Berlin. Seit 2021 können Sportwettenanbieter in Deutschland eine Lizenz erhalten und werben. In der Reklame sieht der Bundesdrogenbeauftragte eine Gefahr - und will zur Heim-EM ein Zeichen setzen.
Der Suchtbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, ruft zu einem Verzicht von Sportwettenwerbung während der Fußball-EM 2024 in Deutschland auf.
„Die EM 2024 ist ein Großereignis, was zumindest mal in ganz Europa mit Begeisterung verfolgt wird. Diese Veranstaltung soll ein Fußballfest sein und nicht durch Werbung für ein riskantes Verhalten begleitet werden“, sagte Blienert der Deutschen Presse-Agentur. „Wir können als Bundesrepublik Deutschland ein starkes Zeichen setzen, dass wir die Risiken durch Sportwetten ernst nehmen und werbefrei in die Spiele gehen.“
Zudem setzt sich der SPD-Politiker dafür ein, dass Werbung für Sportwetten nicht mehr rund um die Uhr gezeigt werden darf. „Werbung raus aus der Primetime, eine Ausstrahlung allenfalls nach 23.00 Uhr“, sagte der 57-Jährige. Wie für Sportwetten in Deutschland geworben werden darf, ist seit 2021 durch den Glücksspielstaatsvertrag geregelt.
Da Werbung für Wettanbieter sehr bedeutend ist, ist ein freiwilliger Verzicht nahezu ausgeschlossen. Es müsste also ein Verbot geben. Das hält Matthias Dahms, Präsident des Deutschen Sportwettenverbandes (DSWV), für unrealistisch. „Ich kann ausschließen, dass es zur EM ein Werbeverbot für Sportwetten geben wird. Dazu müsste der Glücksspielstaatsvertrag geändert werden. Das ist in der Kürze der Zeit meines Erachtens unmöglich und ist unter den 16 Bundesländern auch nicht mehrheitsfähig“, sagte Dahms.
Aktuell liegen keine Zahlen vor, wie viele Personen in Deutschland sportwettsüchtig sind. Schätzungen bewegen sich mal im fünf- und mal im sechsstelligen Bereich. Die Deutsche Suchthilfe spricht in ihrem Jahresbericht 2022 davon, dass etwa ein Drittel der Sportwetter Anzeichen einer Glücksspielstörung zeigen.