In einer bemerkenswerten Pressekonferenz fordern die Bayern-Bosse Respekt – und diskreditieren gleichzeitig Ex-Spieler Bernat.
München. Auf Reaktionen mussten Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß nach ihrer jetzt schon legendären Pressekonferenz nicht lange warten. In einer bemerkenswerten Art und Weise forderten die beiden Bosse des FC Bayern München mehr Respekt von Medien und TV-Experten – und verhielten sich gleichzeitig respektlos gegenüber ihrem Ex-Spieler Juan Bernat. Vor allem Hoeneß teilte derart maßlos gegen den Spanier aus, dass die anwesenden Journalisten dachten, sie wären im falschen Film.
Dass Bernats Berater die heftige Kritik des Bayern-Präsidenten nicht unkommentiert lassen konnten, musste Hoeneß bei seiner Wortwahl bewusst gewesen sein. Und so dauerte es nicht mal mehr einen Tag, bis sich die beiden Spielberater Jose Tarraga und Vicente Fores zu Wort meldeten – und ihren Klienten Bernat verteidigten. „Ich glaube, dass die Aussagen des Präsidenten Hoeneß alles andere als glücklich sind und einem Präsidenten von einem großen Club nicht gerecht werden“, sagte Tarraga der „Bild“ und blieb dagegen im Gegensatz zu Hoeneß äußerst sachlich.
Fores sagte „Spox“ und „Goal“: „Die Aussagen von Herrn Hoeneß sind überaus unglücklich. Allerdings würde ich Herrn Hoeneß fragen, was er sich bei solchen Aussagen denkt. Vor wenigen Monaten war er nämlich noch derjenige, der mit dem Spieler um fünf weitere Jahre verlängern wollte.“
Hoeneß: Bernat hat uns fast die CL gekostet
Hoeneß hatte am Freitagmittag auf einer spektakulären Pressekonferenz kein gutes Haar an dem früheren Bayern-Profi Bernat gelassen. „Als wir in Sevilla gespielt haben, war Juan Bernat fast alleine dafür verantwortlich, dass wir aus der Champions Leauge beinahe ausgeschieden sind. Da wurde entschieden, dass er verkauft wird“, schimpfte Hoeneß über die Leistung des Spaniers im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League im vergangenen April.
Bernat, mittlerweile für Paris St. Germain tätig, habe damals „einen Scheißdreck“ gespielt, so Hoeneß (siehe Video oben).
Bernat-Berater wünscht sich mehr Menschlichkeit von Hoeneß
Tarraga blieb trotz dieser Aussage ruhig: „Aktuell ist Juan nicht mehr beim FC Bayern, er will nur an PSG denken. Wir haben stets gedacht und denken immer noch, dass Bayern ein großer Club ist, in dem alle handelnden Personen professionell agieren.“
Der Agent stellte aber heraus, dass man den Menschen hinter dem Fußballer nicht vergessen sollte: „Ich denke, dass wir alle – aber vor allem der Präsident Hoeneß – darauf achten müssen, dass wir, wenn wir über Fußballer sprechen, dies mit Respekt tun. Ich denke, das ist das mindeste, was man verlangen kann.“
Die Bayern-PK in voller Länge:
Fores betonte derweil, Bernat habe „sich in seinen vier Jahren beim FC Bayern sehr wohl gefühlt, viele Freunde im Verein und in der Umkleide hinterlassen. Er hat nur Worte der Dankbarkeit für diesen großen Club übrig“.
Matthäus: Bayern-Bosse wollen ablenken
Auch der deutsche Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, der von Hoeneß und Bayerns Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge wegen seiner Kritik als TV-Experte und Kolumnist gerüffelt worden war, äußerte sich via Bild zu der Medienschelte: „Diese Pressekonferenz zeigt, dass die Verantwortlichen nicht zufrieden sind. Sie wollen ablenken. Sie kritisieren ihre Spieler selbst intern sehr hart“, sagte der 57-Jährige.
Kommentar: Der FC Bayern wankt
Der Weltmeister von 1990 versteht die Art und Weise, wie Rummenigge und Hoeneß in die Offensive gegangen waren, als Signal: „Es war ein Zeichen nach außen, aber auch nach innen: Zuletzt gab es Spieler, welche die Rückendeckung des Vereins vermisst haben, wie Boateng oder Robben. Das war nun ein Zeichen, dass man hinter der Mannschaft steht, ein Appell an den inneren Zusammenhalt.“