Stuttgart. Die Schlägerei während einer Partynacht hat für den Weltmeister krasse Konsequenzen. Kevin Großkreutz wollte “nicht einfach abhauen“.
Es war nur eine Nacht, die das Leben eines Fußball-Weltmeister schlagartig veränderte: Kevin Großkreutz hat nun auch beim VfB Stuttgart ausgespielt. Der Zweitligist und der 28-Jährige haben sich nach einem weiteren dubiosen Vorfall mit sofortiger Wirkung getrennt. Die Vorgänge konnten „aus Sicht des VfB Stuttgart nicht folgenlos bleiben“, sagte Sportvorstand Jan Schindelmeiser. „Gerade die Spieler der ersten Mannschaft haben eine besondere Vorbildfunktion für den Verein im Allgemeinen und unsere Jugendspieler im Besonderen.“ Großkreutz wisse, dass er „großen Mist gebaut hat“.
Der Profi, der sich in seiner Zeit bei der Borussia die Skyline von Dortmund auf die Wade tätowieren ließ, zeigte sich reumütig, zerknirscht – und gab das Ende seiner Karriere bekannt. Ein Schock für Fußball-Deutschland.
Kevin Großkreutz: "Ich wollte nicht einfach so abhauen"
„Ich habe einen Fehler gemacht, der mir sehr leid tut. Ich akzeptiere die Konsequenzen und bedaure, dass meine Zeit beim VfB so zu Ende geht", wird Großkreutz zunächst auf vfb.de zitiert. Und dann ging er in die Offensive, zeigte sich mit Tränen. "Ich wollte nicht einfach so abhauen", begann er seine rund dreiminütige Erklärung im überfüllten Presseraum im "Roten Haus" in Bad Cannstatt, während derer er sich mehrfach für seinen "Fehler" entschuldigte. Beim Verein, dessen Fans, aber auch bei seiner jungen Familie.
Großkreutz ging nicht ins Detail. Er gab sich als ein von den eigenen Missetaten bitter enttäuschter Star. "Ich werde jetzt erst mal ruhiger machen und möchte mit dem Profi-Fußball erst mal nichts mehr zu tun haben", sagte er. Und, dass er hoffe, im Mai zur Aufstiegsfeier mit "den Jungs" eingeladen zu werden.
Lukas Podolski twitterte eine Botschaft
Unterstützung gab es vom Weltmeisterkollegen Lukas Podolski. "Jeder macht Fehler, du hast immer dazu gestanden, wenn du Mist gebaut hat", twitterte der 129-malige Nationalspieler am Freitag: "Lass dich nicht unterkriegen, Leben geht weiter."
VfB-Präsident Wolfgang Dietrich meinte, sein erster Gedanke zum neuerlichen Eklat sei gewesen: "Der lässt nichts aus." Dann aber habe er sich gefragt: "Was ist wirklich passiert?" Diese Frage bleibt zunächst ungeklärt. Großkreutz, der erst vor wenigen Monaten erstmals Vater geworden war, war bei der Schlägerei am Wilhelmsplatz in Begleitung von drei Nachwuchsspielern des VfB, denen laut Schindelmeiser ebenfalls Konsequenzen drohen. Die Kontrahenten sollen Teenager gewesen sein.
In dieser schwarzen Nacht von Stuttgart fand eine Karriere ihr vorzeitiges Ende, die zuletzt von Rückschlägen geprägt war. Seinen geliebten BVB hatte Großkreutz im Sommer 2015 verlassen müssen. Bei Galatasaray Istanbul kam er wegen eines Formfehlers bei seinem Wechsel nicht zum Einsatz.
Großkreutz wurde in Stuttgart geschätzt
Stuttgart holte ihn im Januar 2016 gegen eine Ablöse von 2,2 Millionen Euro zurück in die Bundesliga, doch Großkreutz konnte den Abstieg nicht verhindern. Dennoch wurde die Kämpfernatur am Neckar, wo sie seine immer offene, ehrliche Art schätzten, zum Publikumsliebling und Stammspieler.
In dieser Saison hat er 17 Pflichtspiele bestritten, im Topspiel bei Eintracht Braunschweig am Montag wird er fehlen. Ob Großkreutz jemals wieder ein Fußballtrikot tragen wird, ist mehr als fraglich.