Der Aufsichtsrat um Boss Rieckhoff gibt grünes Licht für eine Verpflichtung des DFB-Sportdirektors. Der Verband gibt sich unwissend.

Hamburg. Die Offerte des Hamburger SV für Matthias Sammer ist eindeutig, doch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hofft weiter auf einen Verbleib seines Sportdirektors. „Der erklärte Wunsch des DFB ist es, dass er uns als Sportdirektor mit seinem Engagement und seiner Kompetenz erhalten bleibt“, sagte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach am Mittwoch.

Die Hamburger waren am Dienstagabend im Ringen um Sammers Dienste in die Offensive gegangen. Nach der konstituierenden Sitzung des neu zusammengesetzten Aufsichtsrats hatte der neue Chef-Kontrolleur Ernst-Otto Rieckhoff überraschend forsch gesagt: „Wir hoffen, dass wir die Sache innerhalb von wenigen Tagen dingfest machen können.“

Rieckhoffs Stellvertreter Alexander Otto meinte: „Sollte es eine Möglichkeit geben, in gegenseitigem Respekt und Einverständnis eine vorzeitige Freigabe von Matthias Sammer beim DFB zu erwirken, hat der HSV-Aufsichtsrat einstimmig beschlossen, Herrn Sammer ein Angebot als Sportchef zu unterbreiten.“ (sid/dpa/abendblatt.de)

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Ein schelmisches Grinsen konnte sich Ernst-Otto Rieckhoff nicht verkneifen, als der 59-Jährige nach der konstituierenden HSV-Aufsichtsratssitzung verkündete, was ohnehin jeder geahnt hatte: "Ich darf der neue Teamleiter im Aufsichtsrat sein." Der frühere Schatzmeister des HSV tritt - bei einer Gegenstimme - planmäßig die Nachfolge Horst Beckers an, als Stellvertreter wurden Alexander Otto (keine Gegenstimme) und Manfred Ertel (eine Gegenstimme) gewählt. Überraschend allerdings, dass Otto ebenfalls das "starke Interesse des HSV an Matthias Sammer" bekannt gab: "Wir haben uns heute mit der Personalie Sammer beschäftigt. Wir würden ihm gerne ein Angebot unterbreiten."

So soll Sammer zunächst mit dem Deutschen Fußball-Bund über eine Auflösung seines Vertrages sprechen, ehe der HSV in die finalen Vertragsverhandlungen eintritt. Ein Veto des DFB ist allerdings auszuschließen. Sogar die so zurückhaltenden DFB-Verantwortlichen sprachen gestern erstmals öffentlich von einem möglichen Wechsel Sammers zum HSV. "Wenn es das Hamburger Angebot wirklich gibt, ist es sicherlich ernst zu nehmen", erklärte DFB-Präsident Theo Zwanziger.

"Der Aufsichtsrat ist einstimmig überzeugt von seinem Konzept sowie der Art und Weise, wie er Fußball lebt", sagte Rieckhoff, der heute mit Noch-Sportchef Bastian Reinhardt über dessen Zukunft beim HSV sprechen will. "Bastian Reinhardt hat sich in den vergangenen Tagen sehr loyal dem HSV gegenüber verhalten. Wir würden ihn gerne halten. Entscheidend wird das gemeinsame Gespräch mit Sammer sein", sagte Otto, der die bisherigen Verhandlungen mit Sammer führte. So könnte Reinhardt sein Vorstandsmandat abgeben und als Assistent Sammers fungieren. Eine Vollzugsmeldung scheint nach den Aufsichtsratsbeschlüssen nur noch Formsache zu sein: "Wir wollen das alles in wenigen Tagen dingfest machen", sagte Rieckhoff, der mit Jürgen Hunke (Vorsitz), Becker und Sven Floberg den neuen Finanzausschuss bildet.

Der nahezu perfekten Verpflichtung Sammers dürfte nun auch eine baldige Vertragsverlängerung des Führungsduos Bernd Hoffmann/Katja Kraus folgen. Die Verträge der Vorstände laufen am 31. Dezember dieses Jahres aus, sollen nach Abendblatt-Informationen aber bereits in den kommenden Wochen verlängert werden.