Nachwuchsteams und Scouting - auch dafür steht Sportchef Arnesen. Oenning bekommt einen neuen Co-Trainer, Cardoso übernimmt die U-23.

Hamburg. Aus der Not eine Tugend zu machen - nicht immer einfach. Der HSV hat kein Geld für gemachte Spieler, also muss er Talente zu Stars formen. In der Vergangenheit gelang dies nur äußerst selten. Aber wer den neuen HSV-Sportchef Frank Arnesen auf sich wirken lässt, der sich am Mittwochmorgen vor seinem Rückflug nach London der Presse stellte, ist schnell vom Optimismus des Dänen angesteckt. Er scheint für diese Aufgabe prädestiniert zu sein. "Die Nachwuchsförderung ist mein Kind", sagt Arnesen und macht deutlich, wo er bei seinem neuen Klub ansetzen will: Scouting, Nachwuchsteams, Regionalligamannschaft - alle diese Bereiche sollen gestärkt werden. Und obwohl der 54-Jährige offiziell erst nach dem letzten Saisonspiel seines derzeitigen Arbeitgebers FC Chelsea am kommenden Montag den Dienst beim HSV antreten wird, ist er bereits gut im Bilde. " Wir haben beispielsweise einige sehr talentierte B-Jugendliche im Verein. Diese Spieler sind zwar noch sehr jung, aber wir sollten auch diese schon an die Profis heranführen. Nicht nur beim Training, auch bei anderen Unternehmungen."

Damit weitere talentierte Akteure den Weg nach Hamburg finden, bringt Arnesen diverse Scouts mit: An der Seite Lee Congertons, der als neuer Technischer Direktor formal für die Sichtungsabteilung zuständig ist, werden auch Bjarne Hansen (Skandinavienscout), Jan Ricka (Tschechienscout), Arnesens Sohn Sebastian (Scout für Belgien und die Niederlande) und Steve Houston (Administrator) mit an die Elbe wechseln - was jedoch nicht bedeutet, dass sich der Verein von allen anderen Mitarbeitern im Nachwuchsbereich trennt. "Wir wollen das bestmögliche Team aus alten und neuen Scouts bilden. Ob alle bleiben werden, kann ich noch nicht sagen." Auch der bisherige Sportchef Bastian Reinhardt wird in Nachwuchsfragen künftig eine wichtige Rolle spielen, er fungiert als Jugendleiter. "Bastian wird der Kommunikator sein zwischen Nachwuchs und Profiteam, Ansprechpartner für die Jugend", erklärt Arnesen.

Bis sich ein durchdachtes Nachwuchskonzept auszahlt, vergehen in der Regel Jahre. Nur erwarten die Fans auch in der kommenden Saison bereits konkurrenzfähigen Fußball. Neuzugänge sind dafür unabdingbar, das sieht auch der Sportchef - doch noch kann Arnesen keinen Vollzug vermelden. "Jeffrey Bruma ist ein Kandidat, andere Spieler ebenfalls. Aber wir haben auch schon viele gute Spieler bei uns. Wichtig ist, dass das Team am Ende in der Lage ist, flexiblen Fußball zu spielen, je nach Bedarf im 4-3-3 oder auch 4-4-2-System auflaufen kann. Ich glaube, wir werden am Ende des Transferfensters am 31. August eine gute Mannschaft haben. Für eine aktuelle Zielsetzung ist es noch zu früh."

Auch bei den wackligen Spielern des aktuellen Kaders sei noch keine Entscheidung gefallen. Mit Mladen Petric laufen die "üblichen Verhandlungen" über eine Verlängerung seines Vertrages, der an Eindhoven verliehene Stürmer Marcus Berg soll zurückkommen und einer der 20 Profis (plus vier Nachwuchsspieler) sein, die in der kommenden Saison im abgespeckten Kader des HSV stehen sollen. Der Schwede wird erst heute in seiner Heimat an der Hüfte operiert und sechs bis acht Wochen ausfallen. Ursprünglich hätte Berg schon vor Ende der Spielzeit unters Messer sollen.

Die nächste Personalie dürfte sich auch nicht um einen Spieler drehen, sondern um einen neuen Übungsleiter: Der aktuelle Co-Trainer Rodolfo Cardoso soll wieder die U-23 coachen, dafür wird Trainer Michael Oenning in den nächsten Tagen einen neuen Assistenten zur Seite gestellt bekommen, der aus Deutschland kommt.

So bleibt Arnesen der eigentliche Star des HSV, die Erwartungen an den ehemaligen Nationalspieler sind riesig. Doch er sieht diesen immensen Druck nicht als hinderlich an. "Ich bin es gewöhnt, dass die Leute viel von mir erwarten. Das war als Spieler und als Trainer auch schon so. Und ich bin guter Dinge, die Erwartungen der HSV-Anhänger erfüllen zu können."