Hallo Hamburg,
nach acht Stunden Tiefschlaf und einem herrlichen Frühstück ist der kurzfristige Ärger über die suboptimale Rückreise aus Charkow aus meinem Gedächtnis gestrichen. Und überhaupt, was sollen denn die niederländischen Kollegen sagen? Die hatten den gleichen Spaß auf dem Rollfeld wie wir, mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass ihre Mannschaft verloren hat. Und dass man bei dieser Europameisterschaft im Eifer des Gefechts noch viel mehr als nur ein Spiel verlieren kann, hat unsere fünfköpfige Kollegen-WG in den vergangenen Tagen gleich mehrfach bewiesen. Jan-Christian Müller von der „Frankfurter Rundschau“ kann seit Tagen seinen Schlüssel nicht mehr finden, Marko Schumacher von der „Stuttgarter Zeitung“ (der Liebesbrief-Kollege...) hat seine Brille liegen lassen. Am schlimmsten aber erwischte es Rene Kübler von der „Badischen Zeitung“. Der hat zwar gar nichts verloren, der wurde aber verloren. Von uns. Nach einer gemeinsamen Hinfahrt ins Medienzentrum folgte eine Rückfahrt minus eins, da Rene noch einen Interviewtermin mit Per Mertesacker hatte, und wir dachten, er hätte sich eine andere Mitfahrgelegenheit organisiert. Hatte er aber genauso wenig wie anschließend gute Laune. Aus dem badischen Ruhepol wurde innerhalb weniger Sekunden ein feuerspuckender Vulkan. Aber nur wenige Minuten später verlor Rene erneut, diesmal aber glücklicherweise seinen Groll. Und seitdem haben wir auch immer ganz brav auf ihn gewartet...
In dem Sinne, do jutra, bis morgen,
Kai Schiller
Abendblatt-Redakteur Kai Schiller begleitet die deutsche Nationalmannschaft während der EM. Jeden Tag schreibt er einen Brief an Hamburg, heute wieder aus Sopot bei Danzig.