Wolfsburg-Hamburg und zurück. Für Roy Präger wird es heute kein einfacher Abend sein, denn seine beiden Klubs treffen in einem enorm wichtigen Spiel aufeinander. 1999 kam der Wirbelwind vom VfL zum HSV, nach drei Jahren lockten die Wolfsburger ihren ehemaligen Publikumsliebling, der auch in Hamburg die Fans verzaubert hatte, mit der besseren beruflichen Perspektive nach seiner Karriere zurück. Heute leitet der 40-Jährige die Fußballschule Wölfi-Club und wird sich das Spiel natürlich im Stadion ansehen.

Und dem VfL oder dem abstiegsgefährdeten HSV die Daumen drücken? "Ich arbeite für den VfL, deswegen hoffe ich natürlich auf einen Wolfsburger Sieg. Wir wollen noch auf Platz sieben, der ja auch schon einen internationalen Startplatz mit sich bringt. Danach kann der HSV in den restlichen sieben Spielen ja noch eine Serie starten und den Abstieg vermeiden", sagt Roy Präger. Sein Herz schlägt für beide Vereine, er war auch ein "Vollblut-HSVer".

"Wer einmal für den HSV gespielt hat, für diesen großen Traditionsklub, und dabei auch ganz ordentlich gekickt hat, der wird die Raute immer im Herzen tragen, ganz klar. So geht es mir, so geht es auch vielen Kollegen von damals", sagt der ehemalige Torjäger. Er hat heute noch Kontakt zu Mitspielern wie Hoogma, Groth, Albertz, Doll, Butt, Hertzsch, Kovac, Töfting, Barbarez ... "Die alten Kumpels zu treffen, mit ihnen die alten Geschichten aufzufrischen, das macht Laune."

Sie stürmten in die Champions League, schafften ein 4:4 und einen 3:1-Auswärtssieg gegen Juventus Turin - der HSV war zu Prägers Zeiten wieder wer. Und nun? Fürchtet er den Sturz in die Zweitklassigkeit? "Wer nicht?", sagt er. "Ich kenne keinen Hamburger, auch keinen Norddeutschen, der sich jetzt keine Sorgen macht. Die Spiele werden weniger, der Druck größer." Prägers Empfehlung: "Jeder Spieler muss spätestens jetzt sein Herz in die Hand nehmen und Gas geben ohne Ende. Nicht gerade in Wolfsburg, aber dann ..."

Reicht das noch zur Rettung? Roy Präger beurteilt den HSV aus der Ferne so: "Die Mannschaft hat Qualität, etliche Nationalspieler - die Truppe muss sich letztlich nur als Einheit präsentieren. Die Zeit der Einzelkünstler muss vorbei sein, es geht nur noch gemeinsam. Mensch, der HSV ist doch der Dino, der Verein ist doch unabsteigbar, das muss doch jedem bewusst sein!"

Mit Sprüchen wie den "elf Freunden", die auf dem Platz stünden, kann die heutige Profi-Generation nichts mehr anfangen. Aber zu Prägers HSV-Zeiten war es noch so: "Wir waren Freunde, auch außerhalb des Platzes. Und wenn es Probleme gab, dann wurde in der Kabine Tacheles gesprochen - und schon war alles wieder okay. Das muss doch auch heute zu schaffen sein."

Wer weiß?

Die HSV-Kolumne "Matz ab" finden Sie täglich im Internet unter www.abendblatt.de/matz-ab