Berlin. Münchner triumphieren im Pokalfinale gegen Leipzig. Der Torjäger überflügelt dabei Uwe Seeler. Fast zehn Millionen TV-Zuschauer.
Bayern München hat den aufmüpfigen Emporkömmling RB Leipzig in die Schranken gewiesen und eine keineswegs überragende Saison mit dem Double mehr als versöhnlich beendet. Der frisch gekürte Meister gewann das packende und lange ausgeglichene DFB-Pokal-Finale im Berliner Olympiastadion mit 3:0 (1:0) und gab damit das größtmögliche Argument für eine Weiterbeschäftigung von Trainer Niko Kovac.
"Es war keine einfache Saison. Was heute und letzte Woche beim Sieg gegen Frankfurt passiert ist, macht mich froh und stolz", sagte Kovac. Titel seien schön und wichtig, er selbst aber nur ein kleiner Teil des Erfolgs.
Torjäger Robert Lewandowski (29., 85.) und Kingsley Coman (78.) trafen für die Bayern. Lewandowski stellte damit einen Rekord auf: Mit seinem fünften und sechsten Finaltreffer überflügelte der Pole die deutschen Stürmer-Ikonen Gerd Müller und Uwe Seeler (je 4). "Wir haben zusammen alles für das Double gegeben. Wir haben die ganze Saison schwer gearbeitet. Am Ende können wir sagen, dass es eine sehr gute Saison für uns war", befand Lewandowski.
Neuer: "Bayern wurde schon abgeschrieben"
Ein Garant für den Sieg war auch Manuel Neuer, der bei seiner Rückkehr Leipzigs Hoffnungen auf den Premierentitel zehn Jahre nach der Clubgründung mit mehreren herausragenden Paraden zunichte machte. Der Nationaltorhüter war gerade rechtzeitig zum Finale fit geworden. "Besser hätte man das Drehbuch gar nicht schreiben können", sagte Neuer: "Ich denke, für uns alle war es wirklich ganz wichtig, die Saison so abzuschließen, dass wir Double-Sieger sind. Wir wurden ja fast abgeschrieben."
Die Bayern bauten mit dem verdienten Erfolg ihre Bestmarken aus: Zum 19. Mal holten sie den DFB-Pokal, zum zwölften Mal gelang das Double aus Meistertitel und Pokalsieg. Ein persönlicher Triumph war es vor allem für Kovac, der als erster Münchner die Goldtrophäe sowohl als Spieler (2003) als auch als Trainer gewinnen konnte. Die Chancen des Kroaten auf eine weitere Saison beim Rekordmeister dürften damit weiter gestiegen sein.
Altstars Ribéry und Robben auf der Bank
Vor 74.322 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion und durchschnittlich 9,96 Millionen TV-Zuschauern verzichteten beide Trainer auf personelle Überraschungen. Bei den Bayern saßen die Klub-Idole Franck Ribéry und Arjen Robben in ihrem letzten Spiel für München zunächst auf der Bank. In der Schlussphase wurde zunächst Robben (73.) eingewechselt, kurze Zeit später folgte Ribery (87.).
Kapitän Neuer, der aufgrund einer Wadenverletzung fünf Pflichtspiele verpasst hatte, kehrte wie erwartet zurück – und war sofort gefordert. Bei einem Kopfball von Yussuf Poulsen zeigte der Nationalkeeper seine ganze Klasse, als er den Ball per Blitzreflex mit der rechten Hand an die Latte lenkte (11.).
RB bewies von Beginn an, warum Kovac vor dem Anpfiff vom "schwerstmöglichen Gegner" gesprochen hatte. Die Sachsen störten früh den Spielaufbau des Favoriten und sorgten mit schnellen Kontern für Entlastungen. Timo Werner, auf den wegen des nachgesagten Bayern-Interesses die Augen gerichtet waren, kam nur schwer in die Partie. Als der pfeilschnelle Nationalspieler nach einem Pass von Emil Forsberg auf Neuer zulief, rettete Joshua Kimmich in höchster Not (24.).
Neuer bewahrt Bayern vor Ausgleich
Ins Offensivspiel der Münchner schlichen sich ungewohnt viele Fehler ein, symbolisch dafür stand Thomas Müller. Der Ex-Nationalspieler verstolperte eine große Konterchance. Er ärgerte sich darüber aber nur kurz, denn Lewandowski machte es vier Minuten später besser. Der Pole köpfte nach einer Flanke von David Alaba in Rücklage gegen die Laufrichtung des chancenlosen Torhüters Peter Gulacsi.
Dieses Tor veränderte das Spiel schlagartig. Die Münchner waren nun deutlich aktiver und torgefährlicher, während RB der Rückstand deutlich zusetzte. Nur mit Glück kassierten die Sachsen keinen zweiten Treffer vor dem Halbzeitpfiff.
Rangnick schien in der Kabine die richtigen Worte gefunden zu haben, nur zwei Minuten nach dem Seitenwechsel hatte Forsberg die große Chance zum Ausgleich, scheiterte aber am erneut herausragend agierenden Neuer. Zehn Minuten später tauchte Werner vor dem Bayern-Tor auf, doch Verteidiger Niklas Süle klärte fast vor der Linie. Die Leipziger drängten verstärkt auf das 1:1, wodurch sich jedoch auch Räume für die Münchner zum Kontern ergaben. Eine Einzelaktion von Coman brachte die Entscheidung, ehe Lewandowski das Ergebnis weiter ausbaute.