Investor Klaus Michael-Kühne soll dem HSV helfen, einen möglichen Sensationstransfer zu realisieren.
Hamburg. Den WM-Auftakt konnte Michael Ballack am gestrigen Freitag pünktlich zum Frühstück genießen. Noch immer kostet der verletzte Nationalmannschaftskapitän seinen spontanen Urlaub in Florida aus, das zeitlich sechs Stunden hinter dem rund 13 000 Kilometer entfernten Südafrika zurück ist. Und während Ballack das abwechslungsreiche 1:1 zwischen Südafrika und Mexiko nur am Rande verfolgte, beschäftigt sich der 33-Jährige derzeit vielmehr mit seiner eigenen Zukunft - eine Zukunft, die ihn überraschenderweise nach Hamburg führen könnte. Tatsächlich arbeiten die Verantwortlichen des HSV hinter den Kulissen ganz konkret an dem Projekt, das durchaus die Beschreibung "Sensationstransfer" verdient hätte. So hat sich das seit zwei Monaten bestehende Interesse an Ballack nach der Bekanntmachung des FC Chelsea, dass sein auslaufender Vertrag nicht verlängert wird, am vergangenen Mittwoch schlagartig potenziert. Offiziell wird ein verstärktes Interesse am Mittelfeldmann mit Verweis auf die schwierige Finanzierung zwar abgewiegelt, aber inoffiziell wird genau daran unter Hochdruck gearbeitet.
Was wie ein Märchen aus 1001 Nacht klingt, könnte ein echtes HSV-Sommermärchen werden. Helfen soll dabei erstmals Klaus-Michael Kühne, der sich bereits vor zwei Jahren grundsätzlich bereit erklärt hat, dem HSV im Rahmen des Projekts "Anstoß³" bis zu zehn Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Nach Abendblatt-Informationen wurde der Hamburger Unternehmer bereits von Klubboss Bernd Hoffmann über das Interesse an Michael Ballack informiert. Und Kühne soll dem Mammutprojekt "Ballack" aufgeschlossen gegenüberstehen, auch wenn der Wahl-Schweizer grundsätzlich sein Kapital lieber in junge Talente anlegen würde. Sollte aber tatsächlich ein Betrag X für Ballacks Gehalt fehlen, wäre Kühne nach Informationen aus Vereinskreisen bereit, den Fehlbetrag unter Auflagen bereitzustellen.
Ballack-Berater und der HSV haben bereits über das Gehalt gesprochen
Längst hat Ballack-Berater Michael Becker dem HSV die Gehaltsforderungen des früheren Bayern-Stars für einen eventuellen Zweijahresvertrag offenbart. Und obwohl diese im ersten Moment abschreckend klangen, wurde Hoffmanns Begierde geweckt. Zwar sollen neben dem HSV auch Schalke, Leverkusen und Wolfsburg offiziell ihr Interesse bei Becker hinterlegt haben, aber nach Abendblatt-Informationen hätte der HSV in Deutschland derzeit die besten Karten. Denn obwohl der HSV in der kommenden Saison nicht international dabei ist, kann der Verein durch den Hamburg-Faktor punkten. So soll Ballacks Gattin Simone großen Wert auf die Möglichkeit einer internationalen Schule für ihre drei Kinder legen. Große Konkurrenz muss der HSV aber durch internationale Top-Klubs wie Real Madrid fürchten, die neben einer Weltstadt, dem internationalen Wettbewerb auch noch viel Geld zu bieten hätten.
Investor Kühne will am Dienstag Teile des Aufsichtsrats treffen
Wie viel Geld der HSV genau bieten kann, dürfte bereits zu Beginn der kommenden Woche deutlich werden. Am Dienstag will Kühne Teile des Aufsichtsrats treffen, um noch mal explizit über "Anstoß³" zu sprechen. Den Kontrolleuren wurde das Projekt am vergangenen Dienstag vorgestellt, allerdings wurde dabei noch nicht über die Möglichkeit eines Ballack-Transfers gesprochen. "Der Aufsichtsrat wurde nicht über Verhandlungen mit Ballack informiert", sagte der neue und alte Aufsichtsratschef Horst Becker.
Trainer Armin Veh, der die letzten Tage seines Sardinienurlaubs genießt, ist im Gegensatz zu den Räten bereits involviert in die aktuellen Entwicklungen. Mittlerweile hat Veh auch mit Kühne gesprochen, was dieser zur Voraussetzung seines finanziellen Engagements gemacht hat. Kühne soll in diesem Gespräch Veh mitgeteilt haben, dass er grundsätzlich den Weg Urs Siegenthalers, auf junge, talentierte Spieler zu setzen, unterstützen möchte. Der vom HSV angedachte Transfer Arne Friedrichs, 31, stieß bei dem Wahl-Schweizer nicht auf Begeisterung. Friedrich soll nun vor einem Wechsel zum VfL Wolfsburg stehen.
Ob der HSV tatsächlich einen Kauf Ballacks stemmen kann, wird sich erst in den kommenden Tagen entscheiden. Trotz Zeitunterschied lässt sich Ballack durch Becker auch in Florida auf dem Laufenden halten, bei einem möglichen Achtelfinale Deutschlands will er zur Unterstützung seiner Kollegen nach Südafrika reisen. Offen bleibt, wohin die Reise nach der WM für ihn geht.