Bayern sucht vor den richtungsweisenden Wochen nach seiner Form. Nach dem ernüchternden Remis fand der Kapitän deutliche Worte.
München. Kaum waren Präsident Uli Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge mit düsterer Miene in Richtung Kabine geschritten, schlug Kapitän Philipp Lahm Alarm. „Die Mannschaft muss sich bewusst sein, dass man die nächsten Wochen so nicht agieren kann, sonst sind wir ganz schnell in mehreren Wettbewerben auf einmal raus“, warnte der Jubilar, dessen 500. Pflichtspiel für Bayern München zu einer Randnotiz verkam.
Der neuerlich schlechte und seltsam pomadige Auftritt des Rekordmeisters beim 1:1 (1:1) gegen Schalke 04 bestimmte die Diskussion. Auch der sonst gelassene Trainer Carlo Ancelotti war ungewohnt brummig, seine Geduld scheint arg strapaziert. Der Gesichtsausdruck des Italieners ähnelte dem seiner Vorgesetzten, als er mit seiner Mannschaft hart ins Gericht ging. „Wir waren nicht kompakt, auch im Mittelfeld. Wir müssen besser zusammenarbeiten, das ist keine Frage der Qualität, sondern der Opferbereitschaft“, kritisierte der Coach.
War der Hinrunden-Meister dank seiner individuellen Klasse zuletzt noch in Freiburg (2:1) und Bremen (2:1) um einen Dämpfer herumgekommen, hätte er gegen überzeugende Schalker durchaus auch die erste Niederlage des Jahres kassieren können. Das erste Pflichtspiel ohne Sieg seit Hoeneß’ Rückkehr als Präsident sollte vor den anstehenden englischen Wochen nun wirklich allen die Augen geöffnet haben.
Neuer patzt und kritisiert die Bayern
„Man darf nicht davon ausgehen, dass man einfach so weitermachen kann. Man muss sich Gedanken darüber machen, wie wir Fußball spielen“, sagte Torwart Manuel Neuer, der beim Ausgleich von Naldo (13.) keine glückliche Figur abgab. Schon am Dienstag müssen die Bayern im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den VfL Wolfsburg zulegen – und erst recht mit Blick auf das Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den FC Arsenal (15. Februar).
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„Es ist noch nicht so dramatisch aktuell“, sagte Lahm, der aber vielleicht genau deshalb den Finger in die Wunde legte. Die Bayern haben 2017 aus drei Bundesligaspielen sieben Punkte geholt, sie sind weiterhin Tabellenführer. Aber die Bayern haben eben auch nie überzeugt, nur drei Großchancen in diesen drei Spielen herauskombiniert. Sie haben in dieser Saison schon fünf Gegentore in der Anfangsviertelstunde bekommen, das gab es in den gesamten drei Jahren unter Pep Guardiola nicht.
Müller nur eine Kopie seiner selbst
Wenn offensiv gegen die Königsblauen, bei denen Bayern-Leihgabe Holger Badstuber eine emotionale Rückkehr erlebte, etwas passierte, war fast immer Robert Lewandowski beteiligt. Der Pole erzielte auch das einzige Tor (9.). Von Arjen Robben kam zu wenig, Douglas Costa blieb blass und Thomas Müller war wieder nicht Thomas Müller, sondern nur eine schlechte Kopie seiner selbst. „Wir haben nicht immer so ein Glück, dass man die Kuh noch vom Eis kriegt“, stellte Neuer fest.
Die Balance stimmt derzeit einfach nicht, findet Lahm. „Wir lassen zu viele Chancen zu, kreieren offensiv zu wenig“, sagte der 33-Jährige, er mahnte trotz seines Appells aber zur Ruhe: „Wir werden analysieren wie immer, dass es noch hakt bei uns, ist ganz normal. Wie schnell wir uns verbessern, wird man sehen. Es ist überhaupt nichts passiert.“ Noch nicht.