Berlin/Hamburg/München. Gelingt ausgerechnet in der Corona-Saison 2019/2020 das Triple? Ein alternder Bayern-Star holt Rekorde und macht Hoffnung.
Wie kann man die Dominanz des FC Bayern München in der Bundesliga, im DFB-Pokal und mutmaßlich auch wieder in der Champions League noch beschreiben? Seit der (nicht ganz freiwilligen) Amtsübergabe von Trainer Niko Kovac an Hansi Flick läuft es wie geölt bei den Bayern. Bundesliga? Schnell Meister geworden und klare Machtverhältnisse wiederhergestellt. DFB-Pokal? Bayer Leverkusen erst hinten reingedrängt, dann dreimal getroffen, dann deren wütenden Ansturm pariert, am Ende 4:2 in einem technisch guten Spiel gewonnen.
20. Pokalsieg geholt, das 13. Double. Den Pott in die Höhe gereckt. Normalität.
Jeder vierte Fernsehzuschauer guckte sich das Geisterspiel um den deutschen Cup am Sonnabend an (26,6 Prozent Marktanteil). Doch die TV-Quote zeigte "nur" 7,01 Millionen Zuschauer. Corona-Krise hin oder her – die deutschen Fans sind Bayern-Siege gewohnt.
Bayern: Champions-League-Turnier 2020 in Lissabon
Den Bayern fehlt also noch etwas, was Fans und Experten aufhorchen lässt. Das kann nur außerhalb Deutschlands liegen, und jeder weiß, wo der Hund begraben liegt: in Lissabon. Dort wird wegen der Corona-Pandemie das Turnier um die europäische Champions League 2020 ausgetragen.
Vom 7. August an müssen die Bayern zunächst ihr Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Chelsea bestreiten. Das Hinspiel endete 3:0. Viertelfinale (12. bis 15. August), Halbfinale (18/19. August) und Finale (23. August) sollen folgen.
Die Bayern haben gezeigt, wie sie den Rhythmus zwischen Spielen und Pausieren meistern, wie sie anspannen und entspannen. Vier Wochen "Freizeit" werden dem Team nicht schaden. Selbst ein "alter Hase" wie Thomas Müller wirkt motiviert wie als Jungspund, als Trainer Louis van Gaal ihn praktisch immer spielen ließ und so Müllers Weltkarriere mit Weltmeistertitel 2014 begünstigte.
Thomas Müller überholt Gerd Müller und Franz Beckenbauer
Müller (30) hat jetzt in der Bayern-eigenen Statistik Gerd Müller, Sepp Maier, Franz Beckenbauer und Philipp Lahm überholt. Er schaffte 48 Siege im DFB-Pokal, Müller und Maier stehen bei 47. Und Müller, der aktuelle, ist seit 20 Jahren im Verein und offenbar hungrig auf Titel. „Es ist ein bisschen ein trauriger Moment. Wenn die Fans bei so einem Pokalfinale fehlen, dann ist es nicht das Gleiche. Wir haben es über weite Strecken gut gemacht, aber es tut auch ein bisschen weh", sagte Müller nach dem Pokalsieg. Aber er und Torwart Manuel Neuer dachten schon an Lissabon: "Wir werden unser Bestes geben, das Triple zu holen", so Neuer.
Müller musste die teaminterne Konkurrenz abwehren und behauptete sich. Neuer sieht sich mit seinem eigenen Nachfolger Alexander Nübel konfrontiert, der von Schalke 04 zu den Bayern kommt. Die Platzhirsche wollen mit dieser Saison auch ein Statement setzen.
Platzhirsche der Bayern behaupten sich
Selbst ein Weltstar wie Philippe Coutinho konnte sich als Leihspieler nicht an der Säbener Straße durchsetzen. Leichter dürfte es Leroy Sané haben, der von Manchester City zu den Bayern wechselt. Oder? Die aktuellen Bayernspieler wollen die interne Konkurrenz, zeigen den Neuzugängen aber auch, wozu sie imstande sind: Leon Goretzka sagte in Berlin: "Das macht Spaß, wenn du merkst, alle sind hungrig, alle wollen gewinnen und bis ans Limit gehen“, so der Ex-Schalker. „Aktuell sehe ich kein Limit.“
So lastet die größte Aufgabe mal wieder auf einem Bayern-Trainer. Hansi Flick will die Atmosphäre konservieren. Dazu gehören einzelne Puzzleteile. „Ich werde mich mit allem, was ich habe, dafür einsetzen, dass wir solche zwei Qualitätsspieler in den Reihen halten können“, sagte Flick über David Alaba und Thiago. „Ich versuche, dass der Kader, so wie er aktuell ist, zusammenbleibt.“
David Alaba vor einem Wechsel?
Er habe Hoffnung, dass sich Thiago, dessen Vertrag wie der von Alaba 2021 endet, doch noch für einen Verbleib entscheide, sagte Flick. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge meinte: „Wir haben mit ihm seriös verhandelt und ihm alle seine Wünsche erfüllt. Doch es sieht so aus, dass er zum Ende seiner Karriere noch einmal etwas Neues machen möchte.“
Bei Alaba ist es noch nicht ganz so weit, das weiß auch Flick. „David ist ein sehr wichtiger Spieler für uns. Ein Herzstück“, sagte der Coach über seinen Abwehrchef: „Auf dem Platz ist er ein Weltklasse-Spieler, neben dem Platz immer positiv, motiviert die Mitspieler. Ich bin zuversichtlich, dass er bei uns verlängert.“ Auch den Österreicher (28) locken England und Spanien. Flick: „Man kann in dem Verein, in dem man ausgebildet wurde, auch die Karriere beenden.“ Siehe Thomas Müller.