Für den HSV geht es um den Einzug ins Achtelfinale. Große Hoffnungen ruhen auf Zé Roberto. Verfolgen Sie das Spiel ab 19 Uhr hier im Live-Ticker.

Hamburg. 102 Tage des Wartens waren am vergangenen Sonnabend vorbei. Endlich, werden sie beim HSV sagen. Als sich Zé Roberto Anfang November im Spiel bei Hannover 96 am Knöchel verletzte, sollte der Brasilianer zunächst zwei Wochen pausieren. Aus zwei Wochen wurden vier, aus vier dann acht - die Leidenszeit schien kein Ende zu nehmen. Nach dem Comeback in der Bundesliga gegen Frankfurt darf der Brasilianer selbstverständlich auch heute wieder ran, wenn es im Rückspiel der Europa League beim PSV Eindhoven (19 Uhr im Live-Ticker bei abendblatt.de) um den Einzug ins Achtelfinale geht.

Das Fehlen Zé Robertos war auch für den Hamburger SV eine quälende Leidenszeit. Denn ohne den Techniker, der im ersten Saisondrittel der überragende Mann im HSV-Mittelfeld war, verabschiedeten sich die Hanseaten Schritt für Schritt aus dem Titelrennen der Fußball-Bundesliga. Mit der Rückkehr des 35-Jährigen wächst auch die Hoffnung auf bessere Zeiten. „Er hat die gewisse Ruhe. Er kann auch mal einen Ball halten. Wir brauchen ihn dringend“, sagt Trainer Bruno Labbadia.



Dass es kaum eine Alternative zu Zé Roberto gibt, wurde gegen Eintracht Frankfurt (0:0) deutlich. Über die volle Spielzeit ließ Labbadia den Dribbelkünstler bei dessen Bundesliga-Comeback spielen. „Ich habe eigentlich mit 60 Minuten gerechnet“, sagte der Mittelfeldspieler, „aber das ist in Ordnung. So finde ich schneller meinen Rhythmus.“

Denn Zé Roberto hat noch einiges vor in dieser Saison. Trotz der neun Punkte Rückstand auf das Spitzenduo Bayer Leverkusen/Bayern München hat der 84-malige Nationalspieler den Titel noch nicht abgeschrieben. „Dafür müssen wir am Sonntag in München gewinnen“, sagt Zé Roberto vor seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte.

Sechs Jahre lang hatte er für die Bayern gezaubert. Im vergangenen Sommer folgte dann der Abschied, weil die Münchner ihm keinen Zwei-Jahres-Vertrag mehr geben wollten. Zé Roberto traute man an der Säbener Straße nicht mehr zu, auf höchstem Niveau zu spielen. Ein großer Fehler, wie sich herausstellte. Denn Zé Roberto war beim HSV auf Anhieb Taktgeber, Führungsspieler und Hoffnungsträger. Dabei lebt der dreifache Familienvater von seiner Fitness, die er sich durch viele Extraschichten holt.

Das Image des „Musterprofis“ (Ottmar Hitzfeld) bekam allerdings im Winter einige Kratzer, als Zé Roberto mit zehntägiger Verspätung und unentschuldigt aus dem Winterurlaub in Brasilien gekommen war. Von Disziplinlosigkeit war in Hamburg die Rede, was den religiösen Mann schwer kränkte. Familiäre Probleme seien der Grund für die verspätete Rückkehr gewesen, erklärte er.

Das Missverständnis sei längst ausgeräumt, ab jetzt blickt Zé Roberto wieder nach vorn. Und da will er bis zu seinem Vertragsende 2011 noch einiges erreichen. Für den Fußball-Künstler zählen nur Titel, mit vierten oder fünften Plätzen kann er sich nicht anfreunden. Ein Anspruchsdenken, dass er in München und bei der brasilianischen Nationalmannschaft gelernt hat.

Gerne würde er auch wieder für die Selecao, aus der er 2006 nach der WM in Deutschland zurückgetreten war, spielen. „Der Rücktritt aus der Nationalmannschaft war der größte Fehler meines Lebens“, sagt Zé Roberto. „Wenn mich Nationaltrainer Dunga ruft, bin ich da. Es wäre mein größter Traum, noch eine WM für Brasilien zu spielen. Ich will Weltmeister werden.“