Istanbul. 17-Jähriger sitzt nach Attacke während des Spiels Trabzonspor gegen Fenerbahce in U-Haft. Auch dem Verein droht nun Ungemach.

Eklat im türkischen Fußball: Ein Fan hat beim Erstligaspiel zwischen Trabzonspor und Fenerbahce Istanbul am Sonntagabend kurz vor dem Abpfiff einen Schiedsrichterassistenten attackiert. Beim Stand von 0:4 in der Nachspielzeit stürmte der Mann aus der Trabzon-Kurve auf den Platz, stieß den Assistenten zu Boden, trat und schlug auf ihn ein. Das Spiel wurde abgebrochen.

Bereits zuvor hatten Trabzonspor-Anhänger damit begonnen, zu randalieren. Hinter dem Tor von Fenerbahce-Schlussmann Volkan Demirel durchbrachen Zuschauer zunächst eine Absperrung. Danach flogen abgerissene Stadionsitze und Böller auf den Platz, woraufhin Schiedsrichter Bülent Yildirim die Partie kurzzeitig unterbrach und sich Polizeikräfte zwischen dem Block und dem Rasen aufbauten.

Ordner überwältigen Randalierer

Als das Spiel weiterlief, rannte schließlich hinter dem Trabzon-Tor ein Zuschauer auf den Platz. Der Mann schlug und trat auf den Torraumrichter Volkan Bayarslan ein. Dann konnte der Randalierer erst von Ordnern überwältigt werden, auch Trabzonspors Schlussmann Onur Kivrak half dabei. Danach verließen die Spieler und die Schiedsrichter den Platz.

Die Partie wurde nicht wieder angepfiffen. Etwa eine halbe Stunde nach der Unterbrechung hieß es beim übertragenden Sender „Lig TV“, das Spiel sei offiziell abgebrochen worden. Der angegriffene Schiedsrichter sei behandelt worden und ihm gehe es den Umständen entsprechend gut, hieß es.

Nach der Hooligan-Attacke kam ein 17-Jähriger in Untersuchungshaft. Laut Nachrichtenagentur Anadolu nahm die türkische Staatsanwaltschaft gegen den Mann unter anderem wegen vorsätzlicher Körperverletzung Ermittlungen auf. Nach Abschluss der Untersuchungen soll der Teenager demnach einem Gericht vorgeführt werden.

Trabzonspor drohen nun eine Platzsperre von mindestens fünf Spielen und eine hohe Geldstrafe, berichtet die Nachrichtenagentur DHA. Der türkische Fußballverband TFF kündigte am Sonntagabend in einer Presseerklärung eine Entscheidung an, ohne einen Zeitpunkt zu nennen.

Marin: "Eigentlich sind die Fans top"

Trabzonspors deutscher Profi Marko Marin geht von harten Konsequenzen aus. "Die Vorfälle sind natürlich furchtbar, das darf nicht passieren", sagte der 27-Jährige, der seit Sommer 2015 vom FC Chelsea an die Türken ausgeliehen ist und aufgrund eines Magen-Darm-Virus gegen Fenerbahce fehlte, im Gespräch mit Sport1.

"Es müssen sich einige Dinge entscheidend ändern. Diese Personen, die das zu verantworten haben, werden kein Spiel von Trabzonspor mehr sehen", sagte Marin und ergänzte: "Das ist nicht nur schlecht für den Fußball im Allgemeinen, sondern vor allem für Trabzonspor. Eigentlich sind die Fans top und unterstützen uns immer super. Man muss aber ganz klar sagen, dass diese Chaoten eine Minderheit sind, die nicht nachdenkt."

Torhüter Kivrak hatte schon unmittelbar nach dem Angriff auf den Torrichter demonstrativ sein Trikot und die Handschuhe niedergelegt und eigenmächtig den Platz verlassen. "Onur ist eine Legende, ist unser Kapitän und eine absolute Identifikationsfigur für unsere Fans", sagte Marin. "An seiner Reaktion merkt man, dass jetzt alles zu viel wurde in letzter Zeit, auch für ihn. Er wollte ein Zeichen setzen und sagen 'es reicht'."

Gomez-Tore reichen nur zu Remis

Sollte das Ergebnis Bestand haben, hat Fenerbahce in der Süper Lig damit den Rückstand auf Mario Gomez und den Tabellenführer Besiktas Istanbul auf vier Punkte verkürzt. Trotz des 23. Saisontores des deutschen Nationalstürmers hatte sich der Spitzenreiter am Sonnabend bei Akhisar Belediyespor mit einem 3:3 (1:1) begnügen müssen. Vier Spiele stehen noch aus.

Gomez (15.) und Olcay Sahan (47.) brachten Besiktas zweimal in Führung, doch den dreifachen Torschützen Hugo Rodallega (45.+1, 54. und 78.) bekamen die Gäste nicht in den Griff. Cenk Tosun (90.) rettete Besiktas immerhin noch einen Zähler.

Auch Podolski trifft doppelt

Weltmeister Lukas Podolski stoppte mit Galatasaray Istanbul am Sonntag die Talfahrt. Nicht zuletzt dank der Saisontreffer elf und zwölf von Podolski gewann der türkische Rekordmeister gegen Kasimpasa SK 4:1 (1:1) und feierte nach zuvor sieben Spielen ohne Sieg mal wieder einen Dreier.

Podolski, der in der 14. Minute bei einem Pfostentreffer Pech hatte, gelang in der 63. Minute das 2:1 für die Gastgeber, in der 90. Minute traf er zum Endstand.