Berlin. Bayern München besiegt Borussia Dortmund mit 4:3 im Elfmeterschießen. BVB-Trainer Tuchel ärgert sich über eigenen Fehler am Ende.
Als Douglas Costa ihm den Abschied vergoldete, sprang Pep Guardiola seinem Assistenten Manuel Estiarte in die Arme - dann übermannten den scheidenden Bayern-Trainer nach Münchens 4:3-Triumph im DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund seine Gefühle. Er schlug die Hände vors Gesicht, ging in die Knie und weinte hemmungslos, der Katalane war völlig fertig.
Guardiola, den seine Spieler entgegen der Tradition anstatt des Kapitäns die begehrte Trophäe in Empfang nehmen und als Erster in die Höhe recken ließen, verlässt die Münchner als Triumphator - und Mats Hummels den BVB nach einem "Scheiß-Ende" als Verlierer. Costa bescherte dem deutschen Fußball-Rekordmeister mit seinem Siegtreffer nach einem packenden Endspiel das elfte Double.
Der Brasilianer entschied das äußerst spannende Duell zwischen überlegenen Münchnern und den bravourös kämpfenden Borussen nach 120 torlosen Minuten mit seinem Treffer im Elfmeterschießen. Zuvor hatten Sven Bender und Sokratis im Roulette für Dortmund und Joshua Kimmich für die Bayern Fahrkarten geschossen.
"Ich konnte beim Elfmeterschießen nicht hinsehen. Ich ärgere mich, dass ich so lange gebraucht habe, um mich festzulegen. Es ist mein Fehler gewesen, ich hätte andere bestimmen sollen", sagte Dortmunds Trainer Thomas Tuchel anschließend selbstkritisch.
Hummels musste vorzeitig vom Platz
Neben Tuchel traf Costas Siegtor vor allem auch BVB-Kapitän Hummels besonders ins Herz, der sich die Rückkehr nach München mit einem letzten Titel hatte versüßen wollen. Der Spielführer musste mit Krämpfen vorzeitig raus (78.) und tatenlos zusehen, wie Dortmund als erste Mannschaft drei Pokalfinals hintereinander verlor.
"Das ist ein Scheiß-Ende", meinte der Innenverteidiger zu seiner Gesamtsituation, auch "weil wir für unseren Kampf den Sieg vielleicht auch verdient gehabt hätten, obwohl wir nicht unser bestes Spiel gemacht haben".
Stimmen zum Pokalfinale
Ribéry fingert Castro ins Auge
Der 18. Pokaltriumph der Bayern hatte aber erneut einen Beigeschmack. Superstar Franck Ribéry hatte in der zunehmend hitzigen Partie Glück, dass sein Augenpiekser gegen Gonzalo Castro nicht mit Rot bestraft wurde (38.). Castro hatte Ribéry gefoult und ebenfalls ins Gesicht gefasst, Schiedsrichter Marco Fritz (Korb) zeigte beiden Gelb.
Das "Spiel der Spiele", der Klassiker, der krönende Abschluss: Selten fieberten die Fans einem Pokalendspiel mit derart hohen Erwartungen entgegen. Und die 74.322 Zuschauer im ausverkauften Olympiastadion wurden von den besten Mannschaften der letzten Jahre nicht enttäuscht.
Für sie, Bundestrainer Joachim Löw und Abermillionen an den TV-Geräten in 189 Ländern hatte Guardiola, der im feinen Zwirn coachte, eine letzte kleine Überraschung parat. Im Abwehrzentrum verteidigte der junge Joshua Kimmich, Javi Martínez (Knöchel) stand nicht im Kader. Auf der Tribüne saßen zudem die verletzten Stars Arjen Robben, Mario Götze und Holger Badstuber sowie der Dortmunder Ilkay Gündogan.
Guardiola als Dauergestikulierer
Guardiolas "Schüler" Tuchel, wie immer im Trainingsanzug, ließ die Defensive um Hummels wie beim jüngsten 0:0 in der Bundesliga als Fünferkette verteidigen. Wie im März in Dortmund taten sich die Bayern damit schwer, daran änderte Guardiolas engagiertes Coaching - oft jenseits seiner Zone - nichts.
Der dauergestikulierende Katalane entledigte sich bald seiner Jacke, gab weiter Vollgas. Wie den Trainern war auch den Spielern eine gewisse Nervosität anzumerken, beide Mannschaften leisteten sich ungewöhnlich viele leichte Ballverluste.
Tuchel wollte das provozieren, um die Bayern mit Kontern zu überrennen. Vor allem EM-Hoffnung Marco Reus verhaspelte sich dabei oft. Der auffälligere Pierre-Emerick Aubameyang, der zwei Tore angekündigt hatte, kam dem 0:1 in der von taktischen Scharmützeln geprägten ersten Halbzeit am nächsten (33.).
Pyro-Einlage der Dortmunder Fans
Dortmunds Anhang eröffnete Hälfte zwei mit einer fragwürdigen Pyro-Einlage, die das Rund für einige Minuten einnebelte. Kurz darauf erschien Hummels vor der Westkurve und köpfte übers Tor (50.). Zwei Minuten später ließ er Robert Lewandowski ziehen, doch der Pole stocherte den Ball vorbei (52.).
Gute Chancen häuften sich, Aubameyang vergab mehrfach (57., 85.). Beide Teams ließen ihre taktischen Fesseln immer mehr fallen, kämpften mit offenem Visier. Endlich brannte es nicht mehr nur in Coachingzonen oder auf den Rängen, sondern auch auf dem Platz. Lewandowski scheiterte abermals (64.).
Dortmund musste dem Dauerkampf Tribut zollen, Marcel Schmelzer und Hummels gingen angeschlagen raus. Ribéry scheiterte an Roman Bürki (75.) - Verlängerung. Dort bestimmten die Münchner weiter das Geschehen, der BVB setzte Nadelstiche wie mit Henrich Mchitarjan (103.).
Statistik
München: Neuer - Lahm, Kimmich, Jerome Boateng, Alaba - Vidal - Costa, Thomas Müller, Thiago, Ribery (108. Coman) - Lewandowski. - Trainer: Guardiola
Dortmund: Bürki - Piszczek, Sven Bender, Sokratis, Hummels (78. Ginter), Schmelzer (70. Durm) - Weigl, Castro (106. Kagawa) - Mchitarjan, Reus - Aubameyang, . - Trainer: Tuchel
Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb)
Tore: Fehlanzeige
Elfmeterschießen: 0:1 Kagawa, 1:1 Vidal, 1:1 Neuer hält gegen Sven Bender, 2:1 Lewandowski, 2:1 Sokratis schießt Elfmeter gegen den Pfosten, 2:1 Bürki hält gegen Kimmich, 2:2 Pierre-Emerick Aubameyang, 3:2 Thomas Müller, 3:3 Marco Reus, 4:3 Douglas Costa
Zuschauer: 74.322 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Ribery, Kimmich, Vidal (2), Müller - Castro (2), Hummels, Sokratis (2)