Abendblatt-Redakteur Christian Pletz kommentiert den 2:1-Sieg des HSV im Nordderby.

Hamburg. Der 23. November 2008 wird bei HSV-Fans einen besonderen Platz in den Erinnerungen einnehmen. Und das nicht nur, weil der Erzrivale aus der Nachbarschaft mit 2:1 nach Hause geschickt wurde. Sondern auch und vor allem, weil die Grün-Weißen damit ins graue Mittelmaß der Bundesliga befördert wurden. Das tat den zuletzt hauptsächlich auswärts arg geschundenen HSV-Seelen gut, das war nach einer fünf Jahre andauernden Durststrecke gegen die Bremer in Sachen Selbstwertgefühl auch dringend mal wieder erforderlich.

Trainer Martin Jol wäre dennoch gut beraten, wenn er auch ohne Adventsanlass sofort die erste Kerze entzünden würde, denn dieser Heimsieg gegen Bremen in einem packenden, aber alles andere als fußballerisch hochklassigem Derby hatte in hohem Maße auch etwas mit Glück zu tun. Allerdings, und das muss man den "Rothosen" in jedem Fall attestieren, mit dem Glück des Tüchtigen. Denn auch wenn die Bremer über die gesamte Spielzeit betrachtet den spielerisch reiferen und dominanteren Eindruck hinterließen, so steckte Jols Team nie auf und unterstrich damit seine Siegermentalität.

Und, ganz ehrlich, wer will in einer Woche noch wissen, dass Werder die bessere Mannschaft war? Die Antwortet dürfte ähnlich deutlich ausfallen wie die auf die Frage, wer Werder Bremen jetzt noch für einen der Topkandidaten auf den Gewinn der Meisterschaft hält: Niemand. Und dass sich die Hamburger erheblich steigern müssen, wenn sie ernsthafte Ambitionen auf die Champions-League-Plätze erheben, weiß sowieso jeder.