Wer wird Deutscher Meister? Ha, Ha, Ha, HSV! Lang, lang ist es her. Branko Zebec und Ernst Happel führten den HSV einst nach ganz oben. Heute hat diese Platte schon eine große Portion Patina angesetzt. Und dennoch gab es bei so manchem Fan vor einer jeden Saison so einen kleinen Hauch von Meister-Traum. Doch auch diese Zeiten sind vorbei. Die Angst vor dem Abstieg macht sich in Hamburg breit. Angst, die Fußball-Legende Uwe Seeler wie folgt umschreibt: "Der HSV steht diesmal vor einer ganz schweren Saison."
Damals, als der HSV auch tatsächlich noch Meister wurde, spielten echte Kerle wie Stein, Jakobs, Kaltz, Magath oder Hrubesch, die standen damals voll im Saft, das war die deutsche Elite. Da stand auch fast jeder Gegner stramm - schon weit vor dem Anpfiff. Und heute? Der Ruhm ist verblasst. Angst hat kaum noch einer vor den drei großen Buchstaben. Der HSV ist auf dem besten Wege, eine graue Maus zu werden.
Mir wird angst und bange, wenn ich an die kommende Saison denke, denn zuletzt schwebten auch Vereine wie Stuttgart, Schalke, Bremen, Wolfsburg und Mönchengladbach in Abstiegsgefahr. Und diesmal? Was macht der HSV, der Dino der Liga? Ich mache mir große Sorgen, denn diesmal könnte es ganz, ganz eng werden. Zumal mir vor einigen Tagen ein HSV-"Altmeister" diese Wette angeboten hat: "Ich wette mit dir, dass es uns erwischen wird. Der HSV geht ab." Gewettet habe ich nicht, aber seit jenem Tag mache ich mir ganz ernsthafte Gedanken.
Natürlich ist zuletzt vieles schlecht gelaufen. Es gab auch einen nicht nachvollziehbaren Zickzackkurs. Vor zwei Jahren sollten nur noch Spieler "mit Charakter" verpflichtet werden. Und? Kamen nur noch Spieler mit Charakter? Dem mit der Flasche werfenden Paolo Guerrero gaben sie für seine Vertragsverlängerung noch eine Million Euro mehr auf sein ohnehin schon üppiges Gehalt. Als sich der Kauf des Altstars Juan Pablo Sorin 2006 als blanker Unsinn erwies, schwor sich die HSV-Führung: "Nie wieder ältere und kränkelnde Stars." Gehandelt wurde anders.
Es wurde wirklich vieles falsch gemacht. Aber, und das gibt mir ein Fünkchen Hoffnung, zuletzt auch einiges richtig. Dass nun auf junge Leute gesetzt wird, ist der einzig vernünftige Weg. Und dass nun versucht wird, aus einer zusammengewürfelten Truppe eine echte Mannschaft zu schmieden, das war längst überfällig. Elf Freunde? Müssen es nicht mehr sein, aber echte Kollegen, die dem Nebenmann helfen wollen. Um das zu schaffen, geben Trainer Oenning und Sportchef Arnesen alles für die Einheit. Noch scheinen ihre Bemühungen auf fruchtbaren Boden zu fallen, aber es geht noch nicht um Punkte. Was wird sein, wenn der verjüngte HSV schon beim kleinsten Windstoß umkippt, auseinanderbricht? Und das könnte schon nach dem undankbaren Auftaktprogramm passieren. Behalten dann alle die Nerven? Da habe ich meine Zweifel. Die Talente sind für einen harten Überlebenskampf noch zu unerfahren, für die meisten "älteren Herren" war Abstiegskampf bisher ein Fremdwort. Oh, oh. Und schon ist sie wieder da, meine Angst. Eines weiß ich aber auf sicher: Mottet dieses Lied auf unbestimmte Zeit ein. "Wer wird Deutscher Meister?" Ha, ha, ha, ha, ha ... Ach wenn es doch nur zum Lachen wäre.
Die HSV-Kolumne "Matz ab" finden Sie täglich im Internet unter www.abendblatt.de/matz-ab