Évian-les-Bains. Heilungsprozess bei Boateng schreitet voran. DFB-Assistenten loben das Niveau Schweinsteigers. Slowakei mit großen Personalsorgen.
Abwehrchef Jérôme Boateng wird der deutschen Fußball-Nationalmannschaft aller Voraussicht nach im EM-Achtelfinale am Sonntag (18.00 Uhr) in Lille gegen die Slowakei zur Verfügung stehen, ein Restrisiko bleibt aber. "Die Verhärtung ist rückläufig, er und die medizinische Abteilung arbeiten mit Hochdruck daran. Wir hoffen, dass er reicht. Ich bin aber kein Prophet. Wir haben noch zwei Trainingseinheiten, da kann viel passieren", sagte Assistenztrainer Marcus Sorg am Donnerstag im DFB-Camp in Evian.
Boateng selbst, der sich zum Gruppenabschluss am Dienstag gegen Nordirland eine "neurogene Verhärtung" in der rechten Wade zugezogen hatte und in der 76. Minute ausgewechselt worden war, gab via "Bild"-Zeitung Entwarnung. "Die Wade ist etwas hart. Ich habe ein Stabilisierungstape bekommen. Unsere medizinische Abteilung leistet aber hervorragende Arbeit. Ich werde Sonntag auf jeden Fall spielen können", sagte der 27-Jährige.
Der deutsche EM-Kader:
Deutschlands Kader für die Fußball-EM in Frankreich
Schweinsteiger Option für die Startelf
Der lange verletzte Kapitän Bastian Schweinsteiger hat sich derweil nach Angaben der Assistenten Thomas Schneider und Sorg zu einer echten Startelf-Option herangearbeitet. Der langjährige Mittelfeldchef käme nach seiner langen Verletzungspause langsam auf das Niveau, dass er von Anfang an helfen könne. „Er ist gut in Schuss“, sagte Schneider.
Die praktische Vorbereitung auf die Slowakei beginnt mit einem Training am Freitagvormittag. Das 1:3 eines deutschen B-Teams im Freundschaftsspiel gegen die Slowaken während der EM-Vorbereitung in Augsburg sei „kein Maßstab“, urteilte Schneider: „Jetzt sind wir im K.o.-Modus. Für uns ist die Slowakei eine schwierige Aufgabe, aber eine, die wir lösen können und werden.“
Fünf Slowaken fürs Achtelfinale fraglich
Die Slowakei bangt derweil um gleich fünf Profis, darunter die angeschlagenen Bundesligaprofis Peter Pekarik und Dusan Svento sowie den Ex-Nürnberger Robert Mak. Linksverteidiger Svento vom 1. FC Köln und Mittelfeldprofi Mak haben nach Verbandsangaben mit Muskelbeschwerden zu kämpfen, Rechtsverteidiger Pekarik hat sich beim 0:0 zum Vorrundenabschluss gegen England die Nase gebrochen. Der Profi von Hertha BSC könne aber möglicherweise mit einer Schutzmaske spielen, hieß es.
Fraglich fürs Spiel in Lille sind obendrein Verteidiger Tomas Hubocan wegen einer Fersenblessur und Mittelfeldprofi Miroslav Stoch wegen einer Viruserkrankung. Mak, der inzwischen bei PAOK Saloniki aktiv ist, zeigte sich zuversichtlich, spielen zu können. „Ich fühle mich schon besser und werde alles tun, um fit zu sein“, kündigte er am Donnerstag an. Die Slowaken bereiten sich derzeit in ihrem EM-Basiscamp in Vichy auf das Duell mit Deutschland vor.
Trainer Jan Kozak setzt darauf, dass seine Mannschaft befreit aufspielen kann. „Wir haben diesmal den Vorteil, dass auf uns kein Druck mehr lastet, nachdem wir unser Ziel, das Achtelfinale, schon erreicht haben“, sagte Kozak. Die Favoritenrolle sei klar. „Deutschland ist Weltmeister und hat seine Gruppe ohne Gegentor gewonnen, das sagt alles“, bemerkte Kozak. „Die Deutschen sind ein Spitzenteam und ein schwerer Gegner.“