Zum Feiern bleibt für den HSV nach dem Kraftakt gegen Eindhoven keine Zeit. Am Sonntag kommt es zum Showdown gegen Bayern München.

Eindhoven. Das Spiel gegen den PSV Eindhoven hat den HSV-Fans alles geboten. Kampf, Leidenschaft, Frustration und Happy-End. Nach der „schönsten Niederlage der Saison“ war die Euphorie beim Hamburger SV riesengroß. „Gegen Eindhoven weiterzukommen, bedeutet viel. Aus den zwei Spielen werden wir sehr viel mitnehmen“, sagte HSV-Trainer Bruno Labbadia mit Blick auf das Duell beim Rekordmeister Bayern München am Sonntag (ab 17.30 Uhr im Liveticker bei abendblatt.de) und auch Mladen Petric wähnt die Hamburger obenauf: „Das war wichtig für die Moral.“

Die Moral ist in der Tat gut, die Leistung keineswegs. Das Weiterkommen durch das 2:3 (0:2) im hitzigen Zwischenrunden-Rückspiel der Europa League beim 21-maligen niederländischen Meister PSV Eindhoven, was nach dem 1:0 vor Wochenfrist genügte, war denn auch mehr auf einer gehörigen Portion Glück begründet. „Wie wir weitergekommen sind, ist mir sowas von egal“, meinte ein erleichterter HSV-Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann und ergänzte: „Das waren tolle Europacup-Nächte. Die Europa League ist wie Champions League light. Die letzten 16 Mannschaften gehören zur Creme de la Creme.“

Der Traum vom „Finale im Wohnzimmer“ am 12. Mai in Hamburg geht also weiter. Dafür muss der Bundesliga-Vierte aber erstmal im Achtelfinale (11. und 18. März) den RSC Anderlecht ausschalten. An den belgischen Rekordmeister haben die Hanseaten dabei gute Erinnerungen. 1977 gewann der HSV durch ein 2:0 gegen Anderlecht in Amsterdam den Europapokal der Pokalsieger.

Vom Finale, oder gar vom Titel wollte man beim HSV noch nicht reden. „Das ist noch sehr weit“, sagte Hoffmann, der in der Halbzeit schon mit dem Schlimmsten gerechnet hatte: „Von dem Spielverlauf durfte man nicht unbedingt ausgehen.“

Wohlwahr, lieferte die Mannschaft in den ersten 45 Minuten doch eine indiskutable Leistung ab. „Das System hat nicht geklappt“, meinte Petric mit Blick auf die ungewohnte Mauertaktik von Labbadia im 4-3-2-1-System, das bereits nach 80 Sekunden über den Haufen geworfen worden war. Danach brannte es noch einige Male lichterloh im Hamburger Strafraum, auch wenn Labbadia gute Phasen gesehen haben wollte. Logische Konsequenz war der Gegentreffer von Balazs Dzsudzsak (43.) kurz vor der Pause.

„Manchmal muss man auch Krieger sein“, sagte David Rozehnal. Gekämpft haben die Hamburger dann sehr wohl und das Spiel durch Tore von Petric (46.) und Piotr Trochowski per Foulelfmeter (79.) aus dem Feuer geholt, bevor die Dramaturgie durch das 2:3 von Danny Koevermans in der 90. Minute auf die Spitze getrieben wurde. „Das ist der Europapokal. Da wendet sich das Blatt von Minute zu Minute“, sagte Hoffmann.

Der englische Schiedsrichter Michael Leslie Dean wollte dem nicht nachstehen und verteilte eifrig Karten: Achtmal Gelb und zweimal Rot für Dzsudzsak (Tätlichkeit/57.) und Guy Demel (wiederholtes Foulspiel/74.). Nur einen Elfmeter für Eindhoven wollte er nicht geben, was Eindhovens Trainer Fred Rutten ärgerte: „Wir hätten ein bis zwei Strafstöße bekommen müssen. Ich bin sauer.“

Die Hamburger nicht und die haben beim „Ritt auf der Rasierklinge“ bereits die nächste Herkulesaufgabe vor sich. Am Sonntag geht es zu den Bayern und die Personalprobleme reißen nicht ab. Petric droht mit einer Knöchelprellung auszufallen, der Einsatz von Superstar Ruud van Nistelrooy (Oberschenkelverhärtung) ist ebenfalls fraglich. „Dazu haben wir Spieler in der Mannschaft wie Elia oder Ze Roberto, die noch nicht in Topform sein können“, ergänzte Labbadia.