Der HSV startet in sein fünftägiges Trainingslager in Dubai mit 22 Spielern - und auch Trainer Armin Veh. Sportchef Reinhardt will nichts überstürzen.

Hamburg/Dubai. Den ersten Fauxpas des Jahres genehmigte sich Armin Veh gleich beim ersten offiziellen Arbeitstag 2011. Statt den Dresscode des HSV zu beachten, erschien der Hamburger Cheftrainer - anders als seine Spieler und seine Assistenten - um kurz nach 13 Uhr am Flughafen Fuhlsbüttel im edlen grauen Zweiteiler. "Als Vorgesetzter darf ich mich über die Kleiderordnung auch mal hinwegsetzen", sagte Veh und lächelte, "das ist eines meiner Privilegien."

Dabei konnte man fast von einer kleinen Überraschung sprechen, dass Veh überhaupt pünktlich zum Abflug ins fünftägige Trainingslager nach Dubai erschien. Immerhin dauerte es mehr als eine Woche voller Spekulationen, ehe sich der 49-Jährige kurz nach Weihnachten erstmals wieder zu Wort meldete und mitteilte, dass er HSV-Trainer bleiben wolle. Von dem Rummel um seine Person habe er in seiner Heimat Augsburg gar nicht so viel mitbekommen, sagte er, räumte dann aber kurz vor dem Flug mit der Emirates-Maschine EK060 in die Wüste ein, dass er kurz vor dem Weihnachtsurlaub vielleicht auch einen Fehler begannen habe: "Es war eigentlich Blödsinn, was ich damals gesagt habe."

Blödsinn sei es gewesen, dass er nach der kräftezehrenden und alles in allem enttäuschenden Hinrunde bis spätestens Neujahr Klarheit über seine persönliche Zukunft eingefordert hatte. "Wir sind uns darüber einig, dass wir jetzt erst einmal die Rückserie so erfolgreich wie möglich bestreiten. Wir müssen uns da keinen unnötigen Druck aufbauen", sagte Veh, nachdem er und der Vorstand sich bereits am vergangenen Dienstag darauf geeinigt hatten, dass man sich erst später in der Saison noch einmal zusammensetzen wird. Das zuvor eingeforderte Gespräch am Neujahrstag fand zwar tatsächlich am Sonnabend statt. Allerdings sprach Veh lediglich eine knappe Stunde mit den Vorständen Bernd Hoffmann, Katja Kraus und Bastian Reinhardt, ehe er sich anschließend mit Co-Trainer Michael Oenning und Sportchef Reinhardt an das Finetuning für die Rückrunde und das Trainingslager machte. Der erste Beschluss: Bis zum Ende der Rückrunde hat der HSV einen weiteren Mitarbeiter unter Vertrag genommen. Günter Kern wird in Dubai und anschließend in Hamburg das Konditionstraining leiten. Der 52-jährige Coach hat bereits mit Veh in Stuttgart und in Wolfsburg zusammengearbeitet. Die Verpflichtung des Veh-Vertrauten darf somit als zusätzlicher Hinweis gewertet werden, dass die Verantwortlichen des HSV endgültig bis zum Ende der Saison mit Veh planen. Ob die Zusammenarbeit darüber hinaus weitergeht, bleibt allerdings offen.

Damit der Immer-noch-Cheftrainer seine Mannschaft auch bestmöglich auf eine gute Rückrunde vorbereiten kann, wurde bei den Planungen für das Trainingslager im Mittleren Osten keine Mühe geschont. Der HSV residiert bis Freitag im luxuriösen Park-Hyatt-Hotel. Die 225-Zimmer-Herberge liegt direkt am Wasser und in unmittelbarer Nähe zum weltbekannten Dubai Creek Golf und Yacht Klub. Die Profis dürfen neben dem Trainingsplatz im nahe gelegenen Zabeel-Stadion des Al-Wasl Sport Clubs - dort übten schon Werder Bremen (2007) und Bayern München (2006) - auch den hoteleigenen Spa-Bereich, ein Fitnessstudio und sogar eine Driving Range nutzen. "Das Trainingslager ist ein kleiner Neuanfang für uns alle", sagte der in der Hinrunde lange verletzte Marcell Jansen, der sich nun in Dubai den Feinschliff für eine erfolgreiche Rückrunde antrainieren will.

Veh nahm insgesamt 22 Spieler in den Orient mit, darunter auch den angeblich vom VfL Wolfsburg umworbenen Eljero Elia. "Da müssen Sie Sportchef Bastian Reinhardt fragen", beantwortete der Niederländer eindeutig zweideutig die Frage, ob seine Zukunft statt in Hamburg bald in Wolfsburg liegen könnte.

Der angeforderte Reinhardt dementierte allerdings umgehend: "Wir haben keine Gespräche geführt." Was für Elia gilt, gilt allerdings auch für einen neuen Innenverteidiger. "Wir haben in den vergangenen Jahren nicht die besten Erfahrungen mit einem Schnellschuss im Winter gemacht. Deswegen werden wir auch nichts überstürzen", sagte Reinhardt, der aber immerhin zugab, "den Markt intensiv zu beobachten". Ähnliches hat Veh in den kommenden Tagen mit seiner Mannschaft vor. "Wir wollen in der Rückrunde einen echten Neuanfang wagen", sagte der Augsburger. Über seine persönliche Zukunft soll dann erst wieder kurz vor Saisonende gesprochen werden. "Es geht ja nicht nur um mich", sagt Veh, "wir werden das später entscheiden - der Verein, aber auch ich."