München/Dortmund. Auch beim FC Bayern München macht sich der Ex-Präsidenten mit Äußerungen zum geplanten Wechsel des BVB-Kapitäns wenig Freunde.
Uli Hoeneß ist zurück: Mit pikanten Äußerungen in der Debatte um den bevorstehenden Wechsel des Dortmunder Kapitäns Mats Hummels zum FC Bayern München ist der ehemalige Präsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters nach seiner abgesessenen Haftstrafe als Steuersünder endgültig wieder im Geschäft.
"Offensichtlich ist es im Falle von Mats so, dass es sein Wunsch ist, nach München zu kommen. Ich meine, wenn einer an die Tür klopft, dann wird der FC Bayern schlecht beraten sein, die Tür nicht aufzumachen“, hatte Hoeneß am Vorabend der Dortmunder 5:1-Gala in der Bundesliga gegen den VfL Wolfsburg gesagt.
Damit wollte der 64-Jährige nach eigenem Dafürhalten in erster Linie seinen Verein gegen Vorwürfe der bewussten Gegnerschwächung verteidigen. Vielmehr sorgte Hoeneß mit diesem Statement aber für zusätzlichen Zündstoff, der neben dem Anhang des BVB auch die Verantwortlichen des Rivalen in Wallung brachte.
Das sagte Hummels nach dem Wolfsburgspiel
Hoeneß' Äußerungen hätten die Stimmung im Stadion "dramatisch angeheizt", befand Borussias Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, ohne den Namen des bayerischen Ex-Präsidenten in den Mund zu nehmen. Stattdessen sagte Watzke: "Ich muss ganz ehrlich sagen, ich weiß nicht, was sich die betroffene Person dabei gedacht hat."
Zum Vorwurf, die Bayern würden mit dem Hummels-Transfer vor allem Dortmund schwächen wollen, sagte Watzke lakonisch: "Das ist mir egal." Ein größeres Anliegen war es dem Club-Boss, seinen Noch-Kapitän vor Anfeindungen aus dem eigenen Publikum in Schutz zu nehmen. "Ich mag ihn total, er ist ein großartiger Bursche", sagte Watzke über Hummels.
"Mats ist ein astreiner Junge"
Der Spielführer der Schwarz-Gelben bekam bei nahezu jedem Ballkontakt reichlich Unmut zu spüren. Zudem bekundeten einige Stadionbesucher mit einem großen Transparent („Der Kapitän geht als erster von Bord, am besten sofort“) ihren Wunsch nach einem raschen Abschied des vertraglich bis 2017 gebundenen Nationalspielers Richtung München.
Als dann noch bitterböse Gesänge von der Südtribüne einsetzten, war auch Watzkes Geduld aufgebraucht. „Mats ist ein astreiner Bursche. Ein ganz großartiger Junge. Und wer den beleidigt, der hat eigentlich das Recht schon verspielt, zu uns zu gehören, weil das ist nicht Borussia Dortmund“, kommentierte der BVB-Geschäftsführer erbost.
Allerdings bezifferte Watzke die Anzahl derjeniger, die gegen seinen Spieler pfiffen, auf "fünf Prozent von 80.000". "Ich habe sehr viele gesehen, die ihm auch Beifall geklatscht haben." Die persönlichen Beleidigungen gegen Hummels nach dem Spiel vor der Südtribüne seien aber auch für ihn zu weit gegangen.
Das sah neben Trainer Thomas Tuchel und seinen Mannschaftskollegen auch Hummels selbst so, der trotz allem den eigenen Fans applaudierte und anschließend eingestand: "Es ist alles emotional - auch für mich.“ Aus seiner Enttäuschung über die gereizte Stimmung machte der abwanderungswillige Weltmeister keinen Hehl: "Ich bin der erste Spieler, der von den Fans ausgepfiffen wird, obwohl er noch nicht gewechselt ist."
Rummenigge versucht sich als Schlichter
Auch auf die Hoeneß-Aussagen nahm Hummels Bezug. "Ich habe mich nirgendwo angeboten. Das ist der größte Humbug, den ich je gehört habe. Das habe ich nicht nötig", sagte der 27-Jährige in den Katakomben des Signal Iduna Parks. Watzke indes hatte vor dem Spiel noch von Hoeneß ablenken wollen: "Er hat im Moment keine Funktion im Verein, ist nur Edel-Fan. Mein Ansprechpartner ist Karl-Heinz Rummenigge. Der hat sich bisher korrekt verhalten.“
Und Bayerns Vorstandschef versuchte sich tatsächlich als Schlichter. "Uli hat da was falsch verstanden. Fakt ist, dass schon der FC Bayern bei Mats Hummels an die Tür geklopft hat und nicht umgekehrt“, sagte Rummenigge in München. Er gehe davon aus, dass noch vor dem Aufeinandertreffen im DFB-Pokalfinale am 21. Mai eine Einigung über den Wechsel erzielt wird: „Ich glaube nicht, dass man so lange warten wird. Beide Clubs haben kein Interesse, dass die Geschichte gezogen wird. Beide wollen da vorher Klarheit schaffen.“
Wie hoch die Ablöse für den Verteidiger letztendlich ausfallen wird, muss abgewartet werden. Die kolportierte Summe von 40 Millionen Euro und eine mögliche Dreingabe des verlorenen Sohns Mario Götze kommentierte Watzke so: "Wir verrechnen nichts. Die Bayxern wissen, wieviel sie zahlen müssen."
BVB kann eigene Meistermarke toppen
In der Aufregung um Hummels ging völlig unter, dass der BVB den Abstand zum FC Bayern zwei Spieltage vor dem Saisonende auf fünf Punkte verkürzte. Dennoch bezeichnete Außenverteidiger Marcel Schmelzer die Chance, noch in das Meisterrennen eingreifen zu können, als verschwindend gering: "Ich glaube nicht, dass sich das die Münchner noch nehmen lassen.“
Gleichwohl präsentierte sich die Borussia in meisterlicher Form. Dank der Tore von Shinji Kagawa (7.), Adrian Ramos (9.), Marco Reus (60.) und Pierre-Emerick Aubameyang (77./78) wahrte der Tabellenzweite die Chance, die bisher beste Saison-Punktausbeute aus der Meistersaison 2012 (81) noch zu toppen.
"Es ist ein tolles Gefühl, die Energie zu spüren. Dass wir uns frei machen von allen Umständen und immer drauf und dran sind, absolute Topleistungen zu bringen“, sagte Trainer Thomas Tuchel in Anspielung auf die von den Hummels-Plänen ausgelösten Störgeräusche.
Dagegen setzten die Wolfsburger ihre Talfahrt fort. Der Vorjahreszweite ist seit sieben Spielen ohne Sieg und nun auch endgültig in der kommenden Saison in keinem internationalen Wettbewerb vertreten. Trainer Dieter Hecking verzichtete auf Schönfärberei: „Wir sind in einer schwierigen Situation, es läuft vieles negativ. Unter das, was in der Rückrunde gelaufen ist, sollten wir schnell einen Haken machen.“
Der 32. Bundesliga-Spieltag