Das Zwischenzeugnis der Verstärkungen des HSV fällt ernüchternd aus. Ein 18-Jähriger ist der Lichtblick. Dennis Diekmeier wurde operiert.
Hamburg. Er ist der Lichtblick beim HSV in der jetzigen, mehr als durchwachsenen Phase des Klubs. "Mir gefällt seine erfrischende Unbekümmertheit", lobte Trainer Armin Veh Heung-Min Son nach dessen Bundesliga-Premiere in Köln. "Nach seinem Mittelfußbruch so aufzutreten und ein Tor zu erzielen zeigt seine Klasse."
Auch auf ungewohntem Terrain macht der 18-Jährige Fortschritte. In erstaunlich gutem Deutsch schilderte das Offensiv-Talent den Medienvertretern gestern, dass er sich sein Tor nur zwei-, dreimal angesehen habe, um nicht im Rausch der Glücksgefühle abzuheben: "Du musst ruhig sein."
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Der Vertrag des Südkoreaners läuft noch bis Juni 2012, doch längst sind die Verhandlungen über eine vorzeitige Vertragsverlängerung angelaufen. "Wir sprechen noch, aber es sieht gut aus", vermeldet Son. Und natürlich, er wolle gerne beim HSV bleiben: "Ja klar!"
Abgesehen von Son fällt das Zwischenzeugnis der Neuzugänge nach zehn Bundesligaspielen allerdings mäßig bis ernüchternd aus. Aus diversen Gründen konnten sie nicht dazu beitragen, die "zu hohe Fehlerquote" (Veh) der Mannschaft zu minimieren. Kein Wunder, dass Son, der über die Junioren zu den Profis kam, als bisher bester "Neueinkauf" dieser Saison eingestuft werden muss. Eine Übersicht.
Dennis Diekmeier, 21: Für immerhin 2,2 Millionen Euro vom "Club" verpflichtet, kam der Ex-Nürnberger noch keine einzige Bundesliga-Minute zum Einsatz und konnte deshalb nicht mithelfen, die Probleme auf der rechten Abwehrseite zu lösen. Erst stoppte ihn ein Bänderriss, dann ein Fersensporn. Gestern ließ sich Diekmeier bei Bernhard Segesser in Basel an beiden Fersen operieren. Veh hofft, seinen Spieler in der Rückrunde wieder im Kader zu haben. Die Reha-Phase könnte sich im schlimmsten Fall allerdings auch bis zu vier Monate hinziehen.
Heiko Westermann, 27: David Jarolim verlor die Kapitänsbinde an den ehemaligen Schalker (kostete 7,5 Millionen Euro Ablöse), weil Veh den Ehrgeiz Westermanns, der alle zehn Spiele absolvierte, schätzt: "Heiko hat den Willen, die gesteckten Ziele erreichen zu wollen." Die Leistungen auf dem Platz konnten mit seiner Mentalität bisher nicht mithalten, zu unbeständig agierte der Abwehrmann - wie auch in Köln. Veh hat Geduld: "Sicher hatte er am Sonnabend nicht seinen besten Tag, aber das kann passieren."
Gojko Kacar, 23: Der Serbe hatte den schwersten Start der Neuen, weil ihm Investor Klaus-Michael Kühne die internationale Klasse absprach und sich nicht an der Ablöse (5,5 Millionen Euro) beteiligte. Zudem hatte der Ex-Herthaner mit der Konkurrenz im Mittelfeld (Zé Roberto, Jarolim) und seiner Fitness zu kämpfen. Bei fünf seiner sieben Einsätze, in denen der HSV aber immerhin 13 seiner 15 Punkte holte, wurde er eingewechselt. "Ich habe Gojko in Köln wesentlich besser gesehen als die Medien", sagt Veh. "Er braucht Spiele, um besser zu werden."
Jaroslav Drobny, 31: Nachdem der frühere Hertha-Keeper, der ablösefrei aus Berlin kam, in der Vorbereitung den Kampf gegen Frank Rost verloren hatte, kassierte er in Vertretung in zwei Spielen acht Gegentore. Keines war haltbar, aber er hielt auch keinen Unhaltbaren.
Maxim Choupo-Moting, 21: Der halbe Neuzugang - der Stürmer war an Nürnberg verliehen - zeigte in seinen acht Einsätzen (davon fünf Ein- und eine Auswechslung) seine guten Anlagen. Eine Hoffnung für die Zukunft, auch wenn er noch lange nicht ausgereift ist.
Lennard Sowah, 18: Obwohl das für 200 000 Euro - nach Empfehlung von Urs Siegenthaler - von Portsmouth verpflichtete Talent ein Linksverteidiger ist, war für ihn trotz der Ausfälle von Aogo, Jansen und Zé Roberto kein Platz im Kader für Köln. Das sagt alles über seinen derzeitigen Stellenwert aus. "Er ist ein Stück weg", bestätigt Veh.
Muhamed Besic, 18: Ebenfalls noch ohne Einsatz, wobei Veh dem Eigengewächs Hoffnung macht: "Er ist wesentlich weiter, ich kann mir vorstellen, ihn irgendwann zu bringen."
Ob Veh nach der Hinrunde auf dem Transfermarkt aktiv wird, ließ der Trainer offen: "Grundsätzlich halte ich von Einkäufen im Winter wenig. Prinzipiell möchte ich auch niemanden abgeben. Aber in der Bundesliga kann in jede Richtung immer etwas passieren."
Marcell Jansen (Zehbruch) fällt auch gegen Hoffenheim aus, Ruud van Nistelrooy, Zé Roberto und Collin Benjamin sollen wieder zur Verfügung stehen.