Manchester. Wieder erwischt es den Startrainer kurz vor Weihnachten nach einer Pleite gegen den Spitzenreiter. Die Abfindung wird ihn trösten.
Schöne Bescherung für José Mourinho: Der englische Rekordmeister Manchester United hat dem längst entzauberten "Special One" sechs Tage vor Heiligabend den Laufpass gegeben. Laut englischen Medienberichten kassiert der Trainer eine Abfindung von satten 26,7 Millionen Euro. Damit dürften die Weihnachtsgeschenke im Hause Mourinho gesichert sein.
Die Trennung war den Red Devils gerade mal 65 Worte auf sieben dürren Zeilen wert. "Manchester United gibt bekannt, dass Manager Jose Mourinho den Club mit sofortiger Wirkung verlassen hat", hieß es am Montagmorgen um 9.45 Uhr Ortszeit auf der Internetseite des Clubs. Das 1:3 bei Jürgen Klopps FC Liverpool am Sonntag hat dem streitbaren Portugiesen den Job gekostet.
Als Wunschkandidat auf die Nachfolge galt zuletzt Zinédine Zidane, der seit seinem dritten Champions-League-Sieg mit Real Madrid Ende Mai arbeitslos ist. Weil United allerdings bekannt gab, bis Saisonende eine Interimslösung installieren zu wollen, fällt auf der Insel nun ein anderer Name: Mauricio Pochettino (46), der argentinische Coach von Tottenham Hotspur.
Vor Mourinho waren auch Moyes und van Gaal gescheítert
Zunächst soll laut Medienberichten Michael Carrick (37) übernehmen. Der frühere englische Nationalspieler hatte seine Karriere im März nach zwölf Jahren bei ManUnited beendet.
Mit Mourinho (55) ist nach David Moyes und Louis van Gaal auch der dritte Nachfolger am viel zu schweren Erbe von Teammanager-Ikone Sir Alex Ferguson gescheitert. Manchester bedankte sich bei ihm für zweieinhalb Jahre im Old Trafford, das unter Mourinho nie das Theater grenzenloser Träume war – zu bieder ließ er Fußball spielen.
Im ersten Jahr 2016/17 reichte es noch für die Siege im Ligapokal und der Europa League, die vergangene Saison beendete United ohne Titel. Der Rückstand des Tabellenzweiten auf Meister Manchester City: Stolze 19 Zähler. Genauso viele Punkte liegt United jetzt hinter Klopps Liverpool zurück. Die Bilanz ist mit 26 Punkten so schlecht wie seit 1990/91 nicht, der Rückstand auf die besten vier beträgt elf Zähler.
Offener Streit mit Pogba
Da half Mourinho auch sein Vertrag bis 2019 mit Option auf eine weitere Saison nicht, zumal das Verhältnis zur Mannschaft als angespannt galt. Mit Weltmeister Paul Pogba, der in Liverpool 90 Minuten auf der Bank schmorte, lag Mourinho gar in offenem Streit. Den Rest kritisierte er am Sonntag als physisch zu schwach und viel zu oft verletzt.
Sir Alex saß an der Anfield Road kopfschüttelnd auf der Tribüne, sein ehemaliger Spieler Gary Neville sagte bei Sky: "Wird Mourinho gehen? Ich denke, es wird passieren." Mourinho gab sich selten kleinlaut. "Können wir den Titel holen? Natürlich nicht!", sagte er, "aber wir können immer noch Vierter werden." Platz sechs, den United derzeit hält, werde es "sicher".
Liverpool-Fans verspotten Mourinho
Doch damit hinkt er meilenweit hinter den Ansprüchen des Rekordmeisters her. Die Liverpool-Fans verspotteten ihn genüsslich: "Bitte werft Mourinho nicht raus!", sangen sie – die Höchststrafe. Dass United in einem Hotel abgestiegen war, das nach der Titanic benannt ist, passte perfekt ins traurige Gesamtbild.
Bei seiner bislang letzten Entlassung hatte es Mourinho übrigens ebenfalls in der Vorweihnachtszeit getroffen: Am 17. Dezember 2015 musste er beim FC Chelsea als amtierender Meister gehen – ebenfalls nach einer Pleite gegen den Spitzenreiter, damals Leicester City.