Bruno Labbadia will gegen EA Guingamp seine “B-Auswahl“ einsetzen. Stürmerstar Mladen Petric hat Verständnis dafür.

Hamburg. HSV-Ersatzkeeper Wolfgang Hesl benötigt nicht viel Zeit für eine Antwort. "Als Fan will man jedes Spiel sehen. Und auch gegen die Franzosen wollen wir wieder ein Fußballspektakel bieten", sagt der Torhüter, als er am Mittwoch gefragt wird, weshalb Hamburgs Anhänger nach dem souveränen 5:1-Sieg im Hinspiel im Rückspiel gegen EA Guingamp überhaupt noch in die HSH Nordbank Arena besuchen sollten.

Gute Antwort. Und obwohl Hesl und seine Kollegen bereits vor dem bedeutungslosen Rückspiel gegen den FC Randers, das die vermeintliche B-Elf vor drei Wochen sang- und klanglos 0:1 verlor, Ähnliches behauptet hatten, will man in Hamburg Spektakel-Fußball-Ankündigungen derzeit gerne glauben. 4:1 gegen Dortmund, 5:1 gegen Guingamp und 4:2 gegen Wolfsburg - so soll es weitergehen.

Ob es tatsächlich auch am Donnerstag so weitergeht, hängt wohl erneut von den Spielern ab, die zuletzt gegen Randers enttäuschten. "Wir haben einen breiten Kader, aus dem sicherlich der eine oder andere die Möglichkeit haben wird, sich zu präsentieren", kündigt Trainer Bruno Labbadia an, wieder auf den zweiten Anzug zu setzen - in der Hoffnung, dass dieser diesmal besser passt. "Wir möchten den Spielern, die zuletzt hinten dran waren, Wettkampfpraxis verschaffen. Aber wir wollen auch eine Weiterentwicklung der Spieler sehen", fordert er. Die zweite Chance für das zweite Team also - auch wenn sich Labbadia gegen das Wort "Chance" wehrt: "Die Spieler wollen immer eine Topleistung bringen."

Für die beiden Stürmerstars Mladen Petric und Paolo Guerrero werden am Donnerstag wohl 8,9-Millionen-Euro-Neuzugang Marcus Berg und entweder Maxim Choupo-Moting oder Tunay Torun spielen. Berg wurde bereits beim 5:1-Hinspielsieg eingewechselt und traf auch prompt. Petric verspricht in einem ausführlichen Interview des "Hamburger Abendblatts" (Donnerstag-Ausgabe), dass die HSV-Fans im Rückspiel gegen Guingamp "ein besseres Spiel als gegen Randers" erwarfen dürften. Zugleich zeigt der Stürmer Verständnis für die Entscheidung des Trainers, anderen Spieler eine Chance zu geben. "Es macht schon Sinn, den einen oder anderen Profi zu schonen, wenn man die Möglichkeit dazu hat", sagt Petric. "In der vergangenen Saion ging das oft nicht, weil wir leider nur 13 bis 14 Spieler zur Verfügung hatten. In diesem Jahr ist das dagegen möglich, weil wir einen ausgeglichen Kader haben.“

Hesl, der gegen Guingamp erneut für Stammtorhüter Frank Rost zwischen den Pfosten stehen wird, begrüßt das "Labbadiasche" Rotationsprinzip: "Das ist auf jeden Fall eine Verbesserung zum Vorjahr. Es ist gut, dass in Spielen, in denen es passt, die sogenannte B-Elf die Möglichkeit bekommt, sich zu präsentieren." So dürfen auch die zuletzt wenig eingesetzten Collin Benjamin, Robert Tesche, Tomas Rincon, Mickael Tavares, Jonathan Pitroipa, Tunay Torun, Marcus Berg, Änis Ben-Hatira und Maxim Choupo-Moting auf ihren Einsatz und einen möglichen Neuanfang hoffen.

Für Ben-Hatira (21) und Choupo-Moting (20) könnte es statt eines Anfangs ebenso ein Abschied werden. Beide Spieler streben noch vor dem Ende der diesjährigen Transferfrist am kommenden Montag ein Ausleihgeschäft an. Ihr wahrscheinlicher Auftritt gegen Guingamp, für den bislang enttäuschende 19 000 Karten verkauft wurden, könnte also bereits ihr letzter in Hamburg sein. "Wir haben mit Maxim gesprochen. Nach seiner elfmonatigen Pause ist es wichtig, dass er Spielpraxis bekommt. Er muss den nächsten Schritt machen - vielleicht auch bei einem ambitionierten Zweitligaklub", sagt Labbadia. Im Gespräch ist weiter Erstliga-Aufsteiger Nürnberg, der bereits vor Wochen bei Berater und Vater Just Moting angefragt hatte. "Ich kann mir einen Wechsel dorthin schon vorstellen, aber ich könnte auch beim HSV bleiben", sagt Choupo-Moting, der entschlossen ist, seine Chance zu nutzen - egal ob die zweite in Hamburg oder die erste in Nürnberg.