Der HSV und der Torhüter einigten sich in “entspannter Atmosphäre“, den am Saisonende auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern.

Hamburg. Dauer-Kritiker Frank Rost hat seinen Abschied provoziert und wird den Hamburger SV zum Saisonende verlassen. Das gab der Fußball-Bundesligist am Montag als Ergebnis einer Aussprache mit dem unbequemen Torwart bekannt. Demnach wird der am Saisonende auslaufende Vertrag des Torhüters nicht verlängert. "Im Grunde war ja immer klar, dass es meine letzte Saison für den HSV und in der Bundesliga ist. Gut, dass wir die Dinge jetzt endgültig besprochen und uns geeinigt haben", wird Rost auf der Vereinshomepage zitiert. Der 37-Jährige spielt seit Januar 2007 beim HSV und absolvierte seither 143 Partien für die Norddeutschen. Die Partie gegen Borussia Mönchengladbach am 34. Spieltag wird die letzte von Rost im Trikot der Rothosen sein. "Ich freue mich auf meine letzten Spiele als HSVer. Nach über 20 Jahren im Profifußball werde ich sie genießen und ausführlich Abschied nehmen von allen Freunden und der Bundesliga", so Rost: "Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen - auch wenn ich dem Fußball wohl erhalten bleiben werde." Ob und wo der gebürtige Chemnitzer seine Karriere fortsetzt, ist bisher nicht bekannt.

Der neue Vorstandsvorsitzende Carl Jarchow und Sportchef Bastian Reinhardt einigten sich am Sonntagabend in einem einstündigen Gespräch mit Rost über die Trennung. "Wir danken Frank Rost für seine Verdienste um den HSV", gab Carl Jarchow bekannt: "Er ist nicht nur ein Charakterkopf, sondern in erster Linie ein starker Torwart, der sehr viel für den Verein geleistet hat". Rost absolvierte für den Bundesligadino bislang 143 Spiele im deutschen Oberhaus. Vor seinem Wechsel zum HSV spielte er lange Zeit für Schalke 04 und Werder Bremen.

Die Trennung hatte sich nach Rosts wiederholter Kritik an seinen Vorgesetzten abgezeichnet. Zuletzt platzte ihm nach der 0:6-Niederlage in München der Kragen, er griff die Vereinsführung um Bernd Hoffmann an und kassierte eine deftige Geldstrafe. Mit der Verpflichtung von Jaroslav Drobny habe man ihn bereits mundtot machen wollen, lautete einer von Rosts Vorwürfen an seine Chefs. Auch nach dem 0:0 am Sonnabend in Hoffenheim kritisierte der starke Torhüter die fehlende Kommunikation unter Jarchow. „Man hat gemerkt, dass sich vor allem die jungen Spieler Gedanken machen, was die Zukunft angeht. Außer dem Trainer spricht ja niemand mit uns.“ Man müsse die unklare Situation in Hamburg mit Humor nehmen, meinte der Keeper. Zuvor war bereits spekuliert worden, der HSV sei in Gesprächen mit Bayerns Thomas Kraft.

Hintergrund für die Trennung ist auch der angekündigte Umbruch der Mannschaft. "Im Sommer wollen wir Stück für Stück der Mannschaft neue Strukturen geben", sagt Jarchow. Der Umbruch soll ohne den unbequemen Torhüter stattfinden. Die Trennung erfolgt aber friedlich. "Gut, dass wir die Dinge jetzt endgültig besprochen und uns geeinigt haben“, wurde Rost auf der Internetseite des HSV zitiert. Jarchow versichert, den Kontakt zu Rost aufrecht zu erhalten: "Wir können uns gut vorstellen, ihn irgendwann in die Vereinsarbeit einzubinden, wenn es sich mit seinen Vorstellungen vereinbaren lässt."

Wie es für Rost konkret weitergeht, wollte er noch nicht sagen: „Im schlimmsten Fall melde ich mich in drei Monaten beim Arbeitsamt.“ Dazu wird es wohl kaum kommen, denn der Schlussmann ist immer noch topfit und kann noch einige Jahre spielen.

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Frank Rost provoziert die Klubführung erneut

Nach dem 0:6 bei Bayern München vor drei Wochen hatte die Öffentlichkeit Frank Rost noch als polternden Wutprofi erlebt, der den HSV als wankenden Riesen bezeichnete und die Klubführung um den damaligen Vorsitzenden Bernd Hoffmann scharf kritisierte ("Sie müssen es immer wieder vorleben, dann wird auch der Trainer stark, dann wird auch der ganze Verein stark"). Eine Geldstrafe war die Folge, Rost blieb im Tor.

Die aktuelle Tabelle

Dem 0:0 in Hoffenheim ließ der 37-Jährige dieses Mal Sarkasmus folgen. Nachdem er bei Sky seine Meinung zum dürftigen Niveau der Partie geäußert hatte ("Ein durchschnittlicher Kick"), nannte er neben dem Wetter einen weiteren Grund: "Den Temperaturumschwung muss man erstmal verkraften. Wir haben in Hamburg immer bei vier, fünf Grad trainiert, und jetzt hat es hier 25, 26 Grad - das ist schon gewöhnungsbedürftig. Aber man merkt auch, dass viele Spieler denken: Was ist nächstes Jahr? Es ist für viele junge Spieler schwierig zu verarbeiten, was bei uns passiert ist."

Der Klubvorsitzende Carl-Edgar Jarchow und Vorstand Joachim Hilke gehörten im Pressekonferenzraum zu den interessierten Zuhörern, als Rost via TV die für ihn offenbar unzureichende Kommunikation beklagte: "Keiner spricht mit uns außer dem Michael (Oenning, d. Red.). Aber die Lage ist auch für ihn schwierig. Schließlich weiß auch er nicht, ob er morgen noch da ist. Da muss man improvisieren", sagte Rost laut lachend und fügte hinzu: "So ist Fußball in Hamburg, das musst du mit Humor nehmen."

Obwohl Jarchow die Sätze nicht kommentieren wollte, dürfte klar sein, dass sich Rost mit seinen erneuten Äußerungen keine neuen Freunde gemacht hat, aber das scheint ihm recht egal zu sein. Der Torwart lässt augenscheinlich seinem Frust freien Lauf, sowohl über die unbefriedigende Saison als auch seine persönliche Zukunft.

Während Rost wiederholte, nicht mehr innerhalb der Bundesliga wechseln zu wollen (Hertha wurde gehandelt), lässt ihn der HSV zappeln und sondiert den Markt nach jungen Hochkarätern wie Bayerns Thomas Kraft oder Bremens Sebastian Mielitz. "Im schlimmsten Fall müsste ich mich beim Arbeitsamt melden, aber das wird nicht passieren", sagte der Keeper noch, der bei den Fans ob seiner offenen Worte einen hohen Stellenwert besitzt. Andere Profis wie Dennis Aogo lehnen es ab, darüber zu sprechen: "Das Thema nervt. Wir haben uns darauf geeinigt, uns auf den Fußball zu konzentrieren."

Mit Material von dpa