Franz Gerber leitete 1977 den bisher einzigen Bundesligasieg des FC St. Pauli über den HSV ein

Hamburg. Seinen Triumph konnte er nicht gebührend zelebrieren. Statt mit der Mannschaft des FC St. Pauli den Sieg über den HSV zu begießen, musste Franz Gerber nach Mainz reisen. Das "Aktuelle Sportstudio" hatte ihn eingeladen, als Torschützen des Tages.

Am 3. September 1977 war das. Viel habe er seitdem erlebt, sagt der heute 56-Jährige. Zwei Söhne großgezogen, als Trainer gearbeitet, Großvater geworden. Und doch ist es dieses eine Spiel, auf das er regelmäßig angesprochen wird. Denn mit seinem Lupfer zum 1:0 in der 30. Minute leitete er einen historischen Sieg für St. Pauli ein. Es war der bisher einzige gegen den Stadtrivalen vom Volkspark in der Bundesliga. In der ersten Begegnung der Vereine in der höchsten deutschen Spielklasse überhaupt.

Eine positive Anspannung habe in den Tagen vor dem Derby geherrscht, sagt Franz Gerber. Beim HSV gab es damals mit Felix Magath, Manfred Kaltz und Kevin Keegan namhafte Spieler. St. Pauli konnte lediglich mit den Tugenden eines Underdogs aufwarten: Kampfgeist, Zusammenhalt, Euphorie.

Spätestens beim Einlaufen habe es ihn endgültig gepackt, erinnert sich Gerber, inzwischen Geschäftsführer des Drittligisten Jahn Regensburg: "Die Atmosphäre war unglaublich." Wobei sich die Sympathien der Zuschauer zunächst klar verteilten. In jenen Jahren hatte der FC St. Pauli noch keine so große Anhängerschaft wie heute. Doch mit zunehmenden Schwierigkeiten des favorisierten Gastgebers begann die Stimmung zu kippen. Am Ende, nach dem 2:0 durch Wolfgang Kulka, jubelten viele der Fans mit dem Kiezklub.

Über sein Tor ist danach viel gesagt und geschrieben worden. "Es war schön, da es das Spiel wendete", sagt Gerber. "Aber ich habe ja noch ein paar Mal mehr getroffen." Heute, 33 Jahre später, ist er dem FC St. Pauli nach wie vor verbunden - als Fan. Am Sonntag wird er das Derby im Fernsehen verfolgen, hofft auf einen Sieg. Und den, beteuert Franz Gerber, werde er diesmal auch vernünftig feiern.