Die Notelf des HSV ist der Notelf der Gladbacher von der Körperlänge her deutlich unterlegen. Die Reise in den Westen wurde zu einer Odyssee.

Hamburg. Trainer-Ikone Otto Rehhagel hat in seiner Karriere schon viele Weisheiten vom Stapel gelassen. "1,90 Meter kann man nicht trainieren", lautete eine davon und diente als Begründung, warum er Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger als Coach von Werder Bremen auf Hünen wie Rune Bratseth, Frank Neubarth, Dietmar Beiersdorfer oder Marco Bode setzte. Eine gewisse Lufthoheit im Spiel war so garantiert. Spieler dieses Gardemaßes hat der HSV ohnehin nur in überschaubarer Anzahl in seinem Kader - durch die vielen Verletzten ist der Klub gegen Gladbach nun aber gezwungen, die erste Elf mit Akteuren von fast ausschließlich geringer Körperlänge aufzustellen.

Einzig Kapitän Heiko Westermann hat mit 1,90 Metern eine Höhe erreicht, die einem Abwehrwehrspieler gebührt. Sein Partner in der Innenverteidigung, Muhamed Besic, ist mit 1,77 Metern für einen zentralen Defensivmann äußerst klein. Gerade bei Standardsituationen kann es zu Problemen kommen: Denn mit Tomas Rincon, David Jarolim, Piotr Trochowski, Eljero Elia und Jonathan Pitroipa sind gleich fünf weitere Spieler deutlich unter 1,80 Metern lang. Die zehn zu erwartenden Feldspieler in der HSV-Startelf sind im Schnitt gerade mal 178,5 cm groß, die Gladbacher Notelf (zehn Verletzte) kommt hingegen auf 184,1 cm.

Schon in den letzten Spielen offenbarte der HSV immer wieder Schwächen im Luftkampf, die regelmäßig zu Gegentoren führten: Arturo Vidal traf beim 2:4 gegen Leverkusen für Bayer nach einer Ecke per Kopf, das einzige Gegentor gegen den SC Freiburg resultierte aus einer Standardsituation, Ciprian Marica erzielte beim 4:2-Sieg über den VfB Stuttgart den zwischenzeitlichen Ausgleich ebenfalls per Kopf - genauso wie Hannovers Mike Hanke den Siegtreffer beim 2:3 im Nordderby.

Bevor sich die Hamburger über solche Dinge Gedanken machen konnten, mussten sie jedoch erstmal nach Mönchengladbach kommen: Nach einer winterlichen Reise-Odyssee übernachtete das Team unplanmäßig im Hotel Steverburg (drei Sterne) in Nottuln. Am Donnerstag um 14.30 Uhr waren Trainer Armin Veh und seine Mannschaft mit dem Bus zum Hamburger Flughafen aufgebrochen. Der ursprünglich anvisierte Flug nach Düsseldorf wurde gestrichen, der HSV buchte in Richtung Köln um. Während sich die Hamburger in der Luft befanden, wurde jedoch der dortige Flughafen gesperrt, so dass die Mannschaft in Münster landete. Von dort ging es mit dem Bus weiter in Richtung Düsseldorf. Um 23.30 Uhr entschieden sich die Verantwortlichen, auf der Strecke noch einen Zwischenstopp einzulegen.

Trotz der Odyssee gaben sich die Hamburger gelassen. „Das ist kein Problem. Wir sind gut drauf“, sagte Pressesprecher Jörn Wolf. Von Nottuln aus fuhr das Team per Mietbus heute um 11.30 Uhr weiter ins 100 Kilometer entfernte Düsseldorf zum Maritim-Hotel, wo der Tross eigentlich hätte übernachten sollen. Dort ruhten sich die Spieler aus, ehe es dann per Bus ins 25 Kilometer entfernte Mönchengladbach weiterging.