Der Kroate Mladen Petric droht gegen Freiburg auszufallen. HSV-Trainer Oenning plant im Team Veränderungen - die Chance für Paolo Guerrero.

Hamburg. Eigentlich war die Wahrscheinlichkeit größer, dass es Paolo Guerrero treffen würde. Immerhin hatte der Peruaner sowohl beim Spiel ohne Tore als auch beim Abschlussspiel in Turnierform im gestrigen Training immer wieder Auseinandersetzungen mit Tomas Rincon. Und sowohl der Peruaner als auch der Venezolaner schenkten sich keinen Millimeter, wenn sie sich beharkten. Verletzt wurde dennoch keiner der beiden. Stattdessen erwischte es Mladen Petric, der nach einem unglücklichen Pressschlag vorzeitig in die Kabine musste. Per Golf-Cart wurde der Angreifer von HSV-Physiotherapeut Uwe Eplinius mit einer Verletzung im Adduktorenbereich abtransportiert. Und es gibt die große Befürchtung, dass er am Sonnabend im Heimspiel gegen Freiburg ausfallen könnte. "Das sah leider wirklich nicht gut aus", so Cheftrainer Michael Oenning, der Schlimmeres vermutet: "Wenn Mladen nicht selbst in die Kabine geht, sondern sich von Epi fahren lässt, dann ist das ein schlechtes Zeichen." Wie schlecht, soll heute per Kernspintomografie herausgefunden werden.

Sollte der Kroate wie befürchtet ausfallen, wäre Michael Oenning zum Umstellen gezwungen. Nachdem Ruud van Nistelrooy bereits seit dem 0:0 gegen Hannover vor zehn Tagen ausfällt (Muskelfaserriss), droht damit auch der zweite nominelle Stammelf-Angreifer auszufallen. Zuletzt beim 0:3 in Stuttgart durfte Änis Ben-Hatira neben Petric ran. Jetzt, auch bedingt durch Petrics Verletzung, darf sich plötzlich wieder Paolo Guerrero große Chancen auf einen Platz in der Startelf machen. "Paolo müsste seinem Potenzial entsprechend in 30 von 34 Spielen auflaufen", lobte Oenning den umstrittenen Peruaner, der in Stuttgart nach seiner Einwechslung überzeugt hatte. Petrics Pech könnte seine große Chance werden. Vielleicht die letzte, denn er soll schon auf der Verkaufsliste stehen, obwohl sein Vertrag erst zu Saisonbeginn bis 2014 verlängert worden war.

So oder so wird es nach der desolaten Hamburger Vorstellung in Stuttgart Veränderungen geben. "Ich habe schon zwei, drei Ideen", kündigt Oenning an. Alles im Zeichen der neuen Saison, die laut Oenning bereits begonnen hat. Jeder Spieler habe in den letzten drei Spielen die Chance, sich zu zeigen. Für den HSV - oder für einen neuen Klub.

"Die Leistung allein entscheidet", sagt Oenning und bezieht damit auch einen Spieler in seine Gedankenspiele für das Freiburg-Spiel mit ein, der bereits als Abgang (FC Sevilla) feststeht: Piotr Trochowski. "Troche trainiert seit 14 Tagen überragend", lobt Oenning. Zudem pausiert Tunay Torun, der gegen den VfB die rechte Mittelfeldseite besetzte, mit Muskelproblemen.

Oennings Problem: Der HSV hinkt mit der Kaderplanung hinterher - und der Cheftrainer plant spät noch einen Charaktertest. Zu spät? "Ich kenne die Mannschaft jetzt seit einem Jahr. Wir müssen genau hinsehen, wer sich weiterentwickeln lässt und wer nicht. Ich werde einige Charaktereigenschaften genau beobachten", sagt Oenning. Das klingt wie eine Warnung an die Spieler. Oder eben wie eine neue, letzte Chance - im Falle Paolo Guerrero.