Nach dem Labbadia-Rauswurf konzentriert sich der HSV auf das Spiel des Jahres. Fulhams Stürmer Zamora droht auszufallen.

Hamburg. Das Alibi Bruno Labbadia ist weg. Im Spiel des Jahres beim FC Fulham muss der Hamburger SV Farbe bekennen und nach Chaos und Trainerrauswurf die Saison retten. „Wir haben eine Jahrhundertchance“, sagte der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann vor dem Halbfinal-Rückspiel in der Fußball-Europa-League. „Es ist das Endspiel um das Endspiel.“ Nach dem 0:0 im Hinspiel reicht ein Unentschieden zum Einzug ins „Heim-Finale“ am 12. Mai, doch darauf will es die vor Motivation strotzende Truppe gar nicht ankommen lassen. Die Zipperlein der unwilligen Stars Zé Roberto, Ruud van Nistelrooy und Guy Demel sind plötzlich verschwunden, da musste Interimscoach Ricardo Moniz nicht einmal Hand auflegen. „Ich brenne. Wir brennen“, sagt van Nistelrooy stellvertretend für die ganze Mannschaft vor dem Spiel des Jahres.

„Der Trainerwechsel kann die letzten Prozente aktivieren“, meinte Hoffmann unmittelbar vor dem Abflug nach London. Am Tag vor der Partie am Donnerstag (21.05/Sat.1, Sky) in dem mit 25700 Zuschauern ausverkauften Craven Cottage lobte der Vereinschef den Interimscoach: „Ricardo Moniz hat immer bewiesen, dass er ein Top-Motivator ist.“ Im Falle einer Niederlage droht dem Bundesliga-Siebten erstmals nach fünf Jahren eine Spielzeit ohne europäische Bühne. Doch Hoffmann quälen solche Gedanken nicht. „Gegen uns muss man erst mal gewinnen“, sagte er. „Wir werden unsere Ausgangsposition mit Wut, Leidenschaft und Disziplin verteidigen.“

Labbadia-Nachfolger Moniz hat in den vergangenen Nächten wenig geschlafen. „Extrem viele Videos von Fulham“ habe er sich angeschaut, berichtete der Niederländer. „Wir müssen laufen, als wenn es unser letztes Spiel ist.“ Zur Situation als Co-Trainer sehe er keinen Unterschied, behauptete Moniz. „Ich bin ich selbst geblieben.“ Nun will er mit dem Team die Tür zum ersten Titelgewinn seit 27 Jahren aufstoßen. In London muss der HSV allerdings auf den gelbgesperrten Piotr Trochowski verzichten.

„Moniz ist sehr emotional, hat eine Leidenschaft, die ich so noch nie gesehen habe“, schwärmte Dennis Aogo. „Er sagt mit wenigen Worten, was Sache ist.“ Genau das war einer der Hauptkritikpunkte an Labbadia – der unterbrach ständig das Training und hielt lange Monologe.Petric könnte sich sogar vorstellen, mit Moniz über die 17- Tage-Ära hinaus zu arbeiten, auch wenn der 45 Jahre alte Niederländer eigentlich im Wort steht bei Red Bull Salzburg. Doch zunächst fokussiert sich die dritt-teuerste Mannschaft Deutschlands auf den ältesten Londoner Club, der ebenfalls nur über die Europa League international im Geschäft bleiben kann.

Die „Cottagers“ von Trainer Roy Hodgson haben am Wochenende in der Liga mit einer B-Elf 1:2 in Everton verloren und bangen noch um ihren Stürmerstar Bobby Zamora (Achillessehnen-Probleme), der schon 19 Saisontore geschossen hat. „Ich habe schon eine Weile mit der Verletzung zu tun, aber ich hoffe sehr, am Donnerstag spielen zu können“, sagte Zamora, der optimistisch ist, dass Fulham das erste europäische Finale in der Club-Historie erreicht.

„Wir sind ein sehr gut gedrilltes Team, was ein wichtiger Grund für unseren Erfolg diese Saison ist“, sagte er. Zwar wirkten die Engländer in Hamburg nicht besonders gefährlich, ihre Heimstärke in dem kleinen, aber typisch englischen Stadion haben sie aber nicht zuletzt beim 4:1 gegen Juventus Turin bewiesen. International sind sie in dem alten Schmuckkästchen in dieser Spielzeit unbesiegt.

HSV-Spiel in Fulham live im Kino

Das Europa-League-Rückspiel des Hamburger SV beim FC Fulham wird live im Kino gezeigt. Wie der Bundesligist am Mittwoch mitteilte, soll die Halbfinal-Partie auf einer Großbildleinwand im Cinemaxx-Kino Hamburg-Dammtor übertragen werden. 371 Plätze stehen kostenlos zur Verfügung.

Voraussichtliche Mannschaften:

Hamburger SV: Rost – Demel, Boateng, Mathijsen, Aogo – Jarolim, Zé Roberto – Tesche, Pitroipa – van Nistelrooy, Petric

FC Fulham: Schwarzer – Konchesky, Hangeland, Hughes, Baird - Davies, Etuhi, Murphy, Duff – Gera – Zamora (Dempsey) Schiedsrichter: Cüneyt Çakir (Türkei)