Jeden Herbst füllt sich das Lazarett des HSV, warum kann keiner sagen. Mladen Petric stand im Abschlusstraining in der Startelf.

Hamburg. Fast täglich erweitert sich das HSV-Lazarett und die Krankenakten werden dicker und dicker. Trainer Armin Veh ist angesichts der Verletztenmisere ratlos. Ruud van Nistelrooy und Collin Benjamin sind die aktuellsten Fälle, beide haben einen Muskelfaserriss. Leistungsträger wie Frank Rost (Außenbandanriss), Eljero Elia (Fersenentzündung) und Dennis Aogo (Adduktorenverletzung) tauchen seit Wochen nicht mehr auf den Trainingsplätzen des Fußball- Bundesligisten auf. Marcell Jansen erlitt einen Zehenbruch, zudem fehlen Dennis Diekmeier, Romeo Castelen und Tunay Torun.

„In der derzeitigen Situation brauche ich Galgenhumor“, sagt Veh. „Wir tappen im Dunkeln, warum wir so viele Verletzte haben“. Im täglichen Austausch mit der medizinischen Abteilung versucht der Trainer auszuloten, warum der Nordclub fast jeden Herbst so ein Pech hat. „An unserem Training kann es nicht liegen, dafür bin ich schon zu lange im Geschäft“, betont der ehemalige Meistercoach des VfB Stuttgart. „Liegt es eventuell an unserem Rasen? Es ist ein Rätsel.“

Immerhin Mladen Petric hatte der Rasen auf dem Gewissen. Der Kroate drohte für das Spiel gegen Hoffenheim auszufallen, da er am Mittwoch im Training in einem Loch auf dem Platz hängen blieb und umknickte. Doch der Angreifer steht nun wohl doch zur Verfügung, konnte das Abschlusstraining absolvieren. Mit Schmerzmitteln und Tape soll er auch gegen Hoffenheim mitwirken können, obwohl eine Ultraschall-Untersuchung nun klarstellte, dass es sich um einen leichten Bänderanriss handelt.

„Letztes Jahr hatten wir schon drei Kreuzbandrisse“, sagt Sportvorstand Bastian Reinhardt, der selbst nach mehrmaligen Fußbrüchen seine aktive Karriere beim HSV beenden musste. Für die Häufung von Muskelverletzungen gibt es scheinbar keine einfache Erklärung. Die meisten sind nicht in den täglichen Übungseinheiten passiert, sondern in Pflichtspielen. Schon Reinhardts Vorgänger Dietmar Beiersdorfer war alarmiert von der hohen Krankenrate und ließ die medizinische Abteilung durchchecken. Gebracht hat es nichts.

Eine Ausrede für die Aufgaben in der Bundesliga soll die Verletztenmisere aber nicht sein. „Wir haben trotzdem eine starke Mannschaft, das darf nicht als Alibi durchgehen“, meint Veh. „Der Kader ist groß genug, ich glaube an die Qualitäten jedes einzelnen.“ In dieser Woche arbeitete er vor allem am zuletzt fehlerhaften Zweikampfverhalten des Tabellenachten.

Hoffenheim sei nicht einfach zu bezwingen. „Sie haben eine junge Mannschaft, Spieler mit hoher Schnelligkeit, die sehr gut Fußball spielen und Tore schießen können“, erklärt Veh. Ihre große Konterstärke komme auswärts besonders zum Tragen.

Trainerkollege Ralf Rangnick muss an der Elbe erneut auf Abwehrchef Josip Simunic verzichten. Der Kroate fällt am Sonnabend weiterhin wegen eines Fersensporns aus und wird wieder von Marvin Compper ersetzt. Nach dem überzeugenden 4:0-Erfolg gegen Hannover 96 und dem Sprung auf Tabellenplatz drei plant Rangnick keine Veränderungen. „Wir wollen in Hamburg punkten, um uns weiter oben festzusetzen“, sagt er.