Alles schon mal dagewesen: zwei Tore Grafite, eines Edin Dzeko. Es war ein Deja-vu im Volkspark, das der VfL Wolfsburg am Mittwoch dem Hamburger SV bescherte und damit lebhafte Erinnerungen an die Meistersaison hervorrief. Mit 3:1 (1:1) setzten sich die Niedersachsen etwas glücklich und gnadenlos effektiv bei den Hanseaten durch. Alles genau wie vor zwei Jahren, als der VfL mit seinem - wie auch diesmal - ersten Auswärtssieg den Titelgewinn einleitete.
„Ich war damals noch nicht in Wolfsburg, deshalb kann ich die Form von Grafite und Dzeko nicht vergleichen“, sagte VfL-Coach Steve McClaren, „noch wichtiger als die Tore war aber die Arbeit, die sie für die Mannschaft geleistet haben.“
Nach einer Pleitenserie von drei Niederlagen zum Saisonauftakt haben sich die Niedersachsen offenbar gefangen. Mit Disziplin, Leidenschaft und einer gehörigen Portion Glück überstanden sie in der Abwehr mit Ausnahme eines Treffers von Maxim Choupo-Moting (27. ) das fast pausenlose Anrennen der Gastgeber und schlugen bei ihren wenigen Kontern durch Dzeko (15.) und Grafite (71., 78.) gnadenlos zu.
Ihrem Ex-Trainer Armin Veh bereiteten sie damit einen besonders bitteren Abend. Mit der ersten Niederlage und drei sieglosen Spielen in Folge hat der HSV seinen guten Saisonstart verspielt. Trotz großer spielerischer Überlegenheit fehlte es erneut an Durchschlagskraft im Strafraum, und beim Pfostenkopfball von Heiko Westermann (52.) kam auch noch Pech dazu. Das ohnehin immer brisante Nordderby am Samstag (18.30 Uhr/Sky und Liga total! live) beim Krisenklub Werder Bremen erhält nun noch weitere Dramatik und Bedeutung.
Insbesondere für Grafite wurde der Mittwoch wieder ein besonderer Festtag. Wie fast immer gegen den HSV, gegen den er vor drei Jahren auch sein erstes Bundesligator erzielte. „Gegen den HSV treffe ich immer“, sagte der Brasilianer nach seinem siebten Tor gegen den Nordrivalen, „ich hoffe, das war jetzt die Rückkehr von Grafite und dass ich der Mannschaft weiterhelfen kann.“
Insbesondere war es die erfolgreiche Rückkehr zum alten Erfolgssystem. Schon beim Sieg gegen Hannover am Samstag ließ McClaren Grafite neben Dzeko im Sturm spielen und stellte im Mittelfeld wieder eine „Raute“ statt zweier Sechser auf. Das System Meisterschaft eben. In den drei verlorenen ersten Saisonspielen schmorte Deutschlands Fußballer des Jahres 2009 dagegen lange auf der Bank.
„Er kam von der WM zurück und hat später mit dem Training begonnen“, begründete der erste englische Trainer in der Bundesliga die ersten Kurzeinsätze des Brasilianers, „jetzt ist er fit, das Ergebnis hat man gesehen.“ Auch Sportchef Dieter Hoeneß schwärmte: „Er ist wichtig für unser Spiel, allein damit sich der Gegner nicht nur auf Edin Dzeko konzentriert. Heute kann man wohl sagen: Grafite ist wieder da.“
Noch nicht da ist dagegen Zugang Diego, von dem in Hamburg fast nichts zu sehen war. „Das Zusammenspiel mit Dzeko und Grafite ist noch nicht optimal“, räumte der brasilianische Spielmacher ein, der aber sicher ist, dass sich die Automatismen noch besser einspielen: „Wir haben die Qualität, eine gute Saison zu spielen.“