Es spricht zwar kaum jemand Engisch, aber hilfsbereit und freundlich ist hier jeder. Sogar die Ordner am Trainingsplatz - und das heisst einiges.
Hallo Hamburg,
nachdem ich in Bognols-en-Forêt acht Tage brauchte, um alle Franzosen-Klischees zu überprüfen, kann ich sämtliche Polen-Vorurteile schon nach zwei Tagen widerlegen: Stimmt alles nicht. Wer hat gesagt, dass man mit den Polen nur warm werden kann, wenn man auf einem Familienfest zwei Flaschen Wodka getrunken hat? Stimmt nämlich nicht. Es reicht schon eine Flasche. Im Ernst: Es spricht zwar kaum jemand Englisch, aber hilfsbereit und freundlich ist hier jeder. Sogar die Ordner am Trainingsplatz, und das ist tatsächlich ein aussagekräftiger Parameter. Und wer hat überhaupt gesagt, dass die Polen nur Wodka trinken. Stimmt auch nicht. Sie trinken auch Bier... Spaß beiseite: Wer hat gesagt, in Polen ist es immer kalt und grau? Stimmt überhaupt nicht. Nach zwei Tagen habe ich hier schon mehr Sonne als in einer Woche Südfrankreich gesehen. Heute morgen war ich am Ostseestrand joggen, blauer Himmel, kräftige Sonne. Herrlich. Und zum Schluss muss ich auch noch einen Kalauer unterbringen. Mein Mietwagen, entschuldigt, aber das musste jetzt ja kommen, steht auch noch vor der Tür. Also, jetzt müssen die Polen am Freitag nur noch gegen Griechenland ein letztes Klischee widerlegen: dass sie kein Fußball spielen können. Ich werde die Daumen drücken!
In dem Sinne, bis morgen,
Kai Schiller
Abendblatt-Redakteur Kai Schiller begleitet die deutsche Nationalmannschaft vor und während der EM. Jeden Tag schreibt er aus Sopot in der Nähe von Danzig einen Brief an Hamburg.