Der Nächste bitte! Nach nur 215 Tagen muss Benítez bei Real Madrid wieder gehen. Nachfolger ist der frühere Weltstar Zinédine Zidane.

Madrid. Real Madrid hat den nächsten Trainer verschlissen, nun soll der frühere Weltstar Zinedine Zidane die verkorkste Saison der Königlichen retten. Der spanische Fußball-Rekordmeister trennte sich am Montag nach nur 215 Tagen von Rafa Benítez und reagierte damit auf die seit Monaten andauernde Krise mit sportlichen Misserfolgen peinlichen Pannen. Als Nachfolger präsentierte Clubchef Florentino Pérez den Franzosen Zinédine Zidane, der bislang die B-Mannschaft der Madrilenen trainiert hatte. Der Welt- und Europameister ist bereits der 14. Real-Trainer in 13 Jahren.

Der Abschied von Benítez erfolgte einen Tag nach dem 2:2 beim FC Valencia, womit sich der Rückstand des drittplatzierten Teams um Weltmeister Toni Kroos auf Spitzenreiter und Stadtrivale Atlético (41 Zähler) auf vier Punkte vergrößerte. Zweiter der Primera Division ist Erzrivale FC Barcelona (39), der noch ein Spiel im Rückstand ist.

Benítez sei ein großartiger Trainer, sprach Perez warme Worte zum Abschied und widmete sich sogleich dem 43 Jahre alten Nachfolger Zidane: „Zinédine, das ist dein Stadion, das ist dein Club, du hast unser ganzes Vertrauen. Ich bin stolz, dich bei mir zu haben, weil für dich das Wort unmöglich nicht existiert.“ Dies brachte der Franzose auch gleich zum Ausdruck: „Wir haben den besten Club der Welt, die besten Fans der Welt. Ich werde mein Bestes geben, damit wir bis zum Ende der Saison etwas gewinnen. Ich glaube, es wird alles klappen.“ Die Vertragsunterzeichnung als Trainer sei bewegender als zu Profizeiten gewesen.

Benítez unterlief Wechsel-Panne

Benítez war erst am 3. Juni 2015 als Nachfolger des zukünftigen Bayern-Trainers Carlo Ancelotti vorgestellt worden. Der Rückkehrer, der 1986 seine Trainer-Laufbahn im Nachwuchsbereich bei Real begonnen hatte und 1993 die zweite Mannschaft übernahm, agierte aber von Beginn an glücklos. Sportlich konnte das Starensemble nicht überzeugen, Tiefpunkt war das 0:4 vor heimischer Kulisse gegen Barca am 21. November. Auch bei den Fans, die ein spektakuläreres Spiel ihrer Mannschaft forderten, hatte der 55 Jahre alte Coach nur wenig Kredit. Dabei hatte er einige Erfolge vorzuweisen: Mit dem FC Liverpool gewann er 2005 die Champions League, zuvor hatte er Valencia zum Uefa-Cup-Erfolg und zwei Meisterschaften geführt.

Doch bei Real kamen neben dem sportlichen Misserfolg peinliche Pannen wie der Wechselfehler des Trainers im Pokal gegen Cadiz CF, als er den nicht spielberechtigten Russen Denis Cheryschew einsetzte und damit dem Club den Ausschluss aus dem Wettbewerb bescherte. Das Malheur reihte sich ein in viele Negativschlagzeilen seit Saisonbeginn. So war der frühere Welttorhüter Iker Casillas im Sommer an den FC Porto abgegeben worden, der Wechsel des zum Nachfolger auserkorenen David De Gea (Manchester United) scheiterte allerdings an Wechselformalitäten.

Zidane-Kopfnuss bleibt unvergessen

Kritik musste sich Clubchef Perez nach dem erneuten Trainerwechsel gefallen lassen. „Florentino verbraucht weiter Trainer am laufenden Band, dabei ist er das Problem bei Real“, hieß es beim TV-Sender La Sexta. Kein Trainer war ihm bislang gut genug: Nicht Fabio Capello, nicht José Mourinho und auch nicht Ancelotti, der den Verein 2014 immerhin zum zehnten Triumph in der europäischen Königsklasse geführt hatte.

Nun soll es Zidane richten. Der frühere Weltfußballer genießt einen guten Ruf bei Real. 2001 für die damalige Rekordsumme von 73,5 Millionen Euro nach Madrid gekommen, führte der Mittelfeldstar den Club zum Champions-League-Sieg 2002 gegen Bayer Leverkusen, zum Weltpokal-Erfolg im gleichen Jahr und zur spanischen Meisterschaft 2003. Als Funktionär kehrte der Weltmeister von 1998 nach seinem Karriereende zu Real zurück - erst ab 2011 als Sportdirektor, ab 2014 dann als Trainer der zweiten Mannschaft. Aktuell liegt die Mannschaft in der drittklassigen Segunda Division B auf dem zweiten Platz und darf auf die Zweitliga-Rückkehr hoffen.

Sein Abgang als aktiver Profi von der großen internationalen Bühne war allerdings weniger ruhmreich. Im WM-Finale 2006 in Berlin streckte er den Italiener Marco Materazzi mit einer Kopfnuss zu Boden, nachdem dieser Zidanes Schwester wüst beleidigt hatte. Knapp zehn Minuten spielte Frankreich in Unterzahl, ehe es der Squadra Azzurra 5:3 im Elfmeterschießen unterlag.