Offenbar soll ein erfahrener Manager zusätzlich installiert werden

Hamburg. Etwas aufgeregt wirkte Bastian Reinhardt - im dunklen Anzug und mit HSV-Krawatte - schon, als er gestern Vormittag als dritter Redner an das Pult trat und zu den Mitgliedern sprach. Dabei hatte der Sportchef des HSV die dankbare Aufgabe, den größten Applaus des Tages zu ernten, als er die Vertragsverlängerung Dennis Aogos bis 2015 verkündete. Viel mehr öffentliche Sympathiebekundungen braucht Reinhardt in der nahen Zukunft allerdings nicht zu erwarten - weder aus dem neu gewählten Aufsichtsrat noch von seinen eigenen Vorstandskollegen.

So halten sich hartnäckig Gerüchte, nach denen dem 35-Jährigen zeitnah nach der gestrigen Mitgliederversammlung ein erfahrener Manager zur Seite gestellt werden soll. Ein erfolgloses Gespräch mit Günter Netzer hatte HSV-Chef Bernd Hoffmann bereits im vergangenen Jahr geführt, weitere Gespräche mit möglichen Kandidaten sollen innerhalb der kommenden drei Monate folgen. "Es geht nicht um einzelne Personen, sondern ausschließlich um die Wettbewerbsfähigkeit des HSV in der Zukunft", beantwortete Hoffmann die Frage im Interview mit der "Welt am Sonntag", ob ein erfahrener Mann für Reinhardt gesucht wird. Der HSV brauche eine klare sportliche Strategie und entsprechendes Personal, sagte Hoffmann. Ein klares Bekenntnis zu Reinhardt hört sich anders an.

Auch der Aufsichtsrat, der im Sommer nach einjähriger Suche den damaligen Geschäftsstellenpraktikanten zum Sportchef beförderte, will sich nach Abendblatt-Informationen auf seiner konstituierenden Sitzung - der Termin ist noch offen - mit der Personalie erneut beschäftigen. Nachdem extern der bisherige Kontrolleur Peter Becker die Entscheidung zugunsten Reinhardts beanstandet hatte, wurde auch intern die eigene Wahl nach gerade mal einem halben Jahr kritisiert. So gab Alexander Otto gestern offen zu, dass man nach dem Rückzug Urs Siegenthalers, der ursprünglich Reinhardt zur Seite stehen sollte, die auftretende Vakanz nicht adäquat ersetzen konnte: "Eine solche Lücke ist nicht einfach zu schließen." Ronald Wulff, der gestern bei der Wahl scheiterte, forderte dagegen ein klares Bekenntnis zum aktuellen Sportchef.

Reinhardt selbst betonte gegenüber dem Abendblatt, dass er weiterhin sehr motiviert sei, seine Arbeit als Sportvorstand - trotz Gegenwinds - fortzusetzen: "Ich habe immer betont, dass wir vor großen Herausforderungen im kommenden Sommer stehen, die besonders für mich eine Menge Arbeit bedeuten. Für mich ist das eine echte Herausforderung." Ob Reinhardt diese Herausforderung weiterhin wahrnehmen darf, wird sich wohl erst in den kommenden Monaten zeigen.