HSV-Coach Labbadia zieht ein positives Fazit, hat aber vor dem Rückrunden-Start am Sonnabend gegen Freiburg weiter Verletzungssorgen.
Antalya/Hamburg. Auf dem Rückflug aus dem sonnigen Antalya in die verschneite Heimat konnte es sich Bruno Labbadia gestern Nachmittag endlich mal gut gehen lassen. Die Bilder vom Vortag, vom Konfettiregen, von dem überdimensionalen Siegerscheck und dem ersten Pokal des Jahres hatte der HSV-Trainer noch genau vor Augen, als er sich in einer der vorderen Reihen der kleinen Chartermaschine in seinen Sitz fallen und sich wenig später Hähnchenbrust, Kartoffelecken und zum Nachtisch ein kleines Stück Schoko-Nuss-Kuchen servieren ließ.
Erstmals seit dem Start des Trainingslagers vor acht Tagen im türkischen Belek konnte Labbadia für kurze Zeit mal so richtig abschalten. "Wir haben die Grundlage für eine ordentliche Rückrunde gelegt. Insgesamt war es ein gelungenes Trainingslager", zog Labbadia vom Betriebsausflug an die türkische Riviera folglich ein positives Fazit - auch wenn ihn die eine oder andere Sorge spätestens nach der Landung am Gepäckband am Flughafen Fuhlsbüttel wieder in Beschlag nahm.
Tatsächlich scheint der HSV sechs Tage vor dem Heimspiel gegen Freiburg am kommenden Sonnabend (15.30 Uhr/Sky live, Liveticker auf abendblatt.de) trotz einiger Widrigkeiten gut für den Rückrundenstart gerüstet zu sein. Acht Tage lang hatte Labbadia seine Mannschaft bei besten Bedingungen im Südosten Europas für die zweite Saisonhälfte vorbereitet. Er stellte kurz vor der Rückkehr nach Hamburg zufrieden fest, dass "alle Profis, die dabei waren, super mitgezogen haben. Es bringt einfach Spaß zu sehen, was für eine tolle Moral wir in der Mannschaft haben." Doch so positiv das Fazit des Hamburgers auch ausfällt, so sehr ist sich Labbadia darüber im Klaren, dass sein Team in den kommenden fünf Monaten vor "einem Ritt auf der Rasierklinge" steht. Schmerzlich sind die Ausfälle der langzeitverletzten Stammkräfte Paolo Guerrero (Kreuzbandriss), Romeo Castelen (Knie-OP), Alex Silva, Collin Benjamin, Bastian Reinhardt und vor allem Zé Roberto (alle im Aufbautraining), der durch seinen eigenmächtig verlängerten Urlaub für viel Wirbel gesorgt hatte und erst morgen in Hamburg zurückerwartet wird. Zudem fallen der am Knöchel verletzte Eljero Elia, die Afrika-Cup-Teilnehmer Guy Demel und Jonathan Pitroipa sowie der gegen Freiburg gesperrte Jerome Boateng weiter aus.
Um in der Türkei überhaupt mit genügend Spielern trainieren zu können, hatte Labbadia sogar fünf Nachwuchskräfte aus der Regionalligamannschaft (Henrik Dettmann, Gerrit Pressel, Christian Groß, Hanno Behrens und Maximilan Beister) ins Trainingslager mitgenommen.
"Uns ist bewusst, dass wir einen engen Kader haben. Wir werden genau überlegen, ob wir nicht doch noch mal tätig werden", kündigt Labbadia "einen genauen Blick auf den Transfermarkt" an, um gleichzeitig den wechselwilligen Guy Demel und Mickael Tavares einen Weggang aufgrund der angespannten Personallage zu untersagen. So hatte besonders der zuletzt perspektivlose Tavares, der gern auf Leihbasis in Nürnberg angeheuert hätte, auf einen Wechsel gedrängt - besonders nachdem ihm Trainer Dieter Hecking am Telefon einen Platz im defensiven Mittelfeld an der Seite vom Ex-Bayernprofi Andreas Ottl in Aussicht gestellt hatte.
"Es ist schwierig, sich im Training immer zu motivieren, wenn man das Gefühl hat, doch keine wirkliche Chance zu bekommen", sagte der gebürtige Franzose, der aber gleichzeitig betonte, ein Nein des HSV notfalls zu akzeptieren. Und auch Demel, der eine Anfrage des englischen Premier-League-Klubs FC Sunderland vorliegen haben soll, ist für Labbadia in den Planungen für die Rückrunde unersetzbar: "Zum jetzigen Zeitpunkt können wir uns nicht erlauben, jemanden abzugeben." Selbst 5,7 Millionen Euro, die Sunderland bereit sein soll, für Demel zu investieren, können an der Grundsatzentscheidung nichts ändern.
Nach dem trainingsfreien Montag, den die Profis nach einem Temperatursturz von knapp 20 Grad in der Türkei auf rund 0 Grad in Hamburg zur Akklimatisierung nutzen sollen, will Labbadia ab morgen die Kräfte wieder bündeln: "Wir müssen es schaffen, die gute Stimmung aus dem Trainingslager in die Rückrunde zu transportieren." Der Trainer scheut sich zwar, eine Zielsetzung für das Saisonende auszugeben, sagt aber immerhin, dass "ein Verein wie der HSV in die Champions League gehört". Ob dieses offiziell inoffizielle Ziel tatsächlich realistisch ist, wird man spätestens ab Sonnabend sehen.