Hamburg. Hamburgs erfolgreichster Amateurfußballtrainer Bert Ehm wurde von Teutonia beurlaubt. Jetzt nahmen beide Seiten Stellung.
Wie ein Häufchen Elend sah er aus, zusammengekauert, die Mundwinkel heruntergezogen, die Augenlider schwer. Bert Ehm wirkte am Dienstagmittag im Vereinsheim des FC Teutonia 05 Ottensen wie nach einer schweren Niederlage. Und vielleicht ist das, was Hamburgs erfolgreichster Amateurfußballtrainer am Vormittag hatte erleben müssen, tatsächlich die schwerste seiner gesamten Laufbahn.
Was war passiert? Die Pressekonferenz im Anschluss an das Topspiel der Hamburger Oberliga bei Meister Dassendorf (1:2) am vergangenen Freitag war gerade beendet, und dann sagte der Manager der Gäste diesen skandalösen Satz: „Sieg Heil!" Völlig unvermittelt, ohne jeden Anlass. Und, wie Ehm mit vier Tagen Abstand auf der eilends anberaumten Pressekonferenz beteuerte, auch ohne jeden politischen Hintergrund. Er habe in seiner bald 40-jährigen Trainerlaufbahn "mit einem Drittel farbigen Spielern" zusammengearbeitet, die Nazi-Ideologie sei "überhaupt nicht mein Gedankengut".
Am Ende des Videos spricht Bert Ehm die verhängnisvollen Worte
Sein Verein hat dennoch die Konsequenzen gezogen und den 70-Jährigen beurlaubt. Der Verein stehe für Integration, Soziales und Gemeinschaft und sei mehrfach dafür ausgezeichnet worden, erklärte der Vorsitzende Diddo Ramm: „Der Vorstand des FC Teutonia 05, seine Spieler, Trainer und Betreuer, sein ganzes Team und seine Förderer und Sponsoren distanzieren sich auf Schärfste von Rassismus, Faschismus und nationalistischem Gedankengut in Wort und Bild.“
Ehms Satz sei durch Videoaufnahmen belegt. Nach deren Begutachtung habe sich der Vorstand des am Montag zu dem Schritt entschlossen. Dass zwischen dem Skandal und der Konsequenz mehrere Tage lagen, liege an der ehrenamtlichen Organisationsstruktur des Clubs: "Wir sind kein Bundesligaclub und können Entscheidungen dieser Tragweite nicht innerhalb weniger Tage treffen", sagte Ramm.
Ehm hofft auf Begnadigung
Ehm (70) hat dafür Verständnis: "Die Beurlaubung ist in Ordnung." Er selbst will sich am Abend vor der Mannschaft erklären. Ehm hofft, trotz des Eklats weiterhin für die Ottenser, die den Aufstieg in die Regionalliga anpeilen, arbeiten zu dürfen. Am Freitag will der Vorstand über das weitere Vorgehen beraten.
Ehm hatte zwischen 1979 und 2013 zwölf Stationen als Trainer und übernahm im vergangenen Jahr bei den Ottensern die sportliche Leitung.