Nationalspieler Kroos erhält Glückwünsche von allen Seiten. Kommentator Reif dankt ab. Simeone muss seine „Wunden lecken“.
Weltmeister Toni Kroos hat seinen Triumph in der Champions League mit Real Madrid höher eingestuft als den Sieg 2013 mit Bayern München. „Damals konnte ich im Finale nicht spielen, was für mich persönlich einen Beigeschmack hatte. Dass ich das jetzt mit einer anderen Mannschaft nachholen konnte, ist natürlich unglaublich“, sagte der Weltmeister nach dem gewonnenen Finale gegen Atlético bei Sky.
Kroos ist der erste deutsche Fußballprofi, der mit zwei verschiedenen Klubs die Champions League gewonnen hat. „Das ist ziemlich schwierig in Worte zu fassen, das ist etwas extrem Besonderes“, sagte der 26-Jährige. Vor drei Jahren hatte er im Endspiel gegen Borussia Dortmund verletzungsbedingt gefehlt.
Glückwünsche erhielt Kroos unter anderem von Bruder Felix Kroos. „Legende Toni Kroos. Wat bin ich stolz“, twitterte der zuletzt von Werder Bremen an Union Berlin ausgeliehene Mittelfeldspieler. „Da hat er recht, definitiv. Er hat oft recht“, kommentierte Toni Kroos und sagte: „Es haben sich sehr viele gemeldet. Ich habe aber nur kurz mit meiner Frau gesprochen. Das ist dann doch am wichtigsten.“
Simeone: „Muss meine Wunden lecken“
Ein ganz bitterer Abend war es hingegen für Atlético Madrid, das sich wie schon vor zwei Jahren nach erbittertem Kampf gegen den Stadtrivalen geschlagen geben musste. Trainer Diego Simeone hat sich nach dem Endspiel als fairer Verlierer, aber auch tief enttäuscht gezeigt. „Glückwunsch an Real. Ich muss jetzt nach Hause gehen und meine Wunden lecken“, sagte er.
„Ich hatte es nie leicht, aber zwei Endspiele in drei Jahren zu erreichen, ist eine großartige Leistung“, sagte der 46 Jahre alte Argentinier: „Ich bin sehr stolz auf meine Spieler. Wir mussten Barcelona und Bayern ausschalten. Ich liebe meine Spieler.“
Das ZDF verbuchte mit 8,19 Millionen Fernsehzuschauern eine gute Quote. Der Marktanteil bei der 136 Minuten andauernden Übertragung betrug 31,2 Prozent. Vor Jahresfrist hatten sogar 9,72 Millionen (MA: 36,6 Prozent) die Live-Übertragung im Zweiten vom Endspiel der Königsklasse zwischen dem FC Barcelona und Juventus Turin (3:1) im Berliner Olympiastadion gesehen. Das 2014er-Finale zwischen Real und Atletico hatte im ZDF indes nur 7,44 Millionen (MA: 28,4 Prozent) verfolgt.
Marcel Reif geht: „Andiamo - und tschüss!“
Das Finale war zugleich das letzte Spiel für Kommentator Marcel Reif, der ohne ganz große Worte ging. „Andiamo – und tschüss!“, sagte er in Mailand zum Abschied nach vier Jahrzehnten am Mikrofon bei Sky, drehte sich zum Spielfeld in San Siro um und wurde nach dem Spiel langsam ausgeblendet.
17 Jahre hat der 66-Jährige für Sky gearbeitet, 22 für das ZDF, fünf Jahre für RTL, er hat unzählige Spiele begleitet und war dabei zugleich der beliebteste und unbeliebteste Mann. Beim Revierderby in Dortmund rüttelten Fans sein Auto durch, in Dresden wurde er beschimpft und mit Bierbechern beworfen. Das vergällte ihm gegen Ende die Freude am häufig blumigen Wort.
Real gewinnt gegen Atlético die Champions League
„Denjenigen, der mal meinte, dass meine ganze Familie brennen müsse, habe ich ausfindig machen lassen. Der ist dann verurteilt worden“, berichtete er kürzlich gegenüber der „Welt“, ansonsten habe er mit sachlicher, direkter Kritik nie Probleme gehabt. Häufig aber war sie anonym, zynisch, beißend.
Viele Momente hat er mit sonorer, manchmal etwas hochnäsig klingender Stimme in die Wohnzimmer gebracht, den Grimme-Preis erhielt er für den „Torfall“ von Madrid 1998. „Es war schrecklich, furchtbar – und zu Beginn eine Fehlleistung von mir. Ich war dabei, medialen Selbstmord zu begehen. Bis Günther Jauch aus dem Studio meinte, ihn mit auf Sendung zu nehmen“, erzählte er darüber: „Und dann haben sich zwei gute Freunde hochgeschaukelt. Das war Anarchie, Real-Satire.“
Die Statistik
Real: Navas - Carvajal (52. Danilo), Pepe, Ramos, Marcelo - Casemiro - Modric, Kroos (72. Isco) - Bale, Benzema (77. Vazquez), Ronaldo. - Trainer: Zidane
Atlético: Oblak - Juanfran, Savic, Godin, Filipe Luis (109. Lucas) - Gabi, Fernandez (46. Carrasco) - Saul, Koke (116. Thomas) - Torres, Griezmann. - Trainer: Simeone
Schiedsrichter: Mark Clattenburg (England)
Tore: 1:0 Ramos (15.), 1:1 Carrasco (79.)
Elfmeterschießen: 1:0 Vázquez, 1:1 Griezmann, 2:1 Marcelo, 2:2 Gabi, 3:2 Bale, 3:3 Saúl, 4:3 Ramos, 4:3 Juanfran schießt Elfmeter an den Pfosten, 5:3 Ronaldo
Zuschauer: 71.942 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Carvajal (3), Navas (2), Casemiro (3), Ramos (3), Danilo (3), Pepe (2) - Torres, Gabi (3)
Besonderes Vorkommnis: Griezmann schießt Foulelfmeter an die Latte (48.)
Torschüsse: 25:18
Ecken: 7:6
Ballbesitz: 48:52 %