Der ewig reizvolle Vergleich mit Werder hat mehreren Hamburgern die Karriere verbaut
Hamburg. Nordderbys haben einen ganz besonderen Reiz. Das ist allgemein gültig. Weniger bekannt ist, dass sie oft auch besonders drastische Folgen haben. "Was meinen Sie?", so Ailtons erste Reaktion auf die Frage nach seinem berühmten Fehlschuss im Nordderby 2006. "Meistens habe ich ja gewonnen." Allerdings nur in der Zeit für Bremen, nicht in seiner kurzen Phase als HSV-Angreifer vom Januar bis Juni 2006. Denn dort setzte es ein 1:2 am letzten Spieltag - mit ihm als Hauptdarsteller. Schließlich hatte es Ailton dabei fertiggebracht, nach dem 1:1 von Sergej Barbarez den Ball nach klugem Pass des Torschützen aus elf Metern über das leere Tor zu setzen. "Da redet heute doch keiner mehr drüber. Oder?"
Es ist das Oder. Immerhin verpasste der HSV am 13. Mai 2006 nicht nur die sichere Champions-League-Teilnahme, sondern verlor das Spiel am Ende durch einen Treffer Miroslav Kloses noch. Der HSV musste ausgerechnet dem Nordrivalen den Vortritt lassen. Und Ailtons Leihvertrag wurde nicht verlängert.
Ebenfalls in guter - oder besser: in schlechter - Erinnerung ist das 2:3-Aus im Uefa-Cup-Halbfinale 2008/2009. In der 83. Minute, Werder führte in Hamburg 2:1, versprang Michael Gravgaard der Ball, sein Rückpass führte zur Ecke, die Werder zur 3:1-Vorentscheidung nutzte. Kurios daran: Eine Papierkugel auf dem Platz hatte den Ball überhaupt erst verspringen lassen. Und obwohl den Dänen im Gegensatz zu Ailton keine direkte Schuld traf, wurde auch sein Leihvertrag nicht verlängert.
Um das Negative der Derbys abzurunden, reicht der Blick auf die Auswärtsbilanz des HSV bei Werder. In 45 Versuchen glückte in der Liga nur neunmal ein Sieg. Zudem konnten sich die Bremer im Laufe der Rückrunde in der ewigen Bundesligatabelle wieder am HSV vorbeischieben. Hierfür machte der HSV-Vorstand Trainer Bruno Labbadia verantwortlich - der wie Ailton und Gravgaard gehen musste.