Tirana/Lyon. Nach dem historischen 1:0-Sieg gegen Rumänien kennt der Jubel beim EM-Neuling kaum Grenzen. Mustafi und Xhaka freuen sich mit Albanien.
Hüpfende Spieler auf dem Platz, Hupkonzerte in der Heimat: Albanien hat seinen ersten Sieg bei einer Fußball-Europameisterschaft wie einen Titelgewinn gefeiert. Nach dem 1:0 (1:0)-Erfolg im abschließenden Gruppenspiel gegen Rumänien, das dem EM-Neuling sogar die Chance auf das Achtelfinale offenhält, kannte der Jubel bei den Skipetaren keine Grenzen mehr.
Albaniens italienischer Nationaltrainer Giovanni De Biasi betonte die historische Bedeutung für das ganze Volk. "Wir haben damit alle Albaner auf der ganzen Welt glücklich gemacht", sagte der 60-Jährige. Und in der Tat: Alleine in der Hauptstadt Tirana feierten Tausende Fans den Triumph von Lyon. Schon Minuten nach dem überraschenden Erfolg war der Mutter-Teresa-Platz überfüllt, zu den Klängen eines Hupkonzertes wurden Nationalflaggen geschwenkt.
Pressestimmen zu Albanien gegen Rumänien
Korsos in Deutschland, Mustafi gratuliert
Auch in Deutschland gingen etliche albanische Fans auf die Straße. im südbadischen Rheinfelden nahe der Schweizer Grenze feierten nach Polizeiangaben rund 100 Menschen, einige initiierten einen Autokorso. Noch größere Korsos wurden aus Hamborn und Hochfeld (jeweils Nordrhein-Westfalen) sowie aus Ludwigsburg (Baden-Württemberg) gemeldet - bei letzterem allerdings mit Folgen für einen Mercedes-Transporter: Ein junger Fan hüpfte voller Ekstase auf dem Dach des Kleinbusses, zerstörte diesen und tauchte anschließend in der jubelnden Menge unter.
"Goooooooooool", twitterte nach dem Schlusspfiff auch Albaniens Ministerpräsident Edi Rama. Deutschlands Nationalspieler Shkodran Mustafi, dessen Eltern aus Albanien stammen, jubelte ebenfalls via Kurznachrichtendienst mit. "Glückwunsch zu den ersten drei Punkten bei einer EM! Ich hoffe, sie kommen jetzt unter die letzten 16", schrieb er.
Den entscheidenden Treffer zum ersten EM-Erfolg für den Außenseiter hatte Stürmer Armando Sadiku vom FC Vaduz aus Liechtenstein in der 43. Minute erzielt. Durch ihren Sieg rückten die Albaner in der Gruppe A mit drei Punkten auf den dritten Platz vor. Abhängig von den weiteren Ergebnissen in der Gruppenphase haben sie noch eine kleine Chance, sich für das Achtelfinale zu qualifizieren.
Granit Xhaka gratuliert sofort
Unter den ersten Gratulanten war auch Granit Xhaka. "Das ist eine unglaubliche Geschichte. Ich bin so froh. Das haben sie sich verdient“, sagte der Schweizer Nationalspieler, dessen Bruder Taulant für Albanien spielt, nach dem 0:0 seiner Auswahl gegen Frankreich am späten Sonntagabend in Lille.
"Ich hatte schon Kontakt zu meinem Bruder“, sagte Granit Xhaka. Taulant Xhaka kam am Sonntag jedoch nicht zum Einsatz. Beide Brüder sind in der Schweiz geborene Söhne kosovarisch-albanischer Eltern. Taulant Xhaka hatte sich für die albanische Nationalelf entschieden, nachdem er im Schweizer A-Team keine Perspektive gesehen hatte.
Im Hinblick auf einen möglichen Achtelfinal-Einzug Albaniens ist Granit Xhaka aber skeptisch: "Ob es reicht, bezweifle ich.“ Dafür müsste der EM-Neuling nach Abschluss der Vorrunde einer der vier besten Gruppendritten werden. Mit drei Punkten aus drei Spielen beendete Albanien die Gruppe A hinter Frankreich und der Schweiz als Dritter. Allerdings können noch mehrere Teams als Gruppendritte auf mindestens vier Zähler kommen.
Albanien will im "Turniermodus" bleiben
Bis Mittwochabend müssen die Albaner nun noch bangen. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) sieht darin keinen Nachteil. "Ja, Albanien ist auf Stand-by, es muss in Frankreich bleiben und bis Mittwoch warten", sagte Uefa-Wettbewerbsdirektor Girogio Marchetti - und sieht auch für die Fans aber kein Problem: "Es gibt viele, die an- und abreisen. Frankreich ist ein gut zu erreichendes Land."
Nationaltrainer De Biasi will jedenfalls bis zur Entscheidung im "Turniermodus" bleiben: "Wir werden hoffen. Und wir werden uns in den nächsten Tagen so vorbereiten, als ob wir spielen werden", sagte der Coach: "Sollten wir es schaffen, können wir jedem Team Probleme bereiten. Jetzt haben wir noch mehr Selbstvertrauen."
Enttäuschende Quote für Sat.1
Enttäuschend verlief der albanische Freudenabend alleine für Sat.1. Der Sender startete mit dem Spiel gegen Rumänien in seine Live-Berichterstattung aus Frankreich, musste aber eine niedrige Quote hinnehmen. Nur 1,17 Millionen Zuseher (3,6 Prozent Marktanteil) schalteten sich dem Duell der Gruppenaußenseiter zu.
Zum Vergleich: Das parallel im ZDF übertragene Duell Frankreich gegen die Schweiz schalteten durchschnittlich 11,85 Millionen Zuschauer (36,0 Prozent) ein. Während der ersten Halbzeit kam Sat.1 gerade einmal auf 870.000 Zuschauer. Das reichte nur für einen Marktanteil von 2,5 Prozent.
In der zweiten Halbzeit stieg die Reichweite dann immerhin auf 1,42 Millionen (4,7 Prozent). Nach dem Abpfiff des ZDF-Spiels ging die Quote von Sat.1 auf bis zu 3,61 Millionen (13,9 Prozent) hoch.