Hamburg. St. Paulis zuletzt nach Ingolstadt verliehener Offensivspieler kehrt zurück nach Hamburg. Sein Marktwert hat sich deutlich verringert.
Als der FC St. Pauli am 25. Januar Cenk Sahin für ein knappes halbes Jahr an den FC Ingolstadt 04 verlieh, sprach St. Paulis damaliger Sportchef Uwe Stöver von einer „Win-win-Situation“, zu der dieses Geschäft führen sollte. Der flinke Außenbahnspieler war beim damaligen Trainer Markus Kauczinski aufgrund seines Hangs zum Leichtsinn, zu fahrlässigen Ballverlusten und mangelnder Defensivarbeit nur noch dritte Wahl, zumal die personelle Konkurrenz groß war. In Ingolstadt sollte der 24-Jährige viel Spielpraxis bekommen und dem Team zum Klassenverbleib verhelfen. „Die neue Situation gibt Cenk die Möglichkeit, sich wieder neuen Mut und neues Selbstvertrauen zu holen und seinen Marktwert zu verbessern“, hatte Stöver gesagt – und gehofft.
Wirklich funktioniert hat von alldem bekanntlich nichts. Sahin kam in Ingolstadt in 18 möglichen Spielen, inklusive der Relegationsmatches gegen Wehen-Wiesbaden, lediglich auf zehn eher kürzere Einsätze als Einwechselspieler. Er blieb ohne Treffer und Torvorlage. Auch der Trainerwechsel bei den Bayern von Jens Keller zu Thomas Oral änderte nichts an Sahins Situation. Dazu stieg er mit dem Team auch noch ab.
Sahins Marktwert liegt bei nur noch 650.000 Euro
Dies hat nun zur Folge, dass Sahin mit dem Trainingsstart am 23. Juni wieder beim FC St. Pauli antreten wird – ohne Erfolgserlebnisse. Die Hoffnung, entweder einen mit neuem Selbstvertrauen ausgestatteten Flügelstürmer wieder ins eigene Team aufnehmen zu können oder mit einem Transfer die im Sommer 2017 an den türkischen Topclub Basaksehir Istanbul gezahlten rund 1,3 Millionen Euro annähernd zurückzuerhalten, hat sich zerschlagen. Das Fachportal transfermarkt.de taxiert Sahins Marktwert gerade noch bei 650.000 Euro – so niedrig wie seit sechs Jahren nicht mehr. Dass sein angeblicher Marktwert vor seinem Wechsel zu St. Pauli bei 4,5 Millionen Euro lag, war recht fantasievoll.
Was Sahin und St. Pauli bleibt, ist wieder das alte Prinzip: Hoffnung. Dabei bekommt Cheftrainer Jos Luhukay die interessante Aufgabe, aus Sahin die durchaus vorhandenen Fähigkeiten in Sachen Tempo und Balltechnik wieder hervorzulocken und ihm die genannten Nachlässigkeiten abzugewöhnen. Als letztem St.-Pauli-Trainer war dies noch phasenweise Ewald Lienen gelungen, unter dem Sahin in der erfolgreichen Rückrunde der Saison 2016/17 (34 Punkte) eine feste Größe war. Danach wurde der Leihspieler fest verpflichtet. Lienens Nachfolger Olaf Janßen und Markus Kauczinski verzweifelten dagegen an Sahins Schwächen und Unbelehrbarkeit. Zuzutrauen ist dem erfahreneren Luhukay durchaus, dass er Sahin wieder in die Spur bringt. Eine große Rolle werden die kommunikativen Fähigkeiten des 55 Jahren alten Coaches spielen. Denn ganz grundsätzlich passt Cenk Sahin ja in das auf offensivem Tempofußball aufgebaute Spielkonzept Luhukays.