Sie waren alle da. Die Familie Jol, bestehend aus Ehefrau, Tochter und Bruder Cornelis sowie die versammelte niederländische Presse.

Amsterdam - "Ich habe viel erwartet, aber das nicht", waren Martin Jols erste Worte, als er gestern um 16.01 Uhr den Presseraum der Amsterdam-Arena betrat. Mehr als 100 Journalisten waren vor Ort, auf drei national empfangbaren Sendern wurde die Vorstellung des Überraschungscoups live übertragen.

Einen Fünfjahresvertrag hatte Jol bei Ajax angeboten bekommen, "aber ich habe mich für drei Jahre entschieden, weil fünf im Fußball einfach zu lange sind", so die Begründung des 53-Jährigen, der beim niederländischen Traditionsverein Sportchef und Trainer in Personalunion sein wird. Das ist die Position, die er in Hamburg zugesichert bekommen wollte - und nicht bekam.

"Ich höre, dass in Hamburg viel über mich erzählt wird", so Jol, der von seinen ehemaligen Spielern böse Kritik mit auf den Weg bekommen hatte, "aber von mir wird es keine schmutzige Wäsche geben." Vielmehr seien allen Beteiligten die Gründe der beiderseitigen Trennung klar. "Wir haben viel Geld eingenommen und wenig ausgegeben. Statt zu investieren, wurden Spieler geliehen. Da sehe ich in Amsterdam mehr Zukunft."

Frustrierte Worte, die sich aus der Jol-Erkenntnis nähren, ungewollt gewesen zu sein. Ob er - wie in Hamburg kolportiert wird - eine Ausstiegsklausel hatte? "Kein Kommentar. Aber ich habe am Montag den Sportchef gefragt, ob ich mit anderen Vereinen sprechen dürfte. Er sagte ja."

Ein Nein erhielten bislang die Jol-Assistenten Zeljko Petrovic und Ricardo Moniz bezüglich ihrer Freigabe, "aber da warten wir ab. In den nächsten Wochen passiert da was", so Jol am Ende der 45-minütigen Vorstellung. (sm)