieproblemen im Tor stehen, vor ihm bilden Michael Mancienne und Heiko Westermann die Innenverteidigung. Auf der rechten Außenbahn setzt Oenning auf Dennis Diekmeier, links ist Dennis Aogo gesetzt. Die Doppelsechs dürften Routinier David Jarolim und Gojko Kacar bilden, auf den Flügeln haben Eljero Elia (links) und Änis Ben-Hatira die besten Chancen.

Im Sturmzentrum soll Mladen Petric für die nötigen Tore sorgen, direkt dahinter lauert als hängende Spitze der Torjäger der Vorbereitung, Heung Min Son. Die Kapitänsbinde trägt in Oldenburg Vorjahreschef Heiko Westermann. Eine Entscheidung, wer Oennings rechte Hand auf dem Platz werden soll, wird aber erst in der kommenden Woche fallen. Westermann, Mladen Petric und Dennis Aogo dürfen sich Hoffnungen machen.

Auch wenn den Bundesliga-Dino und den niedersächsischen Oberligaklub vier Spielklassen trennen, gibt es doch eine Gemeinsamkeit: Nach einem Umbruch in der Sommerpause zugunsten junger Spieler wissen beide Vereine nicht genau, wo sie stehen. Obwohl schon lange kein Spieler mehr, ist Torsten Fröhling der prominenteste Protagonist, der dem Umbruch in Oldenburg zum Opfer gefallen ist. Ein knappes Jahr lenkte der Ex-Profi die Geschicke des Fünftligaklubs an der Seitenlinie, ehe Ende April dieses Jahres die Freistellung als Trainer erfolgte. Mittlerweile ist Fröhling wieder in Lohn und Brot - als B-Jugendtrainer des HSV. Zurück zu den Wurzeln, schließlich feierte der gebürtige Bützower nach der Wende hier sein Bundesligadebüt, bevor er 1991 für sieben Jahre zum FC St. Pauli wechselte. Wehmut kam bei der Auslosung jedoch nicht auf. "Ich bin nicht enttäuscht, dieses große Spiel für die Oldenburger nicht mehr als unmittelbar Beteiligter mitzuerleben. Vielmehr freue ich mich für den Klub, dass sich durch das Los ein kleiner Geldsegen ergibt und der Verein wieder überregional Anerkennung findet", sagt Fröhling.

Das Spiel im Marschwegstadion ist ausverkauft, inklusive Zusatztribüne fasst die Arena 15.552 Zuschauer. Die Modernisierungsarbeiten wurden extra ausgesetzt, um einen Umzug nach Bremen oder Wilhelmshaven vermeiden zu können. "Oldenburg hat eine traditionell gewachsene Fanbasis, die trotz der Laufbahn im Stadion ordentlich Alarm machen wird", ist sich Fröhling sicher, schränkt jedoch in einem Punkt ein: "Das Publikum ist äußerst kritisch - sollte der HSV von vornherein keine Zweifel aufkommen lassen, wer als Sieger vom Platz geht, könnten die Gäste die Zuschauer auf ihre Seite ziehen."

Die Klub-Verantwortlichen in Oldenburg gaben für die Extraportion Motivation eine Siegprämie von 30.000 Euro aus. Besonders lukrativ aber: Weil der Oberligist in einer zweiten Runde in jedem Falle Heimrecht hätte, wären dann weitere Einnahmen von 274.000 Euro garantiert. Die will aber auch der HSV einstreichen und dem Traum vom Europapokal ein Stück näher kommen. Bis zum Finale in Berlin am 12. Mai wären es dann nur noch fünf Siege und 287 Tage ...