Der HSV-Trainer setzt van Nistelrooy und Guerrero auf die Bank, baut auf Torun und wird mit einem 4:2-Sieg gegen den VfB Stuttgart belohnt.
Hamburg. Die Minuten nach einem Spiel gehören den Medien. Hier ein Fernsehinterview, dort Gespräche mit Pressevertretern. So kam es, dass sich Trainer Armin Veh und Mladen Petric erst einige Minuten nach dem 4:2 des HSV gegen den VfB Stuttgart in der Mixed Zone über den Weg liefen. Als Veh seinen Stürmer erblickte, tätschelte er zufrieden dessen kahl rasierten Schädel. "Das haben wir doch gut hingekriegt, oder?", schien Veh mit dieser Geste seinem einstigen Problemstürmer mitzuteilen, der mit einem Tor und einer Vorlage für Ruud van Nistelrooy maßgeblich zum Sieg beigetragen hatte.
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Die ganze Trainingswoche über hatte der HSV-Coach, der als einen Mangel in seinem Kader die schleppende Kommunikation ausgemacht hat, auffällig häufig den Kontakt zu seinem Torjäger gesucht. Dabei hat man offensichtlich auch Gedanken über die Aufstellung ausgetauscht. "Am Freitag kam Mladen zu mir und meinte: Du wirst morgen spielen, glaube daran, bereite dich vor", erzählte Tunay Torun, der dann auch tatsächlich gegen die Schwaben in der Startformation stand, während Ruud van Nistelrooy, Paolo Guerrero und Maxim Choupo-Moting nur auf der Bank saßen.
Die Taktik Vehs ging auf. Der gebürtige Hamburger Torun, der erstmals seit seinem Kreuzbandriss Ende April wieder für den HSV in der Bundesliga auflief, erkämpfte vor dem 1:0 durch den in Hamburg aufgewachsenen Piotr Trochowski den Ball und bediente später Petric zum 3:1. Mit nun 21 Punkten hält der HSV Anschluss, auch wenn sich bei der wackeligen Defensive jede Euphorie verbietet.
Veh stellte später klar, dass van Nistelrooy von Anfang an gespielt hätte, wäre er zu einhundert Prozent fit gewesen. Nicht zu übersehen war jedoch, wie verhalten der Niederländer seinen Treffer bejubelte - nämlich eigentlich gar nicht. Die Lust van Nistelrooys, den Sieg zu kommentieren, hielt sich genauso in Grenzen. Dabei musste sich in erster Linie Guerrero Gedanken über das Signal Vehs machen, das Leistungsprinzip brutal anzuwenden, unabhängig von prominenten Namen.
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"Er muss an sich arbeiten. Wenn ein Spieler in einer Partie schon das nicht bringt, was ich mir vorstelle, muss er sich im Training anbieten", forderte Veh, der ganz bewusst im Trainingsanzug am Spielfeldrand stand: "In unserer Situation müssen wir arbeiten und vor allem viel laufen." So wie Torun, der die Maßgabe des Trainers erfüllte, früh die Angriffsbemühungen der Gäste zu stören. "Wichtig ist, vorne die Zweikämpfe zu gewinnen", sagte der Trainer, der betonte, dass auch Petric damit angefangen habe: "Er steht nicht vorne rum und wartet, bis er das Ding reinknipst."
Verdient hatte sich der 20-Jährige seinen Starteinsatz laut Veh mit - genau! - "engagierten Trainingsleistungen. Wenn ich der Mannschaft sage, dass jeder eine Chance hat, ins Team zu kommen, wenn er gut trainiert, dann muss ich auch so handeln."
Dass Veh aber einem von ihm heftig kritisierten Spieler jederzeit wieder eine Chance für einen Neufang gibt, wenn dieser die richtige Reaktion zeigt, beweist Piotr Trochowski, der vor zwei Monaten in Bremen noch auf dem Platz die Wut Vehs zu spüren bekam, seitdem aber immer besser in Form kam und gegen Stuttgart sein wohl bestes Saisonspiel zeigte. "Piotr ist seit Bremen unser konstantester Spieler", lobte der HSV-Coach. Trochowski dürfte seinen Platz auch Sonnabend in Freiburg sicher haben, wie auch (ein gesunder) van Nistelrooy. Und Torun? "Er könnte auch auf der Außenbahn spielen", sagte Veh. Guerrero wird wohl richtig gut trainieren müssen unter der Woche.